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Auftrag ist bereits ein Jahr altKVB soll Nachtfahrten prüfen – passiert ist aber noch nichts

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt eine Stadtbahn, die nachts fährt.

Fahren Busse und Bahnen bald jede Nacht durch? Das sollte die KVB prüfen, doch seit einem Jahr hat sie in der Sache nichts getan.

Die KVB sollte prüfen, was es kostet, wenn sie nachts durchfährt – doch ein Jahr nach dem Auftrag hat sie noch nichts unternommen.

Dass die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) nachts nicht jeden Tag durchgängig fahren, hat die SPD-Fraktion schon im Vorjahr als „aus der Zeit gefallen“ bezeichnet. Die von der SPD angesprochene Betriebsruhe von Sonntag bis Donnerstag zwischen 1.30 und 5 Uhr ist demnach einer Millionenstadt wie Köln nicht angemessen.

Doch erstmal wird sich am fehlenden täglichen Nachtfahrangebot nichts ändern – obwohl der Verkehrsausschuss des Stadtrates die KVB im März 2022 einstimmig aufgefordert hatte, Kosten und Nutzen sowie einen Zeithorizont für ein Nachtangebot zu prüfen und der Politik vorzulegen.

KVB-Chefin sieht phasenweise chaotische Zustände

Die KVB teilt mit: „Angesichts der Vielzahl von Aufgaben im verkehrspolitischen Bereich haben Stadt und KVB die Bearbeitung dieses Antrags zunächst zurückgestellt.“ Der verkehrspolitische Sprecher der FDP, Christian Beese, sagt dazu: „Ich erwarte, dass die Stadt und die KVB die Beschlüsse des Rates ausführen und nicht nach Ausreden suchen.“

Die KVB selbst spricht wegen der Fahrten, die werktags teils erst um 1.25 Uhr enden oder schon um 4.29 Uhr beginnen, von einer Betriebsruhe zwischen 2 und 4 Uhr. Laut Unternehmen repariert es in der Zeit die Infrastruktur. Alle Stadtbahnen (bis auf die Linie 17) und die meisten Busse fahren nur von Freitag- auf Samstagnacht, von Samstag- auf Sonntagnacht sowie vor Feiertagen nachts – und zwar im Stadtgebiet alle 30 Minuten, darüber hinaus alle 60 Minuten.

Aktuell dünnt die KVB ihren Fahrplan aus, weil sie das Angebot nicht verlässlich aufrecht halten kann, KVB-Chefin Stefanie Haaks sprach zuletzt von phasenweise „sehr chotischen Zuständen“. Das Unternehmen begründet diese drastische Maßnahme mit dem besonders hohen Krankenstand der Fahrerinnen und Fahrer. Ein durchgehendes Nachtfahrangebot wirkt kaum umsetzbar – zumindest derzeit.

Die KVB begründet die Nichtbearbeitung des Antrags mit früheren Analysen: „Auch vor dem Hintergrund, dass dieses Thema vor Jahren bereits untersucht worden ist und sich herausgestellt hat, dass die potenzielle Nachfrage nach einem Nachtverkehr in der Woche gering ist.“ Aber ist die Lage „vor Jahren“ heute immer noch so?

SPD fordert Antwort auf ihre Antrag

Christiane Jäger, verkehrspolitische Sprecherin der SPD, weist darauf hin, dass ein Nachtfahrangebot unterschiedlich aussehen kann. Jäger spricht beispielsweise von Angeboten auf separate Anfrage von Kunden, von Taxigutscheinen oder von Bussen statt Bahnen als Möglichkeit. Jäger sagt: „Es muss eine Angebotsstruktur geben, die die Kundinnen und Kunden verlässlich die ganze Nacht nutzen können. Das ist Bestandteil der Verkehrswende.“

Jäger erwartet laut eigener Aussage für eine Millionenstadt wie Köln ein Konzept, hat aber auch Verständnis, dass die Lage der KVB aktuell „maximal angespannt“ ist. Trotzdem soll die KVB den Antrag noch beantworten.

Und Beese sagt: „Sicher wird es sich nicht lohnen, in der Woche ganze Stadtbahnzüge durch die Nacht fahren zu lassen. Ein Nachtbussystem wie in anderen Metropolen muss aber geprüft werden.“ Er fordert ebenfalls ein sogenanntes On-Demand-Angebot, das Kunden bei Bedarf nutzen können, und zwar ohne mehr zu zahlen.

Die SPD hatte vor einem Jahr mehrere Varianten vorgeschlagen. Eine davon: Die ganze Woche auf dem Stadtgebiet wie am Wochenende alle 30 Minuten in der Nacht zu fahren, außerstädtisch alle 60 Minuten. Eine andere Option: Die Bahnen fahren nachts alle 60 Minuten. Oder: Statt Bahnen fahren Busse. All das sollte die KVB prüfen.

Das fehlende Nachtfahrangebot trifft nicht nur Feiernde unter der Woche, sondern auch Schichtarbeiter, beispielsweise von der KVB. Zuletzt hatte eine Fahrerin anonym gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt: „Ab und zu fahre ich auch mit dem Auto zur Arbeit. Anders geht es nicht, wenn man um 3.30 Uhr irgendwo in der Stadt sein muss.“