So wird der „Tatort“Kommissare zwischen Originalität und Wahnsinn
Saarbrücken – Eins muss man dem Drehbuchautor Hendrik Hölzemann lassen. Er hat Fantasie, ja sehr viel Fantasie. Das beweist er in dem neuen, von Luzie Loose inszenierten Saarbrücker „Tatort: Das Herz der Schlange“, der eine Art des Tötens schildert, wie sie origineller oder – nun ja – hanebüchener kaum sein kann. Jedenfalls ist die zentrale Szene so wahnsinnig ausgeklügelt konstruiert, dass man nicht weiß, ob man darüber staunen oder ungläubig über diesen Humbug den Kopf schütteln soll. Leider dürfen wir an dieser Stelle nicht mehr darüber verraten, andernfalls wäre die Spannung raus. Aber ein Frosch, das sei dezent angedeutet, spielt tatsächlich eine ganz wichtige Rolle.
Auch in Saarbrücken gerät ein Ermittler unter Mordverdacht
Aber bevor im Film spektakulär gestorben wird, geht‘s los nach bewährter „Tatort“-Manier: Das immer noch für den Zuschauer recht neue Saarbrücker-Ermittlerteam Leo Hölzer (Vladimir Burlakov), Adam Schürk (Daniel Sträßer), Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) haben sich abends in einem Chinarestaurant getroffen und sind gerade mit dem Essen fertig, da erhält Adam eine SMS von seinem verhassten Vater (Torsten Michaelis). Dieser bittet ihn, nach Hause zu kommen, da es seiner Mutter schlecht gehe. Ein Vorwand, wie sich bald zeigt. Denn als er dort ankommt, trifft er nur auf seinen Vater, der mit ihm angeblich ein wichtiges Gespräch führen möchte.
Für „Tatort“-Fans
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.
Fast gleichzeitig wird der Rest des Teams an einen Tatort gerufen. Dort finden sie in einer Villa den Leichnam einer Frau und einen mutmaßlichen Täter, der schwer verletzt am Boden liegt und ins Krankenhaus gebracht wird. Gestohlen wurde offenbar nichts, obwohl der Safe mit mehr als 50.000 Euro geöffnet wurde. Komischerweise, stellt sich heraus, ist in der Villa vor einiger Zeit eingebrochen und eine Überwachungskamera installiert worden.
Alles sehr seltsam. Und man benötigt als Zuschauer schon eine gewisse Zeit, um die Zusammenhänge auch nur einigermaßen zu verstehen. Zudem wird im Film ständig geraunt, gemurmelt und gewispert. Und die Geschichte dabei immer verwirrender.
Am kommenden Tag fehlt dann bei der Einsatzbesprechung Adam. Kurz darauf wird auch noch die Leiche seines Vaters gefunden und Hauptverdächtiger ist der stets etwas arg frustriert dreinblickende Kommissar, der bekanntermaßen seinen Vater abgrundtief gehasst hat. Warum, das wurde in den beiden Saarbrücker Fällen zuvor ausführlich erzählt. Allerdings liegen die schon einige Zeit zurück. Und genau das macht die Dinge für den Zuschauer nicht gerade einfacher.
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Das zuletzt auch schon im Fall aus Münster der Kommissar Hauptverdächtiger in einem Mordfall ist, ist hoffentlich nur ein Zufall. Da als Täter, auch wenn die Indizien dagegensprechen, diese zentralen Serienfiguren ja sowieso nicht infrage kommen. Und es gibt noch eine Parallele zum letzten „Tatort“: Denn was dem Thiel der Professor Boerne ist, ist nun für Adam sein Kollege Leo: ein guter Freund, auf dem in einer solchen schwierigen Situation Verlass ist.
Zwar wird der Fall dem Ermittlerteam verständlicherweise weggenommen, aber Leo ermittelt natürlich auf eigene Rechnung weiter und stößt dabei auf Dinge, die unglaublich originell oder fürchterlicher Unsinn sind. Gleichzeitig wird auch noch der anfängliche Raubmord gelöst. Auch er ein Fall, der extrem konstruiert und daher ebenfalls wenig glaubhaft daherkommt.
Ein „Tatort“, der eher ein Familiendrama ist
Und die Moral von der Geschichte? Trau keinem Frosch, den du nicht selber geküsst hast. Wieso, das zeigt dieser Krimi immerhin eindrucksvoll, der eigentlich mehr ein Familiendrama mit Reptilien denn ein richtiger Kriminalfall mit Mord und Totschlag ist. Doch nach dem Tod von Adams Vater ist ja vielleicht zukünftig mehr Zeit und Platz für richtig spannende Geschichten aus Saarbrücken. Und für eine wichtigere Rolle für die beiden Frauen im Team, die in dieser Folge erneut nur reine Stichwortgeber sind.
„Tatort: Das Herz der Schlange“, 23. Januar, 20.15 Uhr, ARD