AboAbonnieren

„Muppet Show“Gibt es Kermit nur noch mit Warnhinweis?

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt (3)

Kermit der Frosch in "Die Muppets 2: Muppets Most Wanted". Der Film ist auf Disney+ zu sehen.

Los Angeles – Hat jemals jemand etwas Schlechtes über die „Muppet Show“ gesagt?

Jim Hensons sanft-anarchisches Puppen-Varieté war Ende der 70er Jahre eines der wenigen TV-Programme, auf die sich Erwachsene und Kinder einigen konnten. Es blieb die im Intro-Song angekündigte fabelhafte, wunderbare, einzigartige, blödelhafteste Super-Muppet-Show. Meine Eltern guckten sie mit mir, ich schaute sie mit meinen Kinder an. Jedenfalls die ersten drei Staffeln, die beiden letzten sind nie auf DVD erschienen.

Jetzt hat Disney+, der Streamingdienst der Maus, alle Folgen ins Programm genommen (in den USA, für die deutsche Version muss man sich noch etwas gedulden). Und mit einem Warnhinweis versehen: Das Programm enthielte negative Darstellungen und/oder eine nicht korrekte Behandlung von Menschen oder Kulturen. „Diese Stereotypen waren damals falsch und sie sind es auch heute.“ Ähnlich war Disney zuvor mit eigenen Klassikern wie „Dumbo“, „Das Dschungelbuch“ oder „Peter Pan“ verfahren.

Die empörten Reaktionen folgten prompt. „Cancel Culture“ würde Disney betreiben. Es ist der Pauschalvorwurf von Rechtsaußen. Unter dem Slogan „Uncancel America“ ist Donald Trump gerade auf der Konferenz des rechten Republikaner-Flügels aufgetreten. Auf einer Bühne, die einer Nazi-Rune nachempfunden war.

Wie so oft, wenn „Cancel Culture“ gerufen wird, ist das Gegenteil der Fall: Disney gibt seinen alten Filmen und der Muppet Show eine Plattform – natürlich nicht aus edler Gesinnung. Die Hinweise, die sich unter anderem auf rassistische Darstellungen von amerikanischen Ureinwohnern, Mexikanern, Schwarzen und Chinesen beziehen, entsprechen den Erklärungen, die jeder Erziehungsberechtigte – hoffentlich – sowieso seinen Kindern gibt. So wie zwar niemand „Huckleberry Finn“ aus der Literaturgeschichte entfernen will, aber man das Buch auch schlecht laut vorlesen kann, ohne zuvor über den Gebrauch des N-Wortes zu sprechen, das dort auf beinahe jeder Seite auftaucht.

Rassismus ist gelernt, wird von Generation zu Generation weitergegeben. Mit seinen Warnhinweisen versucht Disney dieses toxische Erbe zu unterbrechen, ohne die Geschichte zu beschönigen. Unter dieser Voraussetzung kann man die Puppen auch wieder tanzen lassen.