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Friedenskantate in der PhilharmonieKölner Kurrende wagt sich an Jazz

Lesezeit 2 Minuten
09.01.2022, Köln: Sänger des Chors  Kölner Kurrende in der Philharmonie. Foto: Uwe Weiser

Sänger des Chors Kölner Kurrende in der Philharmonie, 2022

Die Kölner Kurrende tritt in der Philharmonie erstmals mit dem JugendJazzOrchester NRW auf. Beim Ausflug in diese neuen Gefilde klappte nicht alles, er ist aber sehr wilkommen.

Na nu, keine h-Moll-Messe, kein Mozart- oder Brahms-Requiem, sondern – chorischer Jazz! Die Kölner Kurrende unter ihrem Leiter Michael Reif bricht spektakulär aus dem Repertoirebereich, in dem sich ein etablierter Konzertchor des E-Musik-Bereichs üblicherweise bewegt.

Im Rahmen der Kölner Chorkonzerte in der Philharmonie präsentierte das Ensemble soeben die – zur aktuellen weltgeschichtlichen Situation außerordentlich gut passende – „Friedenskantate“ des Kölner Komponisten Michael Villmow und Duke Ellingtons zehn Sacred Concerts (in der Bearbeitung von John Hoybye und Peder Pedersen).

Ausflug der Kölner Kurrende in den Jazz

Dieses Weiterungsstreben ist zu begrüßen, es öffnet die Ohren und Sinne aller Beteiligten und mag als Erfahrung auch dann nicht verloren gehen, wenn man sich wieder dem etablierten Kanon zuwendet. Freilich sind im Zuge dieses Metierwechsels einige Klippen zu überwinden, die auch im Konzert am Sonntagmorgen spürbar ragten. Der selbstverständliche Umgang mit den „schmutzigen“ Tönen in den Jazz-Akkorden, die offensive Realisation der Synkopen zum Beispiel – da war noch Luft nach oben.

Man merkte das immer wieder, wenn die – zweifellos gut präparierten – Sängerinnen und Sänger nach einer instrumentalen Einleitung des nun wirklich großartigen, sich auch in den Improvisationen seiner Solisten (Klarinette, Posaune, Trompete, Saxofone, Klavier) konstant glänzend präsentierenden JugendJazzOrchesters NRW einsetzten: zurückhaltend, etwas muffig, wenig zündend im Sound. Tatsächlich geriet die Kurrende, hinter dem bigbandmäßig auftrumpfenden Orchester postiert, auch in der klanglichen Präsenz in die Rückhand, wirkte streckenweise wie ein psalmodierender Background-Chor. Das mochte von den Kompositionen teils so intendiert sein – aber eben doch nur teilweise.

Chor steigert sich in der zweiten Hälfte des Konzerts

Dafür, dass die zweite Konzerthälfte deutlich besser geriet als die erste und sich in Ellingtons Finale tatsächlich ein gelöster Spiel- und Singrausch entwickelte, war wohl auch die Musik selbst verantwortlich. Villmows „Da pacem“ mit seinen Choralbeimischungen, dissonanten Akkordschichtungen und repetitiven Mustern in Ehren, aber Ellington ist da dann doch noch eine andere Hausnummer.

Zu den Aktivposten der Aufführung gehörten auf jeden Fall die Vokalsolisten Raphaela Hein, Lena Selge und Anna-Karina Barthel. Und auf dem eingeschlagenen Weg sollte die Kurrende weitermachen, eine Vitalisierung der Programmgestaltung ist allemal erstrebenswert. Es muss ja nicht alles auf Anhieb funktionieren – Anfängen muss nicht unbedingt stets ein Zauber innewohnen.