Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Interview

Walter Gehlen
„Durch Trump könnten sich die Märkte verschieben“

Lesezeit 4 Minuten
Walter Gehlen lehnt an einem Stahlpfeiler in der Messehalle.

Walter Gehlen, Leiter der Kunstmesse Art Düsseldorf

Der Leiter der Art Düsseldorf über die neue Ausgabe der Kunstmesse, Flugscham bei Sammlern und Trumps Effekte auf den Kunstmarkt.

Herr Gehlen, nach langem Kampf der Galeristen wurde die Mehrwertsteuer für den deutschen Kunsthandel wieder auf sieben Prozent gesenkt. Hebt das die Kauflaune bei den Sammlern?

Das wird man sehen. Grundsätzlich ist die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf das alte Niveau aber sehr begrüßenswert. Und es passt zum allgemeinen positiven Trend am Kunstmarkt.

Hat sich die Stimmung aufgehellt?

Ich höre von vielen Ausstellern, dass ihr Jahr sehr gut angefangen hat. Als Art Düsseldorf wollen wir das natürlich unterstützen. Messen sind ohnehin ein Stimulator, weil viele Markteilnehmer auf ihnen zusammenkommen.

Donald Trump wirbelt gerade die weltweite Wirtschaft durcheinander. Schlägt das auch auf den Kunstmarkt durch?

Es hat sicherlich Effekte, insbesondere die Zolldiskussion. Wenn europäische Galerien an einer US-Messe teilnehmen, bedeutet das unter Umständen viel Papierkram und dass die Arbeiten teurer angeboten werden müssen als geplant. Dadurch könnten sich die Märkte verschieben. In welche Richtung das geht, ist schwer vorherzusehen.

Vielleicht in Richtung Düsseldorf?

Es gibt seit einigen Jahren einen allgemeinen Trend zur Regionalisierung der Kunstmessen, von dem regional geprägte Messen wie die Art Düsseldorf profitieren. Wenn Sammler nicht mehr so weit und so viel fliegen wollen, dann hilft das regional verwurzelten Standorten, die zugleich internationale Strahlkraft besitzen. Und genau diese Qualitäten vereint Düsseldorf – mit seinen Museen und Galerien, seiner Kunstakademie, den vielen hier lebenden Künstlern und mit dem kunsthistorischen Impact seiner langen Geschichte.

Ich höre von vielen Ausstellern, dass ihr Jahr sehr gut angefangen hat
Walter Gehlen

Was bieten Sie dem flugmüden Sammler?

Ein tolles VIP-Programm und eine sehr familiäre Atmosphäre, mit der wir den Grundstein für langfristige Beziehungen legen.

Dieses Jahr feiern mit den Galerien Ludorff und Hans Mayer zwei Düsseldorfer Platzhirsche auf Ihrer Messe ein Firmenjubiläum. Allerdings wird es für die Galerie Mayer die letzte Messeteilnahme vor der Schließung sein.

Beide Jubiläen werden wir gebührend begehen. Den verstorbenen Hans Mayer kannte ich mehrere Jahrzehnte. Mich hat es glücklich gemacht, dass er die Art Düsseldorf sehr geschätzt und uns mit seiner Anwesenheit beehrt hat. Dass wir seine 60-jährige Galeriearbeit im Rahmen unserer Messe würdigen können, freut mich sehr. Zugleich erfüllt es mich mit Wehmut, dass eine Ära zu Ende geht.

Sie haben den letztjährigen Japan-Schwerpunkt erweitert. Wie ist der Zuspruch der großen japanischen Community in Düsseldorf auf die Messe?

Die erste positive Resonanz ist da, wir bauen sie strategisch weiter aus. Es braucht offenbar eine gewisse Zeit, um solche Brücken zu bauen. In diesem Jahr arbeiten wir erneut mit dem japanischen anonymous art project zusammen, wir haben eine Galerie aus Tokio auf der Messe, und es werden auch an anderen Ständen Arbeiten japanischer Künstler gezeigt. Gleichzeitig aktivieren wir die politischen Kanäle in die Community. Wir wachsen in dieser Hinsicht. Aber noch ist der Weg das Ziel.

Den Umfang der Messe werden wir beibehalten, dazu bekommen wir viele positive Rückmeldungen
Walter Gehlen

Sie haben sich als zweite Messe im Rheinland etabliert. Sind noch größere Änderungen am Konzept zu erwarten oder geht es nur noch um kleinere Neuerungen wie die Papiersektion?

Wir merken, dass wir mit unseren thematischen Schwerpunkten großes Interesse bei den Galerien wecken. Das werden wir weiter ausbauen. Mit der Papiersektion haben wir das Rad nicht neu erfunden. Aber dieses Jahr hat es für uns Sinn gemacht, zumal Papierarbeiten die Möglichkeiten bieten, Werke bedeutender Künstler zu einem erschwinglichen Preis zu erstehen. Ansonsten bleibt unser wichtigster Schwerpunkt die zeitgenössische Kunst. Den Umfang der Messe werden wir ebenfalls beibehalten, dazu bekommen wir viele positive Rückmeldungen.

Ein thematischer Schwerpunkt Ihrer Messe ist „Love Is the Answer“. Das klingt beliebig.

Nicht beliebig, sondern universell. Die Liebe führt alle Menschen zusammen. Und es gibt viele gesellschaftliche Themen, die sich um die Liebe drehen, angefangen bei der Paarbeziehung bis zu verschiedenen Communitys. Es geht darum, das gesamte Spektrum der Liebe künstlerisch zu erforschen. Gerade gab es eine größere Ausstellung in Hamburg zum Thema, die Kuratorin ist Gast unseres Talk-Programms. Denn beobachtet man die Entwicklungen und Trends im Kunstgeschehen, so kann man feststellen, dass zunehmend – neben allem kritischen Potenzial – auch ein versöhnliches Moment zu finden ist. Natürlich kann das Thema in alle Himmelsrichtungen gehen. Aber es wird auf der Messe eine hohe Resonanz erzeugen. Ich freue mich sehr darauf.

Unter den gelisteten Galerien findet sich auch der Van Ham Art Estate – das ist allerdings keine Galerie, sondern eine auf Künstlernachlässe spezialisierte Abteilung des Kölner Auktionshauses Van Ham.

Bei Van Ham Art Estate geht es darum, verstorbenen Künstlern einen Marktzugang zu ermöglichen, da gibt es etliche Überschneidungen mit klassischer Galeriearbeit. Ich sehe viele positive Synergieeffekte darin, benachbarte Marktplätze und Netzwerke zusammenzubringen, und möchte die darin liegenden Möglichkeiten ausloten. Galerien und Auktionshäuser haben schließlich den gleichen Kundenkreis.

Kunsthändler sind selten glücklich, wenn Auktionshäuser in ihren Gefilden wildern.

Den Begriff „wildern“ finde ich an dieser Stelle unpassend. Es geht darum, Künstler an Sammler und Museen zu vermitteln. Ich glaube nicht, dass das unter den Galeristen ein Thema sein wird. 


Die kommende Art Düsseldorf findet vom 11. bis 13. April 2025 im Areal Böhler statt.