Leserbriefe zur WehrpflichtVerteidigung eher Profis überlassen
Wehrpflichtige haben nicht die Mentalität, die im Ernstfall gebraucht wird
Volle Zustimmung, Herr Breitkopf! Wehrpflichtige sind am Ende meist Amateure, egal welcher Eid geschworen wurde! Lange her, aber ich war drei Jahre Zeitsoldat im Nato-Hauptquartier. Wir haben wahrlich jede Übung gegen amerikanische oder englische Soldaten verloren! Und schon in den 70er Jahren hatten wir altes Material, nicht passende Klamotten und Schuhe, und Lkw mit Problemen. Wer als Wehrpflichtiger zur Verteidigung ausgebildet wird, hat bei weitem nicht die Mentalität, die im Ernstfall gebraucht wird. Deswegen sind wir ja dazu verdonnert, anderen die Wolldecken zu senden.
Nur Profis mit der entsprechenden Einstellung werden am Ende das umsetzen, was wir immer weg diskutiert haben: Uns mit Gewalt verteidigen, die uns das Leben rettet! Ich habe Zweifel, ob diverse Bürokraten der Bundeswehr, Überregulierung und demotivierte Wehrpflichtige – auch mit dem modernsten Material – das stemmen könnten. Ich lege auch keinen Wert darauf, ob Genderquoten eingehalten werden oder wir uns weiter mit dem Problem beschäftigen, ob wir Feldwebelin oder Feldwebel sagen. Am Ende sind es immer dieselben, die ihren Hintern herhalten. Sich Respekt verschaffen ist die erste Stufe der Verteidigung! Klaus Mintel Bergisch Gladbach
Eine Wehrpflicht verankert die Armee in der Mitte der Gesellschaft
Die Aussetzung der Wehrpflicht war einer der fünf größten Fehler von Frau Merkel! Ein wichtiges Argument für die Wehrpflicht wurde von Herrn Voogt leider nicht genannt. Die Wehrpflicht verankert die Armee in der Mitte der Gesellschaft. Wenn Männer und Söhne, Frauen und Töchter für die Demokratie und damit für Staat und Bevölkerung kämpfen, dann kämpfen sie für die Freiheit unserer Gesellschaft. Nicht irgendeine Berufsarmee, sondern die Menschen kämpfen selbst für ihre Freiheit. Der Krieg wird nicht delegiert an namenlose Profis, sondern eine demokratische Gesellschaft wehrt sich gegen äußere Bedrohungen. Dafür braucht es wieder eine Wehrpflicht für alle.
Die Einbettung der Wehrpflicht in ein „soziales Jahr“ mit der Wahlmöglichkeit, auch im Zivildienst seine Pflicht zu tun, ist zeitgemäß und angemessen. Jeder junge Mensch in Deutschland kann in 18 Monaten dem Staat und der Gesellschaft etwas zurückgeben. Schließlich hat er oder sie schon 18 Jahre viele staatliche Einrichtungen kostenlos nutzen oder von deren Existenz profitieren können. Zudem bietet ein solches soziales Jahr nach der Schule auch die Chance, einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Und 18 Monate sind bei der ständig steigenden Lebenserwartung keine verlorene Zeit. Carsten Schmitz Köln
Wehrdienst schadet keinem
Ich bin absolut für eine Wehrpflicht, und zwar für beide Geschlechter. Es hat keinem geschadet, etwas zu lernen, was er später im Leben gut gebrauchen kann.Gustav Breitfeld Leverkusen
Gut ausgebildete Soldaten an Stelle von Wehrpflichtigen
Ich konnte keine Friedensdemo in Deutschland sehen, die eine neue alte Wehrpflicht gefordert hat. Das ist gut so. Unsere Bevölkerung, Alte wie Junge, haben erkannt, dass wir uns weiter entwickeln müssen. Hin zu Vertrauen und einem friedlichem Miteinander. Die Kriegstreiber auf der Welt mit ihren wenigen Anführern werden die Weltgemeinschaft nicht gegeneinander aufstacheln, das haben über 70 Jahre friedliches, kriegsfreies Leben in Europa gezeigt. Eine allgemeine Wehrpflicht ist für die Zukunft der falsche Weg. Sie ist zu teuer, da die Infrastruktur nicht mehr vorhanden ist.
Die Anforderungen an eine Verteidigung in der Nato braucht gut ausgebildete Soldaten und Soldatinnen, die mit der neuesten Waffentechnik vertraut sind und stets weiter auf dem neusten technischen Stand bleiben. Das ist bei einer allgemeinen Wehrpflicht nicht gegeben. Bei dem Begriff Wehrpflicht erinnere ich mich an verlorene Zeit für Ausbildung und Studium, sinnlos totgeschlagene Zeit, Alkohol und Eingriffe in meine Familienplanung. Unsere Volkswirtschaft verlor wertvolle Produktivität, und nicht vorhandene Wehrdienstgerechtigkeit führte zu Ungleichbehandlung der Bevölkerung.Peter Morgenstern Erftstadt
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Statt Wehrpflicht für alle ein verpflichtendes soziales Jahr
Ich bin 72 Jahre und seit einigen Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich in verschiedenen Organisationen und Vereinen für unsere Gesellschaft. Auch ich habe 18 Monate meines Lebens für die Wehrpflicht weit weg von Köln geopfert; nicht freiwillig und ungern, weil es die sogenannte Wehrgerechtigkeit nie gegeben hat. Andere, die nicht verpflichtet wurden, hatten in dieser Zeit schon drei Semester studieren können! Deshalb finde ich es falsch, die Diskussion nur auf die Wehrpflicht zu verkürzen.
Besser fände ich ein verpflichtendes Jahr für die Gesellschaft für Männer und Frauen gleichermaßen. Die junge Generation hätte dann die Möglichkeit, nach langen Schuljahren eine Orientierung für sich zu finden, indem sie persönlich Mitverantwortung für den Schutz unseres Gemeinwesens übernimmt. Aufgaben gibt es genug. Hoffentlich packt die Politik das jetzt endlich an. Innenminister Reul sieht das positiver Weise genauso wie Herr Voogt!Reinhold Gödderz Köln
Aktuelle Bedrohungslage erfordert Wiedereinführung der Wehrpflicht
40 Jahre lang wurde die BRD von der auf der Ostseite der Elbe stehenden Nationalen Volksarmee und der Roten Armee unmittelbar bedroht. Zu dieser Zeit wären verantwortungsvolle Politiker und Bürger nicht auf die Idee gekommen, durch Abschaffung der Wehrpflicht die Verteidigungsstärke und Abschreckungswirkung der 500 000 Mann starken Bundeswehr herunterzufahren. Heute hat sich diese Bedrohung durch eine kriegführende Rote Armee konkretisiert und sich „nur“ 1000 Kilometer an die Ostgrenze Polens verschoben. Die Argumente von Herrn Breitkopf gegen eine Wehrpflicht – wie fehlende Kasernen und Verschärfung des Fachkräftemangels – sind die einer Wohlfühl-Gesellschaft. Diese Ära endete am 24. Februar 2022 mit dem Überfall auf die Ukraine.Helmut Rosenau Weilerswist
Soziales Jahr zur Förderung der Gemeinschaft
Eine Rücknahme der – sehr bedauerlichen! – Aussetzung der Wehrpflicht ist vielleicht bei den veränderten Anforderungen an die Bundeswehr nicht zielführend. Ich plädiere allerdings sehr für eine verbindliche Dienstverpflichtung von zwölf Monaten für alle geeigneten weiblichen und männlichen Jugendlichen! Zum einen lernen sich alle gesellschaftlichen Schichten einmal im Leben näher und besser kennen, was den Gemeinschaftsgeist und den gegenseitigen Respekt fördert und damit weitere „Spaltung“ verringert oder verhindert. Zum anderen kommen die Jugendlichen in unterschiedlichen sozialen Bereichen mit der harten Wirklichkeit benachteiligter Menschen in Kontakt, was sicher fürs Leben prägt. Ein Jahr Dienen für die Gemeinschaft fördert sicher auch den dringend erforderlichen Gemeinschaftsgeist.Hans-Joachim Vogel Neunkirchen-Seelscheid
Wie ist es um die deutsche Wehrhaftigkeit bestellt?
Die Forderung nach einer Wiedereinführung der Wehrpflicht verursacht Fragen: Ist unsere gesamte Gesellschaft wirklich bereit, „wehrhaft“, also mit Waffen und Munition, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu verteidigen? Oder tendiert sie eher dazu, sich einem Aggressor und seinem System „friedlich“ zu unterwerfen? Sind alle Bevölkerungsteile unseres Gemeinwesens wirklich wehrwillig? Auch die aus allen Richtungen Hinzugekommenen? Auch die mit doppelter oder mehrfacher Staatsbürgerschaft? Sollten wir uns nicht besser das viele Geld für Verteidigung sparen, in den Klimaschutz investieren und uns gegebenenfalls a priori unterwerfen?
Sind all jene, die mit Plakaten, Worten und Symbolik an Massendemonstrationen teilnehmen, innerlich so wehrhaft eingestellt wie die Ukrainer? Oder ist Demonstrieren nur eine Methode, sein Gewissen zu erleichtern und Verteidigung mit Waffen arbeitsteilig Anderen zu überlassen? Wie stünde es bei Wiedereinführung der Wehrpflicht mit der Wehrgerechtigkeit? Würden wieder nur die „Dummen“ zum Bund gehen (müssen) und die Cleveren Mittel und Wege finden, sich dieser Pflicht zu entziehen? Würde Wehrdienst gleich oder sogar höher zu bewerten und öffentlich, auch emotional, anerkannt sein als Wehrersatzdienst?
Diese Fragen stellen sich mir als 83-Jährigem, der das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Nachkriegszeit noch plastisch vor Augen hat, der nach dem ersten Studiensemester wehrpflichtig wurde, mehr als drei Jahrzehnte in den gepanzerten Kampftruppen gedient, sich 1968 als Kompaniechef mit pazifistischen Demonstranten am Kasernentor argumentativ herumgeschlagen hat und 1982 als Soldat in Köln nur unter Polizeischutz an friedensbewegten Demonstranten vorbei seine Dienststelle in der Konrad-Adenauer-Kaserne in der Brühler Straße erreichen konnte. Klaus-Uwe Witt Erftstadt
Soziales Jahr zur Stabilisierung der Demokratie
Wehrpflicht – nein! Aber künftige – hoffentlich vermeidbare – militärische Auseinandersetzungen verlangen hochtechnisch strukturierte Abläufe und Ausbildungen, die auch nur von freiwilligen interessierten, auch vorgebildeten Menschen geleistet werden können. Eine Flut von Soldaten in Schlachten wie in alten Zeiten braucht es nicht mehr, Kriege werden durch Marschflugkörper und Drohnen bestimmt.
Aber zur Unterstützung öffentlicher Aufgaben sollten junge Menschen durchaus für eine Gesamtdauer von zwölf Monaten verpflichtet werden: im Technischen Hilfswerk, in Altenheimen, Krankenhäusern, Feuerwehren usw. Dabei sollte man nicht an einer Stelle Dienst tun müssen, sondern wechseln können, um breitere Kenntnisse vermittelt zu bekommen. Um die Aufgaben spannend zu erhalten, halte ich eine Aufteilung in Quartale für sinnvoll. Eventuell werden so auch Berufs- und Lebensziele gefunden. Junge Menschen dürfen gerne den hohen Wert unserer freiheitlichen Demokratie mit diesen Einsätzen stabilisieren und sichern.
Ich selbst habe 1960/61, zur Zeit des Mauerbaus, 15 Monate Wehrdienst „geschoben“ – die damalige innere Bereitschaft war mangelhaft.Karl Kutsch Wesseling
Wehrpflicht fördert Respekt
Beim überzogenen Ausleben aller Freiheitsrechte der Bundesrepublik Deutschland darf man das Wort Pflicht natürlich nicht mehr in den Mund nehmen. Demgemäß ist für viele der jungen Generation auch das Wort Respekt ein Fremdwort. Eine Grundausbildung für Alle würde da vielleicht ein wenig gegensteuern. Oder sollen sich unsere Ordnungshüter weiterhin bespucken lassen?Harald Michelsen Köln