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Leserbriefe„Das Caféccino-Mobil muss bleiben“

Lesezeit 7 Minuten
Roberto Mirabile steht vor seinem geöffneten Caféccino-Mobil, in dem er Kaffeespezialitäten und Gebäck anbietet. Zu sehen sind drei Siebträgermaschinen, die nebeneinander angebracht sind, im Hintergrund sind Behälter mit Kaffeebohnen sichtbar. Oberhalb der Kaffeemaschinen sind Pappbecher aufgereiht.

Roberto Mirabile und sein Caféccino-Mobil standen bislang täglich vor dem Italienischen Kulturinstitut.

Der Entzug der Parkgenehmigung für ein Kölner Kaffee-Mobil verärgert Leser. Sie wollen auf diesen Moment mediterraner Lebensart nicht verzichten.

Nach 22 Jahren soll Schluss sein – Ordnungsamt verbietet mobiles Kaffeebüdchen am Italienischem Kulturinstitut (1.3.)

Umgang mit Kaffee-Mobil zeugt von Engstirnigkeit der Kölner Verwaltung

Mir ist eine Illusion genommen worden: Ich dachte, dass mich die unsägliche Engstirnigkeit der Kölner Verwaltung nicht mehr überraschen kann. Aber weit gefehlt: Der rote Kaffeewagen, dessen Betreiber eigentlich einen Preis verdient hat, was Fleiß, Freundlichkeit, Arbeitshaltung, Professionalität und Loyalität betrifft, muss jetzt einer Kampagne der Stadtzerstörung weichen!

Eine Stadtzerstörung von oben, die es auf Friedhofsbänke, Blumen am Straßenrand und jetzt auf das rote Kaffee-Mobil abgesehen hat. Die gleiche Verwaltung, deren Lösungsvorschlag zur Rettung des untergehenden Neumarkts die Aufstellung einer Rodin-Statue ist. Das ganze Kölner Zentrum vom Ebertplatz über die Ringe bis zu Rudolfplatz und Neumarkt ist im freien architektonischen und sozialen Fall, Lösungsansätze: Null.

Aber einem Menschen nach zweiundzwanzig Jahren erfolgreicher und über die Stadt hinaus – ja, bis nach Italien! – beachteter Tätigkeit die Existenzgrundlage zu rauben – kein Problem. Bravo Kölner Ordnungsamt, machen Sie so weiter, bald haben sie sich selbst als Problem mit (auf-)gelöst. Dr. Peter Rosenthal Köln

Kaffee-Mobil: „Von Mirabile zu Horribile?“

Bei der Lektüre des Artikels über die Vertreibung des kleinen roten Kaffeemobils der Familie Mirabile vom Italienischen Kulturinstitut habe ich ungläubig gestaunt: Von Mirabile zu Horribile? Realsatire in der „nördlichsten Stadt Italiens“?

Da steht seit über 20 Jahren ein beglückendes Stück mediterranen Lifestyles täglich für ein paar Stunden auf diesem Parkplatz und verbreitet italienischen Charme in zweiter Generation, führt Menschen unterschiedlichster Couleur zusammen, so wie wir das doch von der genau deswegen von den Bläck Fööss gepriesenen kölschen Institution der „Kaffeebud“ kennen und schätzen – und dann vernichtet nun eine offenbar neue Leitung des zuständigen Sachbereichs der Kölner Verwaltung diese kleine beglückende Oase mit einem „Amtsbescheid“ fast von heute auf morgen!

Und gibt vor, dieses aus juristisch begründeter Erfordernis tun zu müssen. Abgesehen von den sicher auch hier vorhandenen „Ermessensspielräumen“ gibt es eine solche Vorgabe nicht! Die jetzige Entscheidung ist jedenfalls weder bürgernah noch menschenfreundlich noch angemessen und zeigt, dass dort von der zurecht gepriesenen „Kölschen Lebensart“ noch nichts angekommen ist! Horribile statt Mirabile! Dr. Frank Weiland Hürth

Caféccino-Mobil: Einzigartige italienische Momente in Köln

Vor nahezu einem Jahrhundert gründete Oberbürgermeister Adenauer das Italienische Kulturinstitut als „Petrarca Institut“ an der Overstolzenstraße. Nach der Zerstörung des Gebäudes 1944 wurde vor fast exakt 70 Jahren am heutigen Platz an der Universitätsstraße der Neubau des Italienischen Kulturinstituts feierlich eröffnet – Konrad Adenauer war nun in seiner Eigenschaft als Bundeskanzler zugegen.

Angesichts des Zustroms italienischer Arbeitnehmer bei den Ford-Werken und bei der Stollwerck-Fabrik wurde im selben Gebäudekomplex ein italienisches Konsulat eingerichtet. Heute sind das italienische Generalkonsulat und das Italienische Kulturinstitut feste Bestandteile im Leben der Stadt, und das ist auch gut so. Diese italienische Präsenz vervollständigt seit 20 Jahren das Caféccino-Mobil:

Wer je an einem frostigen Novembermorgen auf der Universitätsstraße im Nebeldunst das leuchtend rote Kaffee-Mobil gesehen, vom Duft frisch gebrühten Espressos und frittierten Gebäcks empfangen wurde – dazu womöglich noch ein paar Operntakte gehört hat –, vergisst diesen italienischen Moment in seinem Leben nicht mehr.

Eine so einmalige, „dreifaltige“ italienische Präsenz ist aus dem Leben Kölns schwerlich wegzudenken. Nun hat die Verwaltung der Stadt Köln beschlossen, die Genehmigung für das Caféccino-Mobil nicht mehr zu verlängern – nach 20 Jahren, und zwar mit der durchaus kuriosen Begründung, dass es zu viele Nachahmer gebe. Hannover, Leipzig, Stuttgart – Berlin will ich erst gar nicht erwähnen – ok. Das lebendige, bunte, offene Köln? Köln, die nördlichste Stadt Italiens? Ich hoffe auf die Wiederherstellung eines einzigartigen italienischen Dreiklangs von Politik, Kultur und Genuss – in Köln! Inge Adams Bonn

Entzug der Parkgenehmigung zeigt Empathiemangel

Wäre der Artikel am 1. April im „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu lesen, hätte man ihn für einen Aprilscherz halten können. So aber ist er ein erneuter Beweis für die Unfähigkeit und Emotionslosigkeit unserer Stadtverwaltung. Oh dio!Marita Esch Köln

Vor dem roten Kaffee-Mobil von Roberto Mirabile stehen acht Kunden und Kundinnen mit Kaffeebechern in der Hand. Sie haben sich für ein Abschiedsfoto um den Eigentümer gruppiert. Die Stadt Köln hat ihm die Parkgenehmigung auf dem Parkplatz des Italienischen Kulturinstituts überraschend entzogen.

Roberto Mirabile (4. v. r.) und einige seiner Stammkunden vor dem roten Kaffeemobil auf dem Parkplatz am Italienischen Kulturinstitut.

Frust und Ärger über Ende der Parkgenehmigung für das Kaffee-Mobil

Mit dem allergrößten Frust und Ärger habe ich von der neuesten Posse der Kölner Stadtverwaltung gelesen. Es ist schon mehr als verwunderlich, wie eine Person im sogenannten Ordnungsamt bar jeglicher Sachkenntnis agiert und mit einem einzigen Federstrich eine Tradition mit Füßen tritt und die Existenz einer ganzen Familie aufs Spiel setzt. Bei diesem Akt der reinen Willkür kann es sich doch nur um einen absoluten Mangel an Identifikation mit unserer traditionsreichen Stadt Köln handeln und um jegliches Fehlen von Empathie gegenüber der existenzbedrohten Familie Mirabile.

Mit ihrem Caféccino-Mobil hat sie für die Kommunikation und das gute Verhältnis zwischen den beiden Ländern Deutschland und Italien mehr beigetragen als manch andere kulturelle Einrichtung. Jedenfalls hat die gesamte Belegschaft des Konsulats, einschließlich des Herrn Konsul, das rote Vehikelchen ebenso geschätzt wie wir deutschen Freunde. Momentan kann man nur ausrufen, unter lautem Protest: „Arrivederci Roberto e amici“. Dr. Hans Steps Köln

Stadt Köln: Übers Ziel hinausgeschossen

Das Kölner Ordnungsamt fällt häufig durch bürokratische Verbote oder Behinderung von allgemein anerkannten und nützlichen Aktionen oder Situationen auf, die die Lebensqualität in unserer Stadt verbessern. Es mangelt hier offensichtlich an Fingerspitzengefühl. Aktuelles Beispiel: Das Amt weigert sich, den Betrieb des Kaffeebüdchens vor dem Italienischen Kulturinstitut weiter zu genehmigen. Die Begründung: Es gebe vermehrt Anfragen für den Betrieb solcher Kaffee-Mobile, was zu einer „Überlastung der öffentlichen Flächen“ führen könne.

Zu jeder Gelegenheit wird von der Stadt ein Gutachten in Auftrag gegeben – hier aber spekuliert man, um eine Entscheidung, gefühlt willfährig, zu begründen. Die Kaffee-Mobile bieten nicht nur Kaffee und Gebäck feil, sondern ermöglichen Geselligkeit und Gespräche und motivieren zu einer kleinen Pause. Weitere Angebote dieser Art sind wünschenswert. Ich bezweifle stark, dass das überhandnähme.

Wie so oft schießt das Ordnungsamt hier über das Ziel hinaus und vernachlässigt weit wichtigere Aufgaben: Etwa konsequent gegen das Parken in zweiter Reihe auf Dürener und Berrenrather Straße vorzugehen. Die Entscheidungsträger im Ordnungsamt wären meines Erachtens gut beraten, die Prioritäten klüger zu abzuwägen. Uwe Böcker Köln

„Das rote Kaffee-Mobil macht die Welt ein wenig besser“

Seit über 20 Jahren hat das kleine rote Kaffee-Mobil niemanden gestört. Im Gegenteil, morgens ab sieben Uhr pilgern Menschen zu dem Caféccino-Mobil, um hier ihren ersten Kaffee zu genießen, wach zu werden oder um noch einen kleinen Aufschub vom Arbeitsbeginn zu bekommen. Italienerinnen verkürzen ihre Wartezeit am Konsulat mit einem kleinen Schluck Heimat. Andere schauen auf einen Espresso und eine längere Unterhaltung vorbei. Mittendrin der Barista, der sich selbst nicht zu ernst nimmt, im Gegensatz zu seinen Bohnen. Sie sind immer wichtig.

An diesem Café kommt keiner vorbei. Der Grund? Wahrscheinlich der beste Espresso in Köln, man möge mir einen besseren reichen! Und damit soll jetzt Schluss sein? Warum? Es gibt weitere Antragsteller für eine Genehmigung? Dann soll man doch die Genehmigungen erteilen. Köln ist groß genug und wird auch an anderen Stellen ein mobiles Café vertragen. Der Erfolg wird es zeigen.

Mit Begeisterung reisen wir in fremde Länder, um dort Streetfood zu entdecken. Einem kölschen „Streetfoodbetreiber“ machen wir dagegen den Garaus. Wir treten die Lebensqualität in unserer Stadt mit Füßen. Warum? Für Recht und Ordnung? Die Entstehung dieses Caféccino-Mobils könnte kölscher nicht sein, aber diese Geschichte zu erzählen, gebührt Roberto oder seiner Schwester Silvia.

Es sind nicht allein die Akademiker, Handwerkerinnen, Studenten und Rentnerinnen, die diesen Ort zu etwas Besonderem machen. Es sind die Individuen und Charaktere, die hier für einen Moment ihre Nasen zusammen stecken, Geschichten erzählen, ihre Meinung vertreten und sich mit Respekt trennen, um am nächsten Tag wieder gemeinsam Kaffee zu trinken.

Köln hat sich immer als nördlichste italienische Stadt betrachtet – aber bitte ohne dolce vita? Es wird ruhiger werden und es wird in Zukunft weniger gelacht, wenn der rote Cappuccino-Roller verschwindet. Jeden Morgen kommen der bienenfleißige Roberto und sein Team mit dem roten Ape-Kleintransporter und machen den Ort am Italienischen Institut ein wenig besser. Damit soll nun Schluss sein? Liebe Stadt Köln, machen Sie sich nicht zum Affen! Markus Rührund Köln