Köln – Hubert Kah war ein Star der Neuen Deutschen Welle, seinen größten Hit „Sternenhimmel“ können wohl auch heute noch die meisten mitsingen. Allerdings ist das alles 30 Jahre her. Mittlerweile ist der Sänger in die Jahre gekommen, die Haare lichten sich, er hat an Gewicht zugelegt. Um es auf den Punkt zu bringen: Seine besten Zeiten liegen hinter ihm. Genau das macht ihn aber zum perfekten Kandidaten für eine Show, die konsequent auf alle niederen Gefühle zwischen Schadenfreude und Voyeurismus abzielt: Zwei Wochen lang haben sich in „Promi Big Brother“ mehr und vor allem minder prominente Kandidaten rund um die Uhr von Sat. 1 filmen lassen. Beim Essen, beim Schlafen, beim Duschen, beim Streiten und bei absurden Spielchen.
Es ist erstaunlich: In den 90ern löste die Containershow noch Proteststürme aus. Heute regt sich niemand mehr auf, wenn Hubert Kah dabei gefilmt wird, wie er an seinen Unterhosen schnüffelt, um zu testen, welche noch frisch ist, oder Ex-Bachelor Paul Jahnke ungelenk mit Badehose bekleidet in der Wanne versucht, seinen Intimbereich zu rasieren.
Sat. 1 hat die üblichen Gesichter für die Show versammelt. Menschen, vor deren Berufsbezeichnung beinahe zwangsläufig ein Ex steht. Ex-„Richter Gnadenlos“ Ronald Schill. Claudia Effenberg, Ex-Frau von Ex-Fußballstar Stefan, Ex-Teppichluder Janina Youssefian, Ex-„Wer wird Millionär?“-Kandidat Aaron Troschke, Ex-Bachelor-Kandidatin Ela Tas. Außerdem Schlagersänger Michael Wender, dem bekanntlich nichts zu peinlich ist, Fernsehkommissarin Alexandra Reitz, Schauspielerin Liz Baffoe, Mario-Max Prinz zu Schaumburg-Lippe (da reicht der Name) und noch irgendein Porno-Sternchen.
Undurchsichtige Spielregeln
Es ist ein ähnliches Personal wie bei „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ Menschen, die für ein bisschen Aufmerksamkeit ihre Würde für zwei Wochen an der Garderobe abgeben. Doch fast alles, was beim Dschungelcamp funktioniert, läuft hier falsch. Das liegt vor allem daran, dass sich beim Zugucken statt harmloser Schadenfreude viel zu oft echtes Mitleid einstellt. Hubert Kah wirkte meist völlig überfordert und geradezu verwirrt. Und Prinz Mario-Max durfte sich in der Show darüber aufklären lassen, dass seine Freundin ihn verlassen hatte.
Hinzu kommt, dass die Spielregeln undurchsichtig sind. Die albern brummige Stimme von „Big Brother“ verkündete jeden Abend anderes. Wer von den Bewohnern in der schicken Wohnung oben, wer im dreckigen Keller unten wohnen musste, wer wann wie von wem nominiert wurde, um von den Zuschauern rausgewählt zu werden – das lief jeden Abend nach einem anderen Muster ab.
Wichtig schienen eigentlich nur zwei Vorgaben zu sein: Hauptsache, jeder ist mal nackt unter der Dusche zu sehen und macht sich bei einem Spielchen zum Affen. Problematisch war auch die Moderation. Jochen Schropp, früher bei Vox für Formate wie „X Factor“ zuständig, scheint einfach zu nett für „Big Brother“ zu sein. Und Cindy aus Marzahn, die vom letztjährigen Katastrophen-Duo mit Oliver Pocher übrig geblieben ist, konnte als „Mother of Big Brother“ ebenfalls selten überzeugen. Die ganze Show war zwar eindeutig weniger verkorkst als im vergangen Jahr, aber gute Unterhaltung war sie viel zu selten.
Trotzdem wollten durchschnittlich knapp drei Millionen Zuschauer bisher die Show jeden Abend sehen. Der Sender zeigt sich zufrieden über die Quoten. Ob es eine neue Staffel geben wird, ist allerdings noch nicht raus.
In einem Punkt ist „Promi Big Brother aber ehrlicher als das Dschungelcamp. Während die RTL-Show so tut, als ginge es nur um Ruhm und Ehre, wird der Sieger im Finale am heutigen Freitagabend (20.15 Uhr, Sat. 1) um 100 000 Euro reicher sein. Und Hubert Kah hat sich auch schon mal Gedanken gemacht, wofür er das Geld verwenden würde: „Auf jeden Fall nicht spenden.“