Empfindlich reagierte die FDP-Politikerin auf Kritik an ihrem Europa-Wahlkampf.
„Ein wahnsinnig harter Vorwurf“Strack-Zimmermann macht „Markus Lanz“-Runde sprachlos
Am kommenden Samstag spielt Deutschland gegen Dänemark im EM-Achtelfinale. Bei „Markus Lanz“ freute sich FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann am Mittwoch über das sportliche Großevent und sagte: „Ich finde diese Europameisterschaft toll.“ Besonders die Euphorie im Land scheint es Strack-Zimmermann angetan zu haben, denn sie fügte hinzu: „Ich finde, das tut der Seele dieses Volkes gut, dieses Europas gut, dass man einfach sich mal konzentriert auf das Wichtigste und Fußball ist ja wichtig.“
Dem konnte Ex-Europameister Fredi Bobic nur zustimmen: „Das macht so eine Freude, dass man einfach Menschen wieder sieht, die unterschiedlicher Kultur sind, unterschiedlicher Hautfarbe sind, andere Trikots anhaben, miteinander friedlich ein Fußballfest feiern.“
Spott für Kanzler Olaf Scholz: „Er kommt halt dröge rüber, das muss man so sagen“
Einen möglichen Sieg für Deutschland wollte Bobic zudem nicht ausschließen und fügte optimistisch hinzu: „Die Chance von Deutschland ist sehr groß. Die ist da. Trotzdem, jetzt geht's erst richtig los. (...) Jetzt kommt die K.o.-Phase.“ Genau diese Spiele seien es am Ende, die laut Bobic „das Salz in der Suppe“ sind.
Markus Lanz erinnerte in dem Zusammenhang an die euphorischen Jubelschreie von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei vergangenen Welt- und Europameisterschaften. Ob ein ähnlich begeisterter Kanzler Scholz auch am Samstag für die deutsche Mannschaft auf der Tribüne stehen wird? Sportjournalist Lucas Vogelsang reagierte verhalten und gab zu: „Er wirkt (...) auf der Tribüne eher wie ein Fremdkörper. (...) Und ich weiß auch nicht, ob ich ihm den authentischen Jubel abnehmen würde. Bei Angela Merkel ging das.“ Fredi Bobic nickte: „Er kommt halt dröge rüber, das muss man so sagen.“
Sportjournalist: „Die Tribüne ist immer ein Abbild der Bevölkerung“
Sportjournalist Lucas Vogelsang machte in dem Zusammenhang jedoch auch deutlich, dass die EM eine Chance für den Kanzler sein könnte: „Es kann natürlich für Olaf Scholz nichts Besseres passieren, als nach dieser Europawahl eine Europameisterschaft zu haben, wo ein Fest der Völker stattfindet.“ Lanz stimmte zwar zu, sprach jedoch auch die vielen Ausschreitungen am Rande der Fußballspiele an. Vogelsang erklärte dazu: „Die Tribüne ist immer ein Abbild der Bevölkerung.“ Laut des Sportjournalisten sei es normal, dass die „Konflikte, die in Ländern stattfinden“, häufig auch „ihren Weg auf die Tribüne“ finden.
„Schwierig wird es immer dann, wenn es von der Tribüne auf das Feld schwappt und umgekehrt. Und wenn sich vor allen Dingen ein sonst vielleicht sogar gesunder Nationalismus oder ein Vaterlandsstolz, der erst mal nichts Schlechtes ist, zu einem Flirt mit dem Faschismus auswächst“, erörterte der Journalist.
Als Lanz fragte, ob die Aggression unter den Fans heftiger geworden sei und heute mehr bei Nationalhymnen gepfiffen werde, wiegelte Marie-Agnes Strack-Zimmermann ab: „Ich glaube, dass wir sensibler geworden sind. Ich glaube, dass es das immer gab.“ Lucas Vogelsang ergänzte zustimmend: „Es sind ja wenige unter vielen. Und es ist immer dieses typische, es medial so hochzupushen.“
Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Lanz streiten über Brecht-Interpretation
Einen medialen Aufschrei hatte auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann mit ihrem Europawahlkampf ausgelöst, in dem sie sich auf einem Plakat unter anderem als „Oma Courage“ bezeichnete. Als Lanz den Spruch mit „Mutter Courage“ verglich, einer von Bertolt Brecht erfundenen Kriegsbefürworterin, wurde Strack-Zimmermann wütend: „Ich wusste, dass das jetzt kommt.“ Sie finde es „weit hergeholt, dass man das in einem Kontext interpretiert“.
Lanz sah dies jedoch anderes: „Das finde ich jetzt nicht. Also ich finde, die Assoziation kann man schon haben.“ Strack-Zimmermann konterte genervt: „Nein, ich bin eine Großmutter. Ich bin streitbar, und genau darum ging es.“ Zudem müsse man laut der Politikerin in einem Wahlkampf „auch eine Diskussion auslösen“: „Wir sollten im Wahlkampf, wenn man polarisiert, wenn man Worte zusammensetzt, die Kirche im Dorf lassen oder den Wahlkampfbus zu Hause!“
Als auch Kerstin Münstermann ihre Bedenken zum Ausdruck brachte, wetterte Strack-Zimmermann weiter: „Ich kann mir doch nicht von außen oder von Journalisten sagen lassen, mit was ich in einen Wahlkampf gehe!“
Marie-Agnes Strack-Zimmermann unterstellt Kanzler Olaf Scholz Wahlkampf-Kalkül in Taurus-Frage
Grund genug für Lanz, die harschen Sprache von Strack-Zimmermann in Bezug auf Olaf Scholz zu beleuchten. Der ZDF-Moderator gab zu Protokoll, dass er Ausdrücke wie „verantwortungslos“ und „autistische Züge“ in Verbindung mit dem Kanzler als unangemessen empfinde. Die FDP-Politikerin erklärte jedoch streng, dass sie sich nie bei Scholz entschuldigen würde, „weil ich Dinge sage und schon bei klaren Gedanken bin, wenn ich was sage“.
Besonders mit Blick auf die „endlose Taurus-Diskussion“ übte Strack-Zimmermann erneut harte Kritik an Scholz und sagte: „Es geht hier um Leben und Tod in der Ukraine.“ Strack-Zimmermann unterstellte dem Kanzler weiter, „dass er keinen wirklichen Grund hat“, gegen die Taurus-Lieferung zu sein.
Ihre Vermutung sei, „dass er letztendlich glaubt, dass, wenn er an der Stelle zurückhaltend ist, ihm das sozusagen zugute kommt“. Ein Vorwurf, bei dem Lanz nachfragen musste, ob er sich nicht verhört hatte: „Sie unterstellen ihm, er macht das aus politischem Kalkül?“ Strack-Zimmermann sagte daraufhin deutlich, dass sie glaube, Scholz handle in der Taurus-Debatte „aus dem Kalkül heraus, dass er der Annahme ist, dass eine Mehrheit der Deutschen es nicht will“.
Lanz staunte ob der Aussage fassungslos, ebenso Journalistin Münstermann: „Das halte ich schon für einen wahnsinnig harten Vorwurf.“ (TSCH)