So wird der „Tatort“Wotan Wilke Möhring ermittelt im Milieu russischer Waffenhändler
Köln – Es ist vermutlich kein Zufall, dass mit dem unaufhaltsamen Aufstieg der Regionalkrimis im deutschen Fernsehen ausgerechnet der „Tatort“ zusehends an lokaler Färbung verliert. Selbstredend sieht man den Schauplätzen immer noch an, in welcher Stadt der Münsteraner, Münchner oder Hamburger Ableger der Krimireihe spielt. Aber wirklich in ihrer Region verwurzelt sind die von den ARD-Anstalten entsandten Kommissare mehrheitlich nicht mehr.
Verdeckter Ermittler kommt im Sarg zurück
Beim Hamburger „Tatort“ mit den Bundespolizisten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Grosz (Franziska Weisz) ist das Streben nach Allgemeingültigkeit ohnehin Programm. Im neuesten Fall der beiden, „Die Macht der Familie“, kommt ein verdeckter Ermittler von einem Auslandseinsatz im Sarg zurück, nachdem das Privatflugzeug, das ihn zu einem illegalen Waffengeschäft nach Zypern bringen sollte, über dem Mittelmeer explodierte. Mit an Bord war der Neffe des fürstlich bei Hamburg residierenden russischen Waffenhändlers, und so fragen sich die Polizisten allen Ernstes, wem der mutmaßliche Anschlag galt.
Für „Tatort“-Fans
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.
Im Grunde sind nach der überraschenden Explosion der Fall und damit auch der Krimi vorbei. Doch wie es der Drehbuchzufall will, hat der Waffenhändler eine abtrünnige Nichte, die für ihre sündhafte Familie bei der Hamburger Sitte büßt. Wir begegnen der von Tatiana Nekrasov gespielten LKA-Beamtin, als sie mit roter Perücke einem stiernackigen Zuhälter das Handwerk legt – nachdem das erledigt ist, überbringt ihr Falke die Nachricht vom Tod des jüngeren Bruders.
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Allzu tief taucht Autor und Regisseur Niki Stein nicht ins Familienleben seiner russischen Waffenhändler ein, ein paar Zitate von Puschkin und Dostojewski müssen als Ausweis eines ebenso geschäftstüchtigen wie empfindsamen Gemüts genügen. Interessanter ist da schon die Figur der LKA-Beamtin, die als verdeckte Ermittlerin naturgemäß in der Kunst der Täuschung zu Hause ist. Sie wird von Falke auf die eigene Familie angesetzt – doch kann man ihr wirklich trauen? „Blut ist dicker als Wasser“, sagt eine Polizistin und spricht damit das Offensichtliche aus.