„Thor: Love and Thunder“Warum der Donnergott mit Beziehungsstress nicht überzeugt
Im breiten Spektrum der Superhelden hat Thor stets einen Sonderstatus eingenommen. Er ist ein echter Gott. Superkräfte sind für ihn eine Selbstverständlichkeit. Schon im ersten Kinoauftritt vor elf Jahren unterlegten Regisseur Kenneth Branagh und Star Chris Hemsworth das überhebliche Gebaren des nordischen Donnergottes mit Ironie.
Als der neuseeländische Independent-Regisseur Taika Waititi 2017 die Regie zum dritten Franchise-Teil „Thor: Tag der Entscheidung“ übernahm, drehte er die Ironieschraube noch um einige Umdrehungen weiter. Cate Blanchett zerbröselte als böse Schwester Thors Hammer, der dem kleinen Bruder seine omnipotenten Kräfte verlieh.
Dekonstruktion des maskulinen Helden
Mit Lust und Laune dekonstruierte der Film seinen hypermaskulinen Helden und überzeugte durch kernige Frauenfiguren, die mit ihrem feministischen Input die Coolness des Produktes steigerten.
In dem neuen Sequel „Thor: Love and Thunder“ beschäftigt sich Regisseur Waititi nun mit dem gescheiterten Liebesleben des Donnergottes, der einst in der irdischen Wissenschaftlerin Jane Foster (Natalie Portman) die Frau seines ewigen Lebens gefunden zu haben glaubte. Nach der Trennung hat Thor der Liebe abgeschworen, sucht in meditativer Kontemplation sein Heil und besinnt sich auf die eigenen Stärken als Gerechtigkeitskrieger.
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Samt neuem Wunderhackebeil saust er durchs Universum von einer Schlacht zur nächsten, hält pathetische Ansprachen und treibt mit ungezügelten Superkräften die Kollateralschäden in die Höhe. Aber nun macht Bösewicht Gorr (Christian Bale) von sich reden, der den unheilvollen Beinamen „der Gottschlächter“ trägt. Thor steht ganz oben auf seiner To-do-Liste.
Die Ex-Geliebte hat auch Superkräfte
Um ihn in die Falle zu locken, nimmt Gorr die Kinder von Klein-Asgard als Geisel. Mitten im Gefecht taucht plötzlich Thors geliebter Hammer und wenig später die Ex-Geliebte Jane auf, die dank des zusammengeklebten Götterutensils über Superkräfte verfügt und hofft, damit auch die eigene Krebskrankheit zu besiegen. Und so wird die Rettungsmission erheblich durch die Beziehungsaufarbeitung erschwert.
Auch wenn Regisseur Waititi in „Love and Thunder“ den ironischen Blick auf seine Überheldenfigur aufrechterhält, kann er nicht an die furiose Genresubversivität seines Vorgängerwerkes anknüpfen. Das Konzept, den obligatorischen Kampf zwischen Gut und Böse mit göttlichen Selbstfindungsprozessen, romantischer Beziehungsarbeit und kitschigem Finale zu kreuzen, will hier nicht so recht aufgehen.
Im nervösen ADHS-Modus zappelt der Film zwischen seinen Komponenten hin und her, ohne einen kohärenten Flow zu entwickeln. Waititi orientiert sich zu sehr am Ulkformat von „Guardians of the Galaxy“, dessen Personal einen Gastauftritt hat. Das entspricht der Vernetzungspolitik des Marvel-Konzerns, der seine Produkte zu einem einheitlichen Franchise-Imperium verwurstet und dabei die Handschrift seiner Regisseure verwässert.