LeserbriefeÖffentliche Empörung über J.K. Rowling nicht gerechtfertigt

Bestseller-Autorin J.K. Rowling, aufgenommen 2018 in New York.
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Shitstorm gegen Rowling: Hier wird bewusst Hass gesät
Es ist nicht der Absturz einer angesehenen Schriftstellerin, sondern im Gegenteil der Absturz von Teilen einer Gesellschaft, die sich von einer ideologisch operierenden, gut vernetzten kleinen Minderheit bereitwillig dazu aufstacheln lässt, angebliche Verfehlungen von J. K. Rowling gegenüber den abstrusen Regeln dieser selbst erwählten Heilsbringer öffentlich abzuurteilen.
Hier wird bewusst Hass gesät, mit dem Ziel, die erfolgreiche Schriftstellerin menschlich, beruflich und in der Öffentlichkeit so sehr in Misskredit zu bringen, dass es am Ende einer Vernichtung gleichkommt. Ist das nicht Lynchjustiz? Und wird es bald so sein, dass ihr Werk der Bücherverbrennung zum Opfer fällt?
Ich bin voller Bewunderung für diese starke, mutige und fantasiebegabte Schriftstellerin, die sich mit klarem Blick gegen die Zersetzung der Gesellschaft und deren Sprache auflehnt. Und ich wünsche mir aus der Mehrheitsgesellschaft heraus eine stärkere Gegenbewegung, getragen von herausragenden Persönlichkeiten, die sich nicht scheuen, medial aufbereitete und gesteuerte Anfeindungen und Hass zu ertragen, um die Errungenschaften einer freien und demokratischen Gesellschaft zu bewahren.Günter Klett Brühl
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Rowling: Ihre Aussagen liefern keinen Grund für Anfeindungen
Der „tiefe Fall“ der bekannten Autorin J. K. Rowling zusammen mit ihren angeblich „transfeindlichen Aussagen“, so der Untertitel, suggeriert ein ernstzunehmendes Fehlverhalten. Als ich dann las, welche ihrer Äußerungen Anstoß erregt haben und in welchen Kontexten sie sich geäußert hat, konnte ich allerdings nicht nachvollziehen, dass dies für solche Aufregung bis hin zu Morddrohungen gesorgt hat.
Offensichtlich handelt es sich bei den angeführten Sachverhalten um Auswüchse der Gender-Debatte, die Frau Rowling differenziert und geistreich – auch humorvoll – kommentiert. Dass ein Trittbrettfahrer diese Mobbingattacken nutzt, um ihr auch noch Antisemitismus zu unterstellen, ist für mich das eigentliche Skandalöse. Diese Form der „Cancel Culture“ sollte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht mit – zumindest tendenziöser – Berichterstattung unterstützen, wie ich es der Überschrift entnehme.
Hätten Sie getitelt „Morddrohungen gegen J. K. Rowling“, hätte der Artikel auch eine kritische Komponente hinsichtlich des öffentlichen Umgangs mit Frau Rowling gewinnen können. Zugute halte ich dem Artikel, dass Sie ausführlich zitieren, so dass ich mir ein eigenes Bild von den Vorgängen machen konnte. Ist es nicht das eigentlich Bedauerliche, dass diese sicherlich wichtige Debatte inzwischen derart von Fanatismus und Humorlosigkeit geprägt ist, dass das Bekenntnis von Rowling „Ich kenne und liebe Transgender“, dem ich mich anschließe, völlig unter den Tisch fällt und stattdessen Rufmord betrieben wird?Ingelore Ebeling-Weber Bergisch Gladbach