Am Donnerstag wurde die Rückgabe der Kölner „Benin-Bronzen“ an Nigeria feierlich besiegelt. Henriette Reker sprach von einem Meilenstein, der nigerianische Gesandte lobte, Deutschland könne stolz auf sich sein.
Feierliche ZeremonieStadt Köln gibt erste „Benin-Bronzen“ zurück
Sollte Abba Isa Tijani ein historisches Déjà-vu erleben, so ließ er sich dies jedenfalls nicht anmerken. Am Mittwoch hatte der Generaldirektor der nigerianischen Museumskommission in Stuttgart einen Vertrag über die Rückgabe geraubter „Benin-Bronzen“ unterzeichnet. Einen Tag später saß er in Köln neben Oberbürgermeisterin Henriette Reker, um das Gleiche im städtischen Rautenstrauch-Joest-Museum zu tun. Mit der beiderseitigen Unterschrift übertrug die Stadt Köln die Eigentumsrechte an 92 Hofkunstwerken des historischen Königreichs Benin an dessen Rechtsnachfolger, den Staat Nigeria. Drei Werke treten umgehend die Heimreise an, weitere 52 sollen im Lauf des kommenden Jahres folgen, 37 verbleiben vorerst für zehn Jahre als Leihgaben in Köln.
Mit der Rückgabe der 1897 von britischen Truppen geraubten und in alle Welt verkauften Kunstwerke kommt die Stadt Köln einer Jahrzehnte alten Forderung nach, die allerdings erst seit wenigen Jahren in den ehemaligen Kolonialstaaten Gehör findet – außer in Großbritannien, versteht sich. Zunächst hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine Debatte über die Rückgabe geraubter afrikanischer Museumsstücke angestoßen, seit 2021 verhandelte die deutsche Bundesregierung mit Nigeria über die Restitution sämtlicher „Benin-Bronzen“ aus deutschen Museen – darunter den Beständen im Kölner RJM. Eine rechtliche Verpflichtung dazu besteht zwar nicht. Aber sehr wohl eine moralische, wie der Kölner Stadtrat in seinem Rückgabebeschluss befand.
Die feierliche Unterzeichnung des Restitutionsvertrags fand vor der aktuellen (und erstmaligen) Präsentation sämtlicher Kölner „Benin-Bronzen“ statt. Henriette Reker nannte die Rückgabe einen „Meilenstein für Köln“, der auch ein „Grundstein für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“ zwischen der Stadt und ihren nigerianischen Partnern sei. Man sei dankbar für die Leihgaben, so Reker, die zudem der RJM-Direktorin Nanette Snoep „als Akteurin eines Paradigmenwechsels“ dankte. Snoep selbst blieb, als Gast im eigenen Haus, stumm. Aber Freude und Genugtuung waren ihr anzusehen.
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Yusuf Maitama Tuggar, nigerianischer Botschafter in Deutschland, würdigte den Tag der Kölner Rückgabe als den „wichtigsten in der Geschichte der afrikanischen Kulturdiplomatie seit 1977“ – damals hatte sich das Britische Museum geweigert, eine königliche Elfenbeinmaske für das epochale „Festac77“-Festival in Lagos auszuleihen. „Festac77“ gilt als Meilenstein in der Entwicklung einer panafrikanischen Kulturpolitik, für sein Hauptmotiv musste sich das Festival mit einer Replik der Maske zufriedengeben. 45 Jahre später, so Tuggar, würden die deutschen Rückgaben den Weg für eine kulturelle Renaissance in Nigeria bereiten.
Auch Abba Isa Tijani betonte die Bedeutung der restituierten Werke für die kulturelle Identität der Menschen im ehemaligen Königreich Benin und würdigte den „wichtiger Anteil“ Kölns im Restitutionsprozess. Man müsse bedenken, dass die Kunstwerke für Benin mehr als Kunstwerke seien, nämlich ein Teil der Geschichte und des Lebens. „Sie zeigen die einstige politische Bedeutung des Königreichs“, so Tijani, und seien „ein neuer Anfang“ für die Museen von Benin. Schon deswegen sei die Rückgabe etwas, „auf das Deutschland stolz sein kann“.
Ausgespart blieben bei der Kölner Zeremonie erwartungsgemäß die offenen Fragen der Restitution. In Nigeria ist etwa durchaus umstritten, ob die Werke im Nationalmuseum von Benin-Stadt gezeigt werden sollen oder in einem der Museen in der nigerianischen Metropole Lagos. Aber das sind Fragen, die nun dort geklärt werden können, wo sie, wie die „Benin-Bronzen“, hingehören: in Nigeria.