Zwei Festivals an der Kölner ComediaJunges Theater trifft auf trans-Kultur
Köln – Ein Festival für junges Theater und ein Festival für „trans* und nicht-binäre Performance, Musik und Film“ – wie geht das zusammen? Geht das überhaupt zusammen?
Natürlich, findet Manuel Moser vom Kölner Comedia-Theater. Und deswegen gibt es in diesem Jahr nicht nur eine Woche Bohei-Festival, sondern gleichzeitig auch noch an zwei Tagen das Festival „#360baleado Bonanza“.
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 7 und 23 Jahren entwickeln in den „Theaterkollektiven“ des Comedia Performances und Stücke – die sie dann auf dem Bohei-Festival vorstellen. Zum ersten Mal kommt jetzt noch das „Bonanza“-Festival dazu. Warum?
„Wir sind der festen Überzeugung, dass es wichtiger denn je ist, Orte der Begegnung zu schaffen“, sagt Manuel Moser. „Kunst und Theater sollten verbinden, ein offener Raum sein. Und so begreifen wir auch dieses Haus - auch wenn wir eine große Steinfassade haben. Uns ist wichtig: Was wir machen, ist etwas für alle Leute in dieser Stadt.“
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Es stand also nie in Frage, dass ein Festival wie „Bonanza“ in der Comedia stattfinden kann, sagt er, „erst recht in Zeiten, wo eine Alice Schwarzer sagt, man sollte nicht mit Kindern über das Thema Transidentität reden. Das bestätigt uns eher darin. Denn wir sind der Meinung, Themen nicht zu behandeln, führt zu keinem guten Ergebnis. Es gibt Realitäten, die jeder anerkennen muss.“
Ganz bewusst sollen die zwei Festivals deswegen auch nicht nebeneinander her stattfinden, sondern Begegnungen möglich machen. „Warum gibt es in einer Stadt wie Köln bislang gar kein Festival, das die trans- und die non-binäre Kultur herausstellt?“ fragt sich Manuel Moser. Immerhin brüste sich die Stadt ja damit, so bunt und so divers zu sein und nutze das auch als Marketing-Instrument.
Zwei Festivals Vom 15. bis zum 21. Juni
Mehr als hundert Kinder und Jugendliche der sechs Comedia-Kollektive freuen sich beim Bohei-Festival vom 15. bis zum 21. Juni auf ihre Premieren. Außerdem spielt die Kölner Kinder-Rockband Pelemele ein kleines Foyer-Konzert für alle Festivalteilnehmer*innen und es gibt einen „U-20 Poetry Slam“ von Comedia und „Reim in Flammen“. Zum Abschluss präsentiert die Musikerin Kaleo Sansaa ihren „Solar-Based Hip Hop“.Als „special guest“ findet Bonanza im Rahmen des Bohei-Festivals statt. Am Wochenende vom 18. und 19. Juni gibt es für die Besucher*innen ein vielfältiges Programm mit Konzerten, Performances, Filmen, Workshops, Kunstinstallationen und eine queere Pop-up-Bibliothek.
Auf dem Bild ist das Künstlerpaar Will Saunders (von links) und Hans Diernberger zu sehen, die das Bonanza-Festival organisieren. Rechts daneben Manuel Moser von der Comedia.www.comedia-koeln.de
Das „Bonanza“-Festival wird organisiert von dem Kölner Künstlerpaar Hans Diernberger und Will Saunders. Hans Diernberger hatte ein Bühnenbild für die Comedia gestaltet und war so mit Manuel Moser ins Gespräch gekommen über ihr Kunstprojekt mit und über Trans-Menschen „#360baleado“. „Und so entstand die Idee eines gemeinsamen Festivals“, erzählt er. Bei Events wie der „Trans Pride Cologne“ könne man sehen, „wie toll die Community hier ist in Köln, wie groß, bunt und wie wunderbar“, sagt Hans Diernberger.
"Für die Community und mit der Community"
Zwar sind beide nicht trans, aber arbeiteten eng mit trans-Menschen zusammen: „Wir wollen ein Festival für die Community und mit der Community veranstalten“. Köln sei schon immer ein wichtiger Ort für die Sichtbarkeit und das Zelebrieren von Queerness gewesen. „Das Festival rückt jetzt trans- und nicht-binäre Menschen in den Fokus und sorgt dafür, dass Köln als internationales Zentrum für queere Menschen, Kunst und Performance wahrgenommen wird.“
Dafür soll ein vielfältiges Programm von Rap bis Kunstfilm sorgen. Hans Diernberger und Will Saunders haben internationale Künstler*innen eingeladen, es gibt Filme, Workshops und eine queere Pop-up-Bibliothek.
Aber warum heißt das Ganze ausgerechnet wie eine US-amerikanische Western-Serie aus den 60ern? Im Spanischen bedeutet “Bonanza“ unter anderem „Meeresstille“, erzählt Will Saunders: „Wir nehmen dieses Wort einfach und benutzen es für etwas komplett anderes. Das ist passiert sehr oft in der queer community, um etwas zu zelebrieren. Und in diesem Fall ist es trans- und nicht binäre Kreativität.“
Viel Arbeit und Herzblut
Beide haben viel Arbeit und Herzblut in das Festival gesteckt – und nicht zuletzt ist es auch ein finanzielles Risiko. Nach ihrer Motivation gefragt, sagt Hans Diernberger: „Es haben sich sehr viele Leute dafür eingesetzt, dass wir zwei heiraten durften. Und so geht der Einsatz eben weiter, um Gleichberechtigung wirklich hin zu bekommen. Es wird Transmenschen immer noch super schwer gemacht, sie selber sein zu können. Viele haben eine unglaublich krasse Geschichte hinter sich und sind sehr starke Personen. Diese Personen wollen wir leuchten lassen und sichtbar machen.“