So wird der Münster-„Tatort“Thiel und Boerne im Bann der Reptiloide
Köln – Ja, es gibt sie wirklich, die Leute, die ernsthaft daran glauben, reptilienartige Außerirdische würden unsere Geschicke in Gestalt westlicher Politiker bestimmen. Ausgedacht hat sich das der Science-Fiction-Autor Robert E. Howard, der auch „Conan der Barbar“ erfand, bereits im Jahr 1929. Seitdem hat die Idee Karriere gemacht, zunächst nur in den Büchern anderer Autoren, doch irgendwann sprang sie aus der Fantasie in die Wirklichkeit hinüber – jedenfalls in den Köpfen erstaunlich vieler Anhänger von Verschwörungserzählungen.
Sind Boerne und Thiel in Wahrheit Außerirdische?
Jetzt machen auch Thiel und Boerne, das bewährte Ermittlerpaar des Münsteraner „Tatort“, Bekanntschaft mit Howards seltsamer Geschichte. Boerne erwacht nach dem Vorspann mit einem blau geschlagenen Auge auf einer Bowlingbahn, wird auf der Straße von einem schwarzen Wagen verfolgt und kommt gerade noch rechtzeitig ins Polizeipräsidium, um sich an Thiels Seite als Geisel nehmen zu lassen.
Ein aufgeregter Mann zwingt die beiden mit vorgehaltener Waffe aufs Dach, faselt dabei etwas von Außerirdischen, die uns versklaven wollen, und präsentiert schließlich unter seinem Metzgerkittel einen stattlichen Sprengstoffgürtel. Bevor er den Auslöser betätigen kann, wird er jedoch von einem niedlichen weißen Hund über die Dachkante geschubst.
Für „Tatort“-Fans
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.
Wie konnte es so weit kommen? Das wird in Rückblenden erzählt, die ins Milieu zunächst harmlos wirkender Spinner führen, die sich RFID-Chips implantieren lassen und Videos schauen, in denen eine Angela-Merkel-Doppelgängerin mit schlecht verkleideten Außerirdischen-Darstellern die eigene Kapitulation verhandelt. Der früh etablierte Witz daran ist, dass die Verschwörungsgläubigen teilweise richtig liegen könnten. Jedenfalls sehen die beiden vom Verfassungsschutz gesandten Beamten, Herr Muster und Frau Mann, wie notdürftig maskierte Reptiloide aus.
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Spätestens seitdem QAnon-Anhänger das Kapitol stürmten, sind Verschwörungsfanatiker nicht mehr lustig. Ernst nehmen kann man sie aber auch nicht, und so hat sich „Propheteus“-Autorin Astrid Ströher offenbar dafür entschieden, sich über sie lustig zu machen, indem sie ihnen zustimmt.
Man könnte das gewagt nennen, wenn sich die Geschichte nicht im üblichen Münsteraner Klamauk verlieren würde. Aber das macht nichts, als Ablenkung von den Nachrichten taugt dieser „Tatort“ allemal. Schließlich erleben wir gerade, dass es keine eingebildeten Außerirdischen braucht, um die Menschen durchdrehen zu lassen. Die Welt, wie sie beschaffen ist, bewirkt das schon ganz allein.
„Tatort: Propheteus“, ARD, Sonntag, 6. März, 20.15 Uhr