Roberto Mirabile versorgte 22 Jahre lang die Menschen mit Kaffeespezialitäten. Jetzt ist Schluss, seine Genehmigung wurde nicht verlängert.
Stammkunden untröstlichLindenthaler Kaffeemobil muss nach 22 Jahren Platz räumen
Die kölsche Kaffeebud ist von den Bläck Fööss besungen, von Menschen umschwärmt, kölsches Kulturgut, Treffpunkt von Jung, Alt, Arbeiter, Akademiker, Urkölner und Zuwanderer, Sinnbild für die Weltoffenheit der Stadt. Letztere hat nun allerdings einem der bekanntesten Kölner Kaffeebüdchen den Garaus gemacht: Das kleine rote Cappuccino-Mobil, von dem aus die Familie Mirabile seit 22 Jahren auf dem Parkplatz vor dem italienischen Kulturinstitut Menschen im Umkreis mit Kaffee- und Gebäckspezialitäten versorgt, hat vor Ort keine Daseinsberechtigung mehr.
„Überlastung der öffentlichen Flächen“ verhindern
Die Ordnungsbehörde verweigerte nach Jahrzehnten die Verlängerung der Genehmigung für seinen Betrieb am angestammten Ort. So sind Betreiber Roberto Mirabile und seine Mitarbeiter von heute auf morgen arbeitslos. Die Begründung: Es gäbe vermehrt Anfragen für den Betrieb solcher Kaffeemobile. Würde er Mirabile erlaubt, entstünde auch für die zahlreichen anderen Antragsteller ein Rechtsanspruch auf Genehmigung.
Das würde innerhalb von kurzer Zeit zu einer Überlastung der öffentlichen Flächen führen. Aus Gründen der Gleichbehandlung müsse ihm also der Betrieb untersagt werden. Er dürfe weiterhin den Parkplatz an der Universitätsstraße 81 anfahren, müsse aber nach 20 Minuten den Standort wechseln.
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Stammkunde zweifelt an Begründung der Ordnungsbehörde der Stadt Köln
Das macht für Mirabile allerdings keinen Sinn. In der Nähe findet sich kein anderer Standplatz. Seine Stammkundschaft zählt aber fest darauf, dass sie das Kaffeebüdchen täglich am üblichen Ort finden – und ist empört. Etwa 20 Menschen haben sich am letzten Öffnungstag vor dem roten Mobil versammelt und machen ihrem Unmut Luft. Darunter sind auch Rechtsanwalt Walter Knabben und Rechtsanwältin Julia Brüning. Sie bezweifeln, dass die Begründung der Ordnungsbehörde rechtlich haltbar ist. Knabben erinnert sich noch daran, als Mirabiles Vater sich vor Jahrzehnten um die Standortgenehmigung auf dem Parkplatz bemühte.
„Er hat sämtliche Fachämter der Stadt eingebunden“, so Knabben. „Es gab hier einen Ortstermin, bei dem alles genau geprüft wurde. Danach hat die Behörde Mirabile genehmigt, mit seinem Mobil auf einem Parkplatz zu stehen.“
Brüning glaubt nicht, dass sie nun die Verweigerung der Genehmigung mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz begründen kann: „Es ist doch etwas anderes“, sagt sie, „ob man Menschen erst gar keine Genehmigung erteilt, sodass sie gar nicht erst anfangen, auf diese Weise ihr Geld zu verdienen oder ob man sie nach Jahrzehnten plötzlich verweigert und dadurch eine Existenzgrundlage vernichtet. Die Behörde hat durch jahrzehntelange Praxis ein Vertrauen darauf geschaffen, dass Roberto Mirabile den Betrieb so weiterführen kann.“
Das rote Kaffeemobil wurde zur Institution
Das kleine rote Kaffeemobil am italienischen Kulturinstitut hat sich im Laufe der Zeit zu einer Institution entwickelt und zum Schauplatz zahlreicher Geschichten, die sich in der Nachbarschaft zugetragen haben. Stammkundin Isabel Gronack-Walz hat ihm bereits eine Folge ihres Podcast „Spurensuche Köln“ gewidmet. Es gehört zum Lindenthaler Stadtleben wie die Currywurstbude zum Kölner Tatort.
Gronack hat ihrer Mutter Ilse eine Bank der Grünstiftung im Grünstreifen vor dem Parkplatz geschenkt, damit sie dort sitzen kann, wenn die Stammkunden sich treffen. Es haben sich Freundschaften aus den Kaffeebud-Treffen entwickelt. Stammkunde Bodo Jordan beschreibt es so: „Das Kaffee-Mobil hier ist ein Hotspot des Brauchtums und Psychotherapie zugleich, eine Selbsthilfegruppe, die in die Welt hinein strahlt.“
Die Gruppe hat nun bereits einen Plan für den ersten Tag, an dem das rote Kaffeemobil nicht mehr dort steht: Sie möchten sich mit einer Kaffeekanne zu einer Mahnwache treffen und auf sein Fehlen aufmerksam machen.