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Romanische Kirchen in KölnWarum nichts aus der Via Sacra wurde

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Wenig schmeichelhafter Blick auf St. Gereon

Köln. – An großen städtebaulichen Ideen mangele es Köln ja gerade nicht, sagt Wolfgang Pehnt, aber dann gerieten die auch schnell wieder in Vergessenheit. An einer dieser Ideen, einer besonders schönen sogar, war der renommierte Kölner Architekturhistoriker zumindest indirekt beteiligt. Er rief, als um das Jahr 2000 herum ganz Köln über die von Oswald Mathias Ungers erdachte Via Culturalis staunte, einen anderen Pilgerpfad durchs heilige Köln in die Erinnerung zurück: Gleich nach Kriegsende hatte Rudolf Schwarz, maßgeblicher Architekt des Kölner Wiederaufbaus, einen Weg entworfen, der die romanischen Kirchen der Stadt verbinden sollte und ihn nach römischen Vorbild Via Sacra getauft.

Die Via Sacra soll die die romanischen Kirchen in Köln verbinden

Im Moment hat Ungers' Kulturpfad zwischen Dom und St. Maria im Kapitol wieder Konjunktur, jedenfalls in Gedanken und als Projektion auf eine bessere Zukunft. Grund genug, bei Wolfgang Pehnt nachzufragen, wie sich die nicht weniger verheißungsvolle Via Sacra entwickelt hat. „Wir haben damals eine zweitägige Begehung organisiert“, so der 90-Jährige, „und Hiltrud Kier, die Stadtkonservatorin, hat zu den einzelnen Kirchenbauten jeweils etwas gesagt.“ Aber Ungers „war der prominentere Name“. Und so stach der Kulturpfad die Via Sacra aus.

Dabei sei die Via Sacra „vergleichsweise einfach zu verwirklichen“, so Pehnt. Rudolf Schwarz hatte einen lockeren Halbbogen entworfen, der den alten Stadtkern umfasst, wahlweise bei St. Kunibert oder St. Severin beginnt und die jeweilige Lücke zum Rheinufer schließt. Auf diese Weise wollte Schwarz „die Kirchen wieder stärker ins Sichtfeld rücken“, wofür, so Pehnt, es nicht unbedingt den großen städtebaulichen Wurf brauche. Im Jahr 2012 wurde unter Hochschulen ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben, um die unmittelbare Umgebung der arg verbauten Kirchen zu sanieren. „Das wäre ein Anfang gewesen“, findet Pehnt.

Der Kölner Architekturhistoriker Wolfgang Pehnt

Es ist allerdings nicht so, dass die romanischen Kirchen in Köln keine Fürsprecher hätten. 1985 rief Hiltrud Kier ein Jubeljahr zu ihren Ehren aus, und seit 40 Jahren gibt es einen aktiven Förderverein. Allerdings fehlt der politische Wille für ein übergreifendes Konzept, wie es die Via Sacra darstellen könnte. Fürs erste plädiert Pehnt daher dafür, sich auf „das zu konzentrieren, was möglich ist“ – etwa die überbordende Stadtmöblierung zu lichten oder Verkehrsführungen zu ändern. Rudolf Schwarz habe beim Wiederaufbau versucht, „eine gewisse Vorsorge zu treffen“ und die Hauptachsen des Straßenverkehrs so gelegt, dass sie die Kirchen „möglichst nur tangential“ berühren. „Aus den Tangenten ist dann allerdings sehr viel mehr geworden“, fügt Pehnt hinzu.

Als Schwarz den Plan der Via Sacra entwarf, war Köln noch eine andere Stadt. „Ich habe den größten Trümmerhaufen der Welt zu verwalten“, soll er laut Pehnt einmal geklagt haben – ganz so schlimm sieht es in Köln heute nicht mehr aus. Trotzdem wirken die Schwarz’schen Ideen erstaunlich aktuell, selbst dort, wo sie ein schon 1950 längst vergangenes Köln zitieren. „In seiner Skizze“, sagt Pehnt, „gab es noch Gemüsefelder und Weinäcker im alten Bestand.“ Heute ließe sich diese Vergangenheit mit städtebaulichen Auflockerungen und Begrünungen wieder beleben – ganz nach den Prinzipien der umwelt- und menschengerechten Stadt.

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„Die Kölner beziehen sich ja immer gerne auf Rom“, sagt Wolfgang Pehnt leicht amüsiert. Das sei ein stolzer Vergleich, zumal die antike Via Sacra ein ehrwürdiges Gelände zwischen dem Kapitolinischen Hügel und dem Titusbogen durchquert. Aber auch die kölsche Variante hat Geschichte. Bereits bei der Beerdigung des später heiliggesprochenen Kölner Erzbischofs Anno II. im Jahr 1075 habe die Trauerprozession die Urform der Via Sacra gehabt, so Pehnt, und im 18. Jahrhundert sei die Idee einer städtischen „Kette aus Sakralbauten“ dann im Klerus wieder aufgekommen. Insofern wäre die Via Sacra das ältere und historisch tiefer fundierte Gegenstück zur Via Culturalis. Man müsste sich nur trauen, einmal damit anzufangen.