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Robert Pattinson als SuperheldEndlich ein Batman genau wie im Comic

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Robert Pattinson als Batman 

Gotham City – Jeden Samstag gab es drei Mark Taschengeld. Die ich sofort zum nächsten Zeitschriftenhändler trug und in Comics investierte. Superman, Spider-Man – der damals noch gut deutsch „Die Spinne“ hieß, am allerliebsten aber Batman. Drei Mark, das reichte für zwei schmale Hefte. Die waren schnell durchgelesen und dann begannen die vier langen Wochen bis zur Fortsetzung der Geschichte.

In der Rückschau war das Warten eigentlich der beste Teil des Ganzen. Alte Filmserials hatten den Cliffhanger eingeführt, Comics hielten ihr Publikum mit einer sensationellen Enthüllung auf der letzten Seite bei der Stange.

Auch „The Batman“, die neueste Neuerfindung des dunklen Ritters, endet mit einer Enthüllung. Und noch einer. Und einem Abschied. Regisseur Matt Reeves lässt sich für seine Geschichte fast drei Stunden Zeit. Wo einst der Mangel motivierte, geht es heute um die Übererfüllung aller Wünsche. Andererseits musste man lange auf „The Batman“ warten, die Dreharbeiten hatten Anfang 2020 begonnen und was dann kam, dagegen war selbst der Mann mit den Fledermausohren machtlos.

Robert Pattinson ist bislang der überzeugendste Batman

Es gibt noch einen anderen, besseren Grund, warum mich „The Batman“ an meine kindlichen Kiosk-Expeditionen erinnert: Von allen bisherigen Versuchen, das „Batman“-Comic ins bewegte Bild zu übersetzen, ist dies der Überzeugendste. Nicht der beste Film per se; an Christopher Nolans „The Dark Knight“ reicht er nicht heran. Aber der immersivste. In Reeves‘ dauerverregnetes, mal schmutzfarbenes, mal blutrot leuchtendes Gotham können Erwachsene eintauchen, wie Kinder zwischen Heftchenseiten.

In der Mitte des Filmes gibt es eine mehr oder weniger obligatorische Autoverfolgungsjagd, Batman rast dem Pinguin hinterher, ohne Rücksicht auf Gegenverkehr oder explodierende Tankwagen. Bei Nolan versteht man exakt das Wo und Wann aller bewegten Objekte, weshalb sie eine erstaunliche kinetische Kraft entwickeln. Matt Reeves scheint sich dagegen nicht besonders für die logistischen Aspekte der Asphalthatz zu interessieren.

Der Zuschauer bekommt noch nicht einmal das Batmobil in seiner ganzen Pracht zu sehen, es ist letztlich nur ein von Hand umgebautes Muscle Car. Wichtig ist allein der feuerspeiende Motor – als Ausdruck für die ungebremste Raserei des nachtaktiven Helden.

Ein höchst problematischer Charakter

Dass Batman immer schon ein höchst problematischer Charakter war, und nicht der steife Staatsbürger, über den sich die quietschbunte Fernsehserie der 1960er Jahre lustig gemacht hat, ist bisher noch jedem Filmregisseur außer Joel Schumacher aufgefallen. Tim Burton zeigte ihn als verkorksten Freak, Christopher Nolan als tyrannisches Instrument des Gesetzes, Zack Snyder als zynischen Proto-Faschisten.

Dass Matt Reeves ausgerechnet den ehemaligen Anschmacht-Vampir-Darsteller Robert Pattinson für die Rolle vorgesehen hatte, sorgte im Vorfeld für einiges Stirnrunzeln und Emo-Batman-Witze. Dabei hat sich Pattinson in den vergangenen Jahren zum ungemein vielschichtigen Arthouse-Darling gemausert: Selbst mit Bisssperre unter der schwarzen Kappe kann er noch Verletzlichkeit ausstrahlen. Derart getrieben und früh verhärmt hat man den Fledermausmann noch nicht gesehen.

Kein Wunder, dass ihn Paul Dano als Verbündeten missversteht. Sein Riddler bringt nach und nach die korrupten Honoratioren der Stadt um, mit Hilfe von viel Klebeband und Sadismus. Mit anderen Worten: Er hat Batmans selbst gestellte Aufgabe, Furcht und Schrecken unter Gothams kriminellen Elementen zu verbreiten, einfach bis an ihr logisches Ende gedacht.

Robert Pattinsons schmerzhafte Abgänge

Dass man als maskierte Ein-Mann-Bürgerwehr, die Straftäter niederknüppelt und dabei „Ich bin die Rache!“ brüllt, keine Kraft des Guten ist, hat dieser Batman noch nicht begriffen. Er streift erst seit zwei Jahren durch sein urbanes Revier, Ausrüstung und Kostüm wirken noch sehr selbstgebastelt und wo Christian Bale wie ein Bühnenzauberer auftauchen und verschwinden konnte, endet mancher Abgang von Pattinson mit einem schmerzhaften Sturz. Was dann so wirkt, als würde er unbeholfen die Fantasien seiner jungen Comic-Leser ausagieren. Dieser unfertige, charakterlich ungefestigte Held ist das Zweitbeste an Reeves Film.

Es gibt einige Mankos: Etwa das Zuviel an Charakteren, die dann kaum Tiefe entwickeln können, auch wenn sich Jeffrey Wright als Batmans aufrechter Polizeikumpel Jim Gordon, John Turturro als charmant-verschlagener Mafiaboss und der unter etlichen Plastilin- und Make-up-Schichten verborgene Colin Farell als der Pinguin redlich bemühen. Und die Romanze mit Zoë Kravitz‘ Catwoman fällt fast noch verdruckster aus, als die zwischen Bella und Edward in den „Twilight“-Filmen.

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Die Serienkiller-Dramaturgie, deren Reeves sich hier bedient, erinnert viele Kritiker an David Finchers „Se7en“, was an sich ja keine Schande wäre. Aber tatsächlich hat sich der Regisseur wohl von einigen der bekanntesten Batman-Geschichten inspirieren lassen, am deutlichsten von Jeph Loebs „The Long Halloween“ und Frank Millers „Batman: Year One“: düsteren Meisterwerken. Und eigentlich war der dunkle Ritter von Anfang an, also seit 1939, ein Profiler mit blindem Fleck für die eigenen soziopathischen Tendenzen.

Das war mir noch nicht klar, als ich mein Taschengeld in Batmans Streifzüge investierte, aber das hielt mein Interesse an der Figur über Jahrzehnte aufrecht. „The Batman“ vereint alles, was sie so einzigartig macht, den bestimmten Artikel hat er sich definitiv verdient. Und trotz der Überlänge: Ich kann kaum abwarten, wohin die Reise des Antihelden als Nächstes geht.