Kritik zum „Tatort“ am 2. WeihnachtstagViel Macho-Gehabe schadet der Spannung nicht
Wie zwei Revolverhelden stehen sich Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihr Gegenspieler in Person von Gerhard Arentzen (Thure Riefenstein) gegenüber. Fehlt nur noch die Mundharmonika-Musik – und fertig wäre das perfekte Western-Duell. In der Tat erinnerte der Ludwigshafener Tatort „Unter Wölfen“ in vielen Szenen an alte Cowboy-Filme. Neben den Duell-artigen Inszenierungen, glänzt der neueste Tatort-Streich von Regissuer Tom Bohn auch mit seinen scharfen Dialogen.
Der Fall
Clubbetreiber Timur Kerala wird mitten in der Nacht von mehreren Männern aus seinem Ferrari gezogen und am nächsten Tag in einem großen Sandhaufen bei Kranarbeiten gefunden. Schnell vermutet das Ermittler-Duo um Kommissarin Lena Odenthal und Johanna Stern (Lisa Bitter), dass Gerhard Arentzen hinter dem Mord stecken könnte. Schließlich war der aufstrebende Kerala drauf und dran Arentzen, dem Platzhirsch im Türsteher-Milieu, das Geschäft streitig zu machen. Arentzen lässt sich von den Ermittlungen allerdings nicht beeindrucken – schließlich hat er beste Verbindungen in die höchsten politischen Ränge und gibt sich unangreifbar. Als dann aber auch Keralas Exfrau und ihre Tochter bedroht werden, ist Lena Odenthal gegen alle Ratschläge entschlossen, Arentzen zu überführen. Und gerät damit selbst in die Schusslinie.
Die Auflösung
Dass Arentzen und seine Leute hinter dem Mord an Kerala steckt, wird dem Zuschauer eigentlich schnell klar. Der Grund jedoch ist ein ganz anderer, als man zu Beginn vielleicht noch vermutet. Kerala erschlich sich seine Lizenzen im Business nämlich durch handfeste Erpressung. Ein schlüpfriges Video des (fiktiven) rheinland-pfälzischen Innenministes nutzte der Ermordete, um sich schnell einen Namen zu machen. Um ihn loszuwerden, angagierte der Politiker Arentzen und seine Leute. Eine Win-Win-Situation.
Für „Tatort“-Fans
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
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Einziges Problem: Der USB-Stick mit dem fatalen Video ist noch im Umlauf und mittlerweile im Besitz von Keralas Tochter Tania (Lucy Loona). Kein Wunder also, dass Arentzens Rambos Tania und ihre Mutter Daphne (Annika Blendl) aufsuchen. Während sich die Kleine noch rechtzeitig verstecken kann, wird Daphne krankenhausreif geschlagen. Lena Odenthal springt kurzzeitig als Ersatz-Mami ein und lässt Tania bei sich wohnen. Doch auch dort tauchen die Schläger bald auf, verwüsten die Wohnung der Kommissarin, entführen Tania und töten auch noch Odenthals Kater Mikesch. Herzzerreißend!
Im großen Finale kann die Kommissarin Arentzen glücklicherweise jedoch niederstrecken. Und auch der Innenminister fliegt am Ende aus all seinen Ämtern.
Das Fazit
Klischees bis unter die Zimmerdecke lassen den neuesten Tatort auf der einen Seite etwas stumpf wirken. Auf der anderen Seite weiß jedoch gerade Thure Riefenstein als Gerhard Arentzen und gnadenloser Antagonist trotz des überspitzten Rollenbildes zu faszinieren. Der Geschäftsmann geht knallhart gegen alles vor, was sich ihm in den Weg stellt. Hier beweist das Drehbuch Mut und Konsequenz an den richtigen Stellen.
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„Unter Wölfen“ ergötzt sich zwar immer wieder an einfallslosen Rollenbildern, ist deswegen aber kein schlechter Tatort. Spannend bis zum Ende. Eine Kommissarin, die sich mal so gar nicht beeindrucken lässt. Ein wirklich fieser Gegenspieler. Und sympathische Auftritte in den Nebenrollen. Dieser Tatort kann sich wirklich sehen lassen.