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Taylor Swift beleidigtBlur-Sänger Damon Albarn outet sich als alter, weißer Mann

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Taylor Swift

Los Angeles – Damon Albarn, ehemals Sänger und kreativer Kopf von Blur, ist ein Musterbeispiel für würdevolles Altern im Pop-Geschäft. Er hat seine Band erfolgreich aus der Brit-Pop-Ära hin zu interessanteren Gefilden geführt, hat mit den Gorillaz ein zweites, nicht minder gelungenes Projekt gegründet und sich auch sonst jeder neuen Herausforderung mit Bravour gestellt: Seine Diskografie umfasst Kollaborationen mit afrikanischen Schlagzeug-Heroen, amerikanischen Indie-Göttern und chinesischen Opern-Regisseuren.

Wenn er, wie jetzt in einem Interview mit der „Los Angeles Times“, klagt, moderne Songs hätten außer Klang und Attitüde nicht viel zu bieten, mag man das zumindest als informierte Meinung gelten lassen. Er soll ihm jemanden nennen, der heute noch gute Songs schreibe, fordert Albarn seinen Interviewer heraus. Der schlägt Taylor Swift vor. „Die schreibt nicht ihre eigenen Lieder“, kontert Albarn.

Als ihn sein Gesprächspartner darauf hinweist, dass Swift das sehr wohl tue, einige davon zusammen mit anderen Musikern, steigert sich der Brite in eine Suada hinein. Zusammen schreiben, das sei doch etwas ganz anderes. Außerdem gefalle ihm Billie Eilish sowieso besser, die sei nicht so dauerbeschwingt.

Swift findet es beschissen

Kaum veröffentlicht, traf Albarn der gerechte Zorn der Geschassten: „Ich schreibe alle meine Songs“, antwortet Taylor Swift via Twitter. „Du musst meine Songs nicht mögen, aber es ist wirklich beschissen, dass du versuchst, mein Schreiben zu diskreditieren.“ Viele ihrer musikalischen Partner springen ihr sofort bei und einige ihrer Fans versäumen es nicht, Albarn darauf aufmerksam zu machen, dass Songschreiben exakt das ist, worauf sich Swifts Ruhm gründet.

Gerade erst hat ihr die National Music Publishers’ Association den „Songwriter Icon Award“ verliehen: Niemand, hieß es in der Laudatio, sei einflussreicher, wenn es um darum gehe, heute Musik zu schreiben. Und niemand zweifelte je an Swifts Autorenschaft, ging es darum, Anspielungen auf etwaige Verflossene der Sängerin aus ihren Texten zu fischen. Dafür zollte man ihr aber keine Anerkennung, sondern beließ es bei klassischem „slut-shaming“. Oder bei der ebenso klassischen Herabsetzung weiblicher Kunstproduktion, nach der Männer große Werke schaffen und Frauen Tagebuch schreiben.

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Damon Albarn

Leider folgt Albarn diesen altbewährten Sexismen: Von „sie schreibt nicht selbst“ bis „es ist halt keine richtige, ernste Kunst“, was Frau da produziert, sondern nur „dauerbeschwingt“, flitterhafter Tand.

Das ist die gleiche Schublade, in der man Christopher Hitchens berüchtigten (lies: brunzdummen) Essay „Warum Frauen nicht komisch sind“ findet. Die Alte-weiße-Männer-Schublade eben, die schon so beladen ist, dass man sich wundert, dass ein Nachgeborener wie Damon Albarn sie noch aufgerüttelt bekommt. Tatsächlich ist er ein Wiederholungstäter: Vor sieben Jahren hatte er Adeles Album „25“ „mittelprächtig“ genannt, nachdem es ein gemeinsamer Song nicht auf die Playlist geschafft hatte.

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Auch Adele reagierte prompt: Sie hatte mit ihm über ihre Ängste sprechen wollen, als Mutter wieder ins Musikgeschäft einzusteigen, wo er doch auch ein Kind habe. Unsicher sei sie nicht im Geringsten. Nein, die Unsicherheit liegt wohl ganz auf Seiten des Austeilenden.

Vielleicht ist Damon Albarn im Geheimen bewusst, wie viel einflussreicher als er Taylor Swift und Adele sind. Vielleicht beschleicht ihn sogar die Erkenntnis, dass aus der Kumpelkonkurrenz zwischen Blur und Oasis am Ende die Spice Girls als Gewinnerinnen hervorgehen könnten.