AboAbonnieren

Zum Tod von Bernd AckfeldWie man aus dem Bohren von Löchern eine Kunst macht

Lesezeit 2 Minuten
Bernd Ackfeld trägt eine Decke um den Körper gewickelt.

Der Kölner Künstler Bernd Ackfeld (1950-2024) ist gestorben.

Der Kölner Künstler arbeitete vor allem mit der Bohrmaschine. 2011 verunglücke er schwer. Jetzt ist er im Alter von 74 Jahren gestorben.

Ein hübsches kleines Loch an der richtigen falschen Stelle angebracht, kann eine ganz schön große Wirkung haben. Wenn man beispielsweise ein zweites Loch, etwas versetzt von der Mitte, in eine Schallplatte bohrt, und diese dann im falschen Loch auf den Plattenteller steckt. Bernd Ackfeld hat das mal mit Peter Alexanders operettenhaften „Salzburger Nockerln“ ausprobiert und das Lied in leiernde Avantgardemusik verwandelt.

Ackfeld wollte der großen Kunst immer kleine Kunst zur Seite stellen

Seit 1989 arbeitete Ackfeld vor allem mit der Bohrmaschine. „Ein Loch muss nicht erklärt werden“, umschrieb er seine Philosophie. „Es ist einfach da, ein Fakt.“ Also bohrte er gemalten Kirchen die Konturen eines Fensters in die Wand, einer Lokomotive Räder oder einem Teddy Knopfaugen ins Gesicht; eine auf Holz gespannte Stofftapete mit „Indianerhäuptlingen“ durchsiebte er geradezu und nannte das Bild „Wounded Knee“, nach dem Ort, an dem die US-Armee ein Massaker an den Lakota verübte.

Ackfeld wollte der großen Kunst immer kleine Kunst zur Seite stellen - einfach sollte sie sein, jeder sollte sie im Idealfall auf den ersten Blick verstehen. 1979 pflasterte er als Teil der Kölner Künstlergruppe Redaktion Palazzo einen Fußboden mit Geldscheinen, als Solist erkundete er, wie man Lebensmittel in Kunstwerke verwandeln kann – etwa mit einer aus Kaugummi zusammen gekauten Pferdefigur. Das Banale faszinierte ihn, gerne verfremdete er, als gelernter Grafiker, Comics, Bastelbücher, Rätselhefte oder Sexmagazine. Gelegentlich versenkte er die Konturen seiner Motive dabei so kunstvoll ins Holz, dass mehrere Bildebenen entstanden.

Mit dieser Neigung zum Populären passte der gebürtige Kölner bestens in die damalige Kunstszene seiner Heimatstadt. Viele Jahre assistierte er C.O. Paeffgen, mit dem er auch gemeinsame Werke schuf. Sein eigenes Atelier hatte Ackfeld 1991 aus Köln nach Bergisch Gladbach verlegt. Hier verunglückte er vor 13 Jahren bei einem Sturz so schwer, dass er danach vom Hals abwärts gelähmt war. Trotzdem arbeitete er weiter, jetzt wieder in Köln, mit dem Pinsel im Mund oder mithilfe digitaler Werkzeuge. 2012 organisierten Freunde eine Benefizauktion zu seinen Gunsten mit Werken von Rosemarie Trockel, Jürgen Klauke, Paeffgen und Marcel Odenbach, 2015 richtete ihm das Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach eine Werkschau aus. In der vergangenen Woche ist Bernd Ackfeld gestorben. Er wurde 74 Jahre alt.