So war der „Tatort" aus BerlinKeine Liebe ohne Risiken
Der Fall
Aus der Spree wurde eine brutal verunstaltete Leiche geborgen. Durch Julie Bolschakow (Bella Dayne), die Frau des russischen Mafiabosses Yasha Bolschakow (Oleg Tikhomirov), erfuhr Nina Rubin (Meret Becker), dass Julies Mann den Mord begangen hatte. Julie versprach, geheime Informationen über die Familie Bolschakow preiszugeben, wenn sie in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen wird.
Rubin ließ sich auf diesen Deal ein, ohne jedoch ihrem Kollegen Robert Karow (Mark Waschke) davon zu berichten. Durch die fehlende Zusammenarbeit des Ermittler-Duos bekam die Mafia Wind von dem Plan, wodurch nicht nur Julie Bolschakow sondern auch Rubin und Karow sich in Lebensgefahr begaben.
Die Auflösung
Wer den Mord an der kopflosen Leiche begangen hatte, war schon früh klar. Viel wichtiger war daher, zu erfahren, ob Julie Bolschakow die Flucht aus der brutalen Mafiafamilie gelingt. In dem actionreichen Showdown am Flughafen Berlin Brandenburg mussten Julie Bolschakow und Nina Rubin sich ihren Weg zum Flugzeug erkämpfen, das Bolschakow in Sicherheit bringen sollte. Nachdem sie sich gegen zig bewaffnete Mafiosi durchgesetzt hatten, war es schließlich Yasha Bolschakow höchstpersönlich, der im letzten Moment die Waffe auf seine Frau richtete. Doch nicht seine Frau, sondern Rubin trafen die Schüsse. Sie verstarb noch auf dem Rollfeld.
Die Emotionen
„No love without risk“, das hatte sich der verdeckte Ermittler, der schließlich kopflos in der Spree landete, tatsächlich auf sein Schlüsselbein tätowieren lassen. Es ist wohl ähnlich kitschig wie die Tatsache, dass Rosenstolz‘ Lied „Liebe ist alles“ ein nicht unwichtiges Leitmotiv dieses Falls ausmacht.
Während diese Anspielungen auf den thematischen Kern dieses Falls einen doch eher zum Schmunzeln bringen, ist die Umsetzung des „No love without risk“-Motivs durchaus differenziert. Neben Action, Spannung und Brutalität überzeugt dieser „Tatort“ eben auch durch die Darstellung komplexer zwischenmenschlicher Beziehungen und Emotionen, und wie diese zur Gefahr werden können.
Für „Tatort“-Fans
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.
Die emotionale Bindung zwischen Rubin und Karow machte die Kommissare angreifbar. Ihr Unfähigkeit, sich einander vertrauen aber umso mehr. Ja, in Teilen mag es kitschig wirken, aber dem Drehbuch (Günter Schütter) gelingt es, die Beziehung in ihrer Komplexität darzustellen, sodass bei den Zuschauern eine wahre Empathie für die verkopften Ermittler entsteht.
Und wenn man gerade meint, es wird zu herzzerreißend oder nervenaufreibend, dann fallen Dialoge – wenn man da von Dialogen sprechen kann – wie „Ich kotz im Strahl!“ – „Dann fick dich doch!“ zwischen Rubin und Karow. Man wird ja auch in einem hochspannenden Fall mal lachen dürfen.
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Letztlich ist es aber die Beziehung zu Julie Bolschakow, die Nina Rubin das Leben kostet. Die Liebe zwischen den beiden Frauen hat sich so schnell entwickelt, dass sie selbst in akuter Lebensgefahr händchenhaltend und lachend durch die Flughafengänge rennen, sich küssen, und sich am Flugzeug lange und innig umarmen. Zu lange, wie man als Zuschauer schon ahnt, denn die Mafia lässt bekanntlich nicht auf sich warten.
Fazit
„Das Mädchen, das allein nach Hause geht“ ist ein durchweg gelungener Tatort. Er bietet Spannung, Schock, Emotionen und an den richtigen Stellen, meist dank Robert Karow, Humor. Kamera und Regie (Ngo The Chau) vermitteln die Atmosphäre dieses Mafiathrillers so überzeugend, wie man es selten im „Tatort“ erlebt. Nimmt man die beeindruckende schauspielerische Leistung von Meret Becker sowie Mark Waschke noch hinzu, lässt sich ohne Zweifel sagen, dass Beckers Abschied von sieben Jahren am Tatort-Set kaum gelungener hätte sein können.
Als neue Kriminalhauptkommissarin wird Corinna Harfouch bald an der Seite von Mark Waschke im Berliner „Tatort“ zu sehen sein.