Die Bläck Fööss haben seit 1970 Kölsche Musikgeschichte geschrieben, wie kaum eine andere Band. Die letzten noch übrig gebliebenen aktiven Gründungsmitglieder Erry Stoklosa und Bömmel Lückerath haben im Oktober 2022 ihren Abschied bekannt gegeben. Im Februar 2023 gab auch Gus Gusovius seinen Abschied bekannt. Ein guter Zeitpunkt zurückzuschauen. Diese elf Lieder sollte jeder kennen:
„Drink doch eine met“ (1971)
Kölsche Mundart trifft auf Rock ’n’ Roll und Beat: „Drink doch eine met“ brachte den Bläck Fööss nicht nur den Durchbruch im Musikgeschäft, mit ihnen zog auch die Moderne in die Sitzungssäle des Karnevals. Jeans, lange Haare und E-Gitarre: Den älteren Herrschaften war das zwar zu progressiv, aber mit den Bläck Fööss brach endgültig eine neue Zeitrechnung an. Das Lied war ihre dritte Single. 1970 hatten die Bläck Fööss mit dem „Rievkooche-Walzer“ ihre Erste veröffentlicht, aber nur 2.000 Exemplare verkauft.
„Katrin“ (1984)
Der durchgeknallte kölsche Funk von „Huusmeister Kaczmarek“ – inklusive des ersten kölschen Raps – hatte den Bläck Fööss 1984 weit über die Grenzen Kölns hinaus Aufmerksamkeit gebracht. Kaum verklungen, feierten die Bläck Fööss mit ihrer Ode an „Katrin“ den Durchbruch beim Mainstream-Publikum. Das Lied klang wie eine verschollene Elvis-Schnulze aus den 1950ern und passte perfekt in eine Zeit, in der Shakin‘ Stevens die Charts aufmischte. Höhepunkt: Eine Einladung zur ZDF-Hitparade, wo sie 1985 nach „Katrin“ auch mit „Frankreich, Frankreich“ und „Bye Bye My Love“ insgesamt dreimal zu Gast waren. Ende 1989 belegten sie dort Platz eins mit ihrem Herbert-Grönemeyer-Cover „Männer“.
„Rut un wiess“ (2004)
Eine der großen Fußball-Hymnen Kölns im treibenden Status-Quo-Boogie-Rhythmus. Da bleibt im Stadio kein Auge trocken als inoffizielle Hymne des 1. FC Kölns kein Auge trocken. Wenn man sich den Text allerdings genauer zu Gemüte führt, dann merkt man schnell, dass die Bläck Fööss nicht alles so nett meinten: „Mir han en kölsche Mafia, do klüngelt Jroß un Klein, denn janz Kölle es un bliev ne Karnevalsverein“. Randnotiz in Sachen Fußball-Hymnen: Mit „En d'r Südstadt jeiht et Leech aan“ nahmen die Fööss 1998 auch ein Lied für Fortuna Köln auf.
„Frankreich, Frankreich“ (1985)
1983 fuhren die befreundeten Ehepaare Engel (Tommy und sein damalige Frau Irmgard) und Hömig (Reiner und Beate) mit einem geliehenen Wohnmobil zur französischen Atlantikküste. Der erlebnisreiche Camping-Trip inspirierte die Bläck Fööss zu ihrem größten Hit. „Claudette, Cigarette, Antoinette, Baguette“: die lange Fahrt hinterließ ihre humorvollen Spuren. Ihr einziger Top-10-Hit in den deutschen Charts und ihr kommerziell erfolgreichster Titel mit über 200.000 verkauften Singles. Kaum bekannt ist, dass in Frankreich der Musiker Daniel Borowczak unter dem Pseudonym Boro ein französisches Remake aufnahm und Brigitte Bardot oder Mireille Mathieu durch den Kakao zog.
„In unserem Veedel“ (1973)
Wenn dieses Lied irgendwo erklingt, kann es gut sein, dass man sich am Ende mit feuchten Augen in den Armen liegt. Nicht erst seit 2020, als die ganze Welt zu Anfang der Corona-Pandemie enger zusammenrückte, und die Bläck Fööss mit vielen Musikern ein Remake aufnahmen, steht „In unserem Veedel“ für das Wir-Gefühl in Köln. Kaum ein anderes Lied geht so tief ins kölsche Herz und in die kölsche Seele.
„Am Bickendorfer Büdche“ (2006)
Köln ist wahrscheinlich die einzige Stadt, die einem Kiosk ein Denkmal gesetzt hat. Doch das besungene Büdche war schon längst Geschichte, als die Bläck Fööss das Lied auf ihrem frech betitelten Album „Do laach et Hätz, do jrins die Fott“ veröffentlichten. Am Kaiser-Wilhelm-Ring, wo die Hermann-Becker-Straße zum Mediapark führt, liegt das Glasmosaik des Künstlers Martin Mlecko, das an den von Heinrich Reintges erbauten und betriebenen Kiosk erinnert, der von 1950 bis 1997 an dieser Stelle stand. Und die „Bläck Fööss“ besingen im „Bickendorfer Büdchen“ die kölsche Budenkultur.
„Mer losse d'r Dom in Kölle“ (1973)
Der 2011 verstorbene Komponist Hans Knipp schrieb rund 150 Lieder für die Bläck Fööss, darunter auch diesen Meilenstein, der ursprünglich als Kritik an die Sanierungspolitik der Stadt Köln gerichtet war. Heute wird es vor allen Dingen als Hommage an den Kölner Dom gespielt. Kurios: 36 Jahre nach der Veröffentlichung erreichte das Lied für drei Wochen die deutschen Single-Charts. 2009 kletterte „Mer losse“ auf Platz 95.
„Unsere Stammbaum“ (2000)
Ein Lied wie eine Umarmung und eine Hommage an gelungene Integration: „Su simmer all he hinjekumme, mir sprechen hück all dieselve Sproch“. Jeder soll sich im Text wiederfinden. Die Vorlage ist fast unglaublich: 1988 veröffentlichten die Bläck Fööss auf dem Album „Was habst du in die Sack - Lieder und Texte zur Stadtgeschichte“ zum Song „Sirtaki“ einen Auszug aus Carl Zuckmayers Drama „Des Teufels General“. Zuckmayer schreibt vom griechischen Arzt, dem keltischen Legionär, und dem böhmischen Musikanten, die alle am Rhein gelebt haben. Aus dieser Vorlage entstand schließlich der „Stammbaum“ der Bläck Fööss.
„Du… (bes die Stadt)“ (2002)
2002 ließen die Bläck Fööss mit ihrer wunderschönen Liebeserklärung „Du… (bes die Stadt)“, keinen Zweifel daran, woher sie kommen und wofür ihr Herz schlägt. Wenn dieses Lied im Konzert erklingt, kommen Wunderkerzen, Feuerzeuge und Taschentücher zum Einsatz. Die Melodie existierte seinerzeit längst: 1982 wurde sie vom Dudelsackspieler und Berliner Kneipenwirt Michael Korb sowie dem verstorbenen Produzenten Uli Roever unter dem Titel „Highland Cathedral“ als Single veröffentlicht. Noch vor den Bläck Fööss nahm unter anderem die US-amerikanische Pop-Sängerin Amy Grant das Lied für ihr Album „A Christmas to Remember“ auf. Selbst Madonna wählte das Instrumental im Dezember 2000 für ihre kirchliche Hochzeitszeremonie in Schottland aus. Der Kölner Domorganist Prof. Dr. Winfried Bönig führte 2019 die von Antony Baldwin arrangierte Orgelfassung mit wunderschönen Impressionen als „Highland Cathedral – eine Ode an den Dom“ mit seiner Tochter Katharina auf. Das Video auf YouTube hat fast 400.000 Aufrufe.
Die spannende wie faszinierende Historie der Originalkomposition und ihre internationale Erfolgsgeschichte kann man auf der Highland Cathedral Website nachlesen.
„Dat Wasser vun Kölle“ (1983)
Die musikalische Vielseitigkeit der Bläck Fööss hat sich schon immer wohltuend von den Kollegen abgehoben. Von Rock über Pop, bis hin zum Gospel wie bei „Dat Wasser vun Kölle“ hat die Gruppe eine Bandbreite vorgelegt, an der sich jede nachfolgende Band messen kann und darf.
„50 Johr“ (2020)
2020 feierten die Bläck Fööss 50-jähriges Jubiläum und erreichten mit dem dazugehörigen Album „5Ö – Das Jubiläumsalbum“ erstmals seit über 30 Jahren wieder die deutschen Top 10. Mit dem starken neuen Lied „50 Johr“ umarmten die Bläck Fööss die Vergangenheit. Da steht im „Bickendorfer Büdche“ auf einmal „ene Hermes Shop“ und „En de Weetschaff op d’r Eck es hück en Wettbüro.“ Dieser Titel steht aber auch für all die vielen gelungenen Liedern, die seit 2017 entstanden sind – seit Sänger Mirko Bäumer am Mirko vorne steht.
Bläck Fööss – „Die 50 besten Lieder“: Der KStA hat nicht nur die besten 11 Lieder für Sie in einer Playlist zusammengestellt, sondern insgesamt 50 Songs, Hits und Evergreens. Darunter auch viele neue Titel. Sie können diese Playlist sehr gerne auf Spotify abonnieren. Wir wünschen viel Spaß beim Anhören.