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„Menschenverachtende Scheiße“Komiker Mockridge entschuldigt sich bei Para-Sportlern

Lesezeit 3 Minuten
Luke Mockridge steht wegen Äußerungen über die Paralympics im Fokus.

Luke Mockridge steht wegen Äußerungen über die Paralympics im Fokus.

Luke Mockridge ernetete Kritik nach Podcast-Äußerungen über die Entstehung der Paralympics. Nun erklärt sich der Komiker.

Die ehemalige deutsche Bahnradsportlerin und zweifache Olympiasiegerin Kristina Vogel hat sich entsetzt über Aussagen von Comedian Luke Mockridge über die Paralympics geäußert. Die nach einem Unfall im Training seit 2018 querschnittsgelähmte Athletin teilte in einer Instagram-Story einen Ausschnitt einer Aufnahme des Podcasts „Die Deutschen“, in dem sich Mockridge und die beiden Podcast-Hosts Nizar und Schayan über die Paralympics auslassen.

Vogel bezeichnet die dabei getätigten Aussagen als „menschenverachtende Scheiße“. Sie kritisiert Mockridge dafür, Menschen mit Behinderung herabzuwürdigen.

Luke Mockridge: „War nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen“

Der Komiker entschuldigte sich schließlich für seine Äußerungen. „Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen – besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele“, schrieb Mockridge auf seinem Instagram-Kanal.

„Aus meiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit mit behinderten Menschen habe ich immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt, den ich gefeiert habe. Dass es mir nicht gelungen ist, das richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir wirklich leid“, schrieb Mockridge weiter. „Es fuckt mich auch ab, dass Medien zum Ende dieser Paralympischen Spiele mehr über mich sprechen und nicht über das Turnier.“

Luke Mockridge nach Äußerungen zu Paralympics in der Kritik – Um welche Aussagen geht es konkret?

Im dem rund dreieinhalbminütigen Clip, der Berichten zufolge bereits vor einigen Wochen entstanden ist, aber jetzt erst in den sozialen Medien hohe Wellen schlägt, sagt Mockridge unter anderem, er fände die Paralympics „mega“, ehe er über deren Entstehungsgeschichte spottet.

„Das ist schon abgefahren, oder? Der Erste, der ein anderes Land anrief und sagte: ,Hey, du kennst doch die Olympischen Spiele. Ich habe eine ähnliche Idee. Ihr habt doch auch Behinderte in eurem Land, oder? Sollen wir mal gucken, wer Schnellere hat?‘“

Diese Idee sei „wild“. Im Podcastraum herrscht während Mockridges Ausführungen allgemeine Belustigung, anschließend erzählt der Komiker aus Bonn von seiner Bekanntschaft mit Mathias Mester (ehemaliger deutscher Leichtathlet der Wurfdisziplinen im Behindertensport, Anm. d. Red.). Mester wird anschließend von einem der Hosts als „Midget“ (dt. Zwerg) bezeichnet wird – ein Begriff, der von vielen Kleinwüchsigen als diskriminierend empfunden wird.

ZDF-Reporter nennt Mockridges Ausführungen eine „Schande“ – Olympiasiegerin findet sie „menschenabwertend“

Kurz darauf führt Mockridge zu den Paralympics weiter aus: „Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken und dann“ – Nizar unterbricht: „Aber dann ertrinken die doch?“ – daraufhin antwortet Mockridge: „Und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen.“ Die Podcaster können sich nun vor Lachen kaum in ihren Sitzen halten.

Schwimmen galt beim Großereignis in Frankreichs Hauptstadt als das Aushängeschild des Deutschen Behindertensportverbandes – unter anderem stellten Taliso Engel und Elena Semechin Weltrekorde auf und holten Goldmedaillen.

In den sozialen Medien sehen viele Nutzerinnen und Nutzer die Grenze der Geschmacklosigkeit erreicht. ZDF-Reporter Michael Krämer, der mit Vogel die Übertragungen im Bahnradsport kommentiert, nennt die Äußerungen „eine Schande“, viele werfen Mockridge und den Podcast-Hosts Ableismus vor.

Kristina Vogel über Luke Mockridge: „Verstehe nicht, wie man so menschenabwertend sein kann!“

Sie würden „behinderte Menschen einfach so niedermachen“, sagt Vogel. „Ich verstehe nicht, wie man so menschenabwertend sein kann! Ja, man darf auch über Menschen mit Behinderung lachen… Aber das hier von Euch, das ist einfach unterirdisch“, schreibt die Olympiasiegerin in einem Kommentar auf den entsprechenden Beitrag des offiziellen Instagram-Accounts von „Die Deutschen“.

Kristina Vogel, hier als Expertin bei den Bahnrad-Events der Olympischen Spiele in Paris im Einsatz, ist seit rund sechs Jahren auf einen Rollstuhl angewisen.

Kristina Vogel, hier als Expertin bei den Bahnrad-Events der Olympischen Spiele in Paris im Einsatz, ist seit rund sechs Jahren auf einen Rollstuhl angewisen.

Luke Mockridge wies in einer Story am Samstagmittag bei Instagram auf seine Tour „Funny Times“ hin, mit der er Ende Oktober auch in Köln auftritt. Bereits zuvor kehrt er nach einer Bildschirmpause wieder als Moderator im Fernsehen in Erscheinung. Am 12. September ist Mockridge mit seiner neuen Show „Was ist in der Box? - Das Comedy-Quiz“ bei Sat.1 zu sehen. Der Senders hat sich bislang nicht zur Kritik an Mockridges Podcast-Aussagen geäußert. (pst)