Nena wird 60Das Neue-Deutsche-Welle Mädchen ist erwachsen

Als coole Sängerin ohne Anspruch auf Perfektion erlebte Nena in den 1980er Jahren die Hochzeit der neuen Deutschen Welle.
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Köln – Kann es wahr sein? Nena wird 60 Jahre alt? Tatsächlich, Nena, deren bürgerlicher Name Susanne Gabriele Kerner lautet, wurde am 24. März 1960 in Hagen in Südwestfalen geboren. Als Tochter eines Lehrerehepaars. 60 Jahre also, auch wenn Nena noch so frisch wirkt wie vor fast 40 Jahren, als ihre Karriere begann. „Ich hab’ heute nichts versäumt, denn ich hab’ nur von dir geträumt“, sang sie im Jahr 1982 und tanzte bei ihrem ersten TV-Auftritt im ARD-Musikladen, bekleidet mit ihrem legendären roten Lederminirock und einem türkisfarbenen Shirt, über die Bühne. Nenas Durchbruch.
Es war die Zeit der Neuen Deutschen Welle, Nena war einer ihrer größten Stars. Ähnlich wie Annette Humpe von „Ideal“, deren Hit „Blaue Augen“ bereits 1980 erschienen war, sang und singt Nena absolut zwanglos, ohne Anspruch auf Könnerschaft. Ein bisschen abgedreht, aber stets die Töne treffend und mit viel Gefühl für Harmonien. Dieser Stil war neu in einer Zeit, in der Sängerinnen wie etwa Joy Fleming populär waren, die voluminöse, ausgebildete Stimmen hatten.
Coole Sängerin ohne Anspruch auf Perfektion
Nena kam ohne dies aus, sie erschien als coole Sängerin ohne Anspruch auf Perfektion – und traf den Nerv der Zeit. Frauen und Mädchen bewunderten sie für ihre Lässigkeit, Männer und Jungs fanden sie schön und sexy.
Sogar der heutige bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Jahrgang 1967, in dessen Kinderzimmer Bilder von Franz-Josef Strauß hingen, gehörte zu ihren Fans. „Wie viele in meiner Generation war ich natürlich schwer in Nena verliebt“, erzählte Söder einmal.
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Ihren Namen erhielt Nena als Kind im Urlaub in Spanien. „Eh, Nena“, riefen die einheimischen Kinder, wenn sie zu ihr sprachen – „Nena“ ist eine vor allem im Süden geläufige Abwandlung des Wortes „Niña“ und bedeutet Mädchen.

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Sie fand den Namen schön und behielt ihn, verständlicherweise, klingt er doch um einiges cooler als „Susi“ oder „Gabi“, die üblichen Kurzformen ihrer Vornamen.
Dann verschwand Nena
Mit ihrem Lebensgefährten Rolf Brendel zog Nena Anfang der 1980er Jahre nach West-Berlin, das damalige Eldorado aller hippen jungen Leute, und gründete mit anderen Musikern die nach ihr benannte Band. Den schon unglaublich großen Erfolg von „Nur geträumt“ steigerte sie Anfang 1983, als die Single „99 Luftballons“ erschien. Es ging darin einmal nicht nur um Liebe, sondern um die Angst vieler Menschen vor einem großen Militärschlag – in Zeiten des Kalten Krieges. „99 Luftballons“ wurde einer der erfolgreichsten deutschen Popsongs aller Zeiten – und die Sängerin endgültig zu einem Idol ihrer Generation, die Nenas leicht zerzauste Frisur genauso imitierte wie ihren coolen Kleidungsstil.
Wie viele andere Stars der Neuen Deutschen Welle verschwand Nena ein paar Jahre später von der großen Bühne. 1987 trennte sich die Band. Es folgten bewegte Jahre. 1989 starb ihr behindert zur Welt gekommener Sohn Christopher im Alter von nur elf Monaten. 1990 bekam sie Zwillinge, Nenas Beziehung zu Brendel scheiterte. Mit Philipp Palm, einem Schlagzeuger und Musikproduzenten, hat Nena zwei weitere Kinder, geboren 1995 und 1997.
Anders als die meisten anderen Sänger der Achtziger kam Nena groß zurück, als sie Anfang des 21. Jahrhunderts zunächst alte Hits neu einspielte – vor allem ihr „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“ als englischsprachige Version „Anyplace, Anywhere, Anytime“ im Duett mit Kim Wilde war ein Erfolg. 2005 legte sie neue Kompositionen nach. „Willst du mit mir gehen“ war ein Erfolgsalbum, genauso wie die Single „Liebe ist“. Nena ist zwar Nena geblieben. Sie singt immer noch im typischen Sound, aber ein wenig ruhiger. Die Texte sind nachdenklicher geworden, Lieder eines erwachsenen Mädchens.
Nena gehörte in den ersten drei Staffeln zu den Coaches der ProSieben-Castingshow „The Voice of Germany“, was ihren Bekanntheitsgrad in der Generation der Millennials gesteigert haben dürfte. Auch die Fans des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund mögen Nena. Im November 2010 hatte sie im mit mehr als 80.000 Zuschauern ausverkauften BVB-Stadion einen kurzen Auftritt, bei dem sie ihr Lied „Leuchtturm“ zusammen mit dem Publikum sang. Vorher hatten die Fans bei den Spielen häufig den Refrain des Songs auf der Südtribüne angestimmt.
Und wie schafft es Nena, die inzwischen drei Enkelkinder hat, mit 60, also beim offiziellen Eintritt ins Seniorenalter, noch so jung auszusehen? Nach eigenen Angaben hält sie sich mit viel Yogatraining fit und entspannt. Außerdem ist sie schon lange überzeugte Veganerin.
Und sie will der Bühne treu bleiben: Von Juni bis Oktober plant sie bisher sechs Konzerte – in der Schweiz, in Tschechien, Dänemark, Österreich - und eines in Deutschland, im Juli in Rosenheim.