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Rautenstrauch-Joest-MuseumZoff geht weiter – Drei Angestellte widersprechen Brief an Reker

Lesezeit 4 Minuten
Das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln vor blauem Himmel und einem großen Baum vor der Klinker-Fassade.

Das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln (Archivbild).

Drei Angestellte des RJM in Köln schildern die Arbeitssituation anders als in einem Brief an Reker behauptet – der Konflikt geht weiter.

In der vergangenen Woche hatte die Stadt Köln mitgeteilt, dass Nanette Snoep, Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums, eine geschäftsführende Co-Direktion an die Seite gestellt wird, offenbar in Reaktion auf einen von 23 Museumsangestellten unterzeichneten Brief an die Oberbürgermeisterin, in dem Snoeps Führungsstil scharf kritisiert wird. Allerdings teilen nicht alle Mitarbeitenden die im Brief vorgebrachten Ansichten. Drei Angestellte des städtischen Museums schildern die Situation im RJM anders. Sie möchten anonym bleiben, ihre Namen sind der Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ aber bekannt.

„Es ist nicht der Konflikt nach oben oder unten, sondern der Konflikt untereinander, der hier brennt, der die Gesundheit und das Arbeiten gefährdet“, sagte eine langjährige Mitarbeiterin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie befindet sich zurzeit in Reha, weil sie die Arbeitssituation so belaste.

Mitarbeiterinnen widersprechen Brief: Direktorin sei für Konflikt nicht verantwortlich

Die Mitarbeiterin widersprach den Vorwürfen im Brief, die Direktorin sei für die Kontroverse im Museum verantwortlich zu machen: „Die hohe Arbeitsbelastung kommt in meinen Augen dadurch zustande, dass so viel Zeit und Energie in diese Situation gesteckt werden muss, um mit dem Konflikt untereinander umzugehen.“ Man sitze an einer hausinternen E-Mail, die normalerweise fünf Minuten dauert, um ein Vielfaches länger, so die Mitarbeiterin, „da man jegliche Möglichkeit von Fehlinterpretationen durch Kolleg*innen bedenken muss”.

Auf den Brief habe sie „fassungslos“ reagiert, denn es stünden nicht alle Mitarbeitenden hinter ihm. Sie seien vielmehr sogar ausgeschlossen und unter Druck gesetzt worden, nicht über die Lage am RJM zu sprechen. „Mir wurde jegliche Perspektive auf eine erträgliche Arbeit im Museum genommen“, ergänzt im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger" ein Kollege, der aus demselben Grund vergangenes Jahr mehrere Wochen krankgeschrieben war. „Das Vertrauen ist dauerhaft beschädigt“.

Eine dritte langjährige Mitarbeiterin meldete sich bei dieser Zeitung, um hinzuzufügen: „Diese Unzufriedenheit, auf die sich bezogen wird, herrschte schon, bevor Nanette Snoep ans Haus gekommen ist.“

Konflikte im Rautenstrauch-Joest-Museum konnten durch Mediation nicht gelöst werden

Die Kontroverse im RJM, dessen Ausstellungen europaweit gelobt werden, schwelt seit Jahren, weil die Dekolonisierung des ethnologischen Museums zwar als gemeinsames Ziel angestrebt wird, bei dessen Umsetzung aber Mitarbeitende außen vor gelassen werden. Die Neuausrichtung erzielte zuletzt Erfolg mit dem Beginn der Restitution der Benin-Bronzen. „Es macht einen solchen Spaß, wenn eine Ausstellung kurz vor ihrer Eröffnung steht und ganz viele Leute letzte Handgriffe machen“, betonte die dritte Mitarbeiterin. „Eigentlich ist das hier ein so unglaublich geiler Arbeitsplatz.“

Nachdem im September 2021 erstmals 18 Angestellte einen Brief an Snoep mit einer Beschwerde über ihren Führungsstil geschickt hatten, versuchte die Stadt, die Konflikte im RJM mittels einer von einer externen Firma durchgeführten Mediation zu lösen. Diese scheiterte offenbar. „Viele, darunter auch Unterzeichner*innen des ersten Briefes, waren der Ansicht, dass man mit dieser Firma nicht zusammenarbeiten kann, und zweifelten deren Professionalität an“, sagte der Mitarbeiter über den Grund des Abbruchs. Es sei durch die Arbeitsweise der Mediatoren kein Vertrauen zustande gekommen.

Wir werden hilflos zurückgelassen.
Mitarbeitende des Rautenstrauch-Joest-Museum

Ebenfalls 2021 wendete sich der Mitarbeiter an den Personalrat Kunst und Kultur, um eine Gegenmeinung zum damals kursierenden Beschwerdebrief zu äußern. „Mir wurde gesagt, dass für unser Anliegen keine Vertretung vonseiten des Personalrats möglich wäre“, berichtete er dieser Zeitung. „Ich habe mich lange Zeit nicht getraut, zum Personalrat zu gehen“, so seine Kollegin, die zurzeit in Reha ist. „Der Personalrat hat keinerlei Unterstützung angeboten, mit der Begründung, dass er schon die Funktion übernommen hätte, die andere Seite der Briefunterzeichner*innen zu vertreten.“

Personalratsvorsitzender Roland Fernstaedt äußerte sich dazu auf Anfrage dieser Zeitung: „Wir haben uns jederzeit bereiterklärt, weiter in Kontakt zu bleiben“. Er sehe es als die Aufgabe des Personalrates an, sich allen Parteien zuzuwenden und fügte hinzu: „Wenn der Wunsch nicht explizit geäußert wird, können wir nichts machen.”

Mittlerweile bestätigte die Stadt, dass Michael Lohaus aus dem Kulturamt die Co-Direktion mit einer halben Stelle übergangsweise ab Mitte Mai übernehmen wird. Weitere Maßnahmen zur Lösung des Konflikts neben der Installation einer Co-Direktion seien zu diesem Zeitpunkt nicht geplant, so ein Stadtsprecher. Die drei Mitarbeitenden bedauern das: „Wir werden hilflos zurückgelassen.“