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Nach 58 JahrenKölner Metzgerei Stock auf der Neusser Straße schließt

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Ein Mann mittleren Alters mit Glatze und eine Frau stehen vor dem in rot gehaltenen Ladenlokal der Metzgerei, die ihnen gehört.

Christoph Stock mit Tochter Isabel vor dem Fleischerladen, der nach Heiligabend schließt.

Das Metzgereien-Sterben in Köln geht weiter. Nachdem in den letzten Jahren schon zahlreiche Läden geschlossen wurden, reiht sich nun ein weiterer Traditionsbetrieb ein: Christoph Stock macht Schluss.

Irgendwann im vergangenen Sommer stand Metzgermeister Christoph Stock vor der endgültigen Entscheidung. Die Vergrößerung und Erweiterung des Ladens waren angedacht – unter anderem mit heißer Theke und neuem, offenerem Schaufenster. „Aber angesichts des allgegenwärtigen Personalmangels war es einfach nicht zu bewerkstelligen“, erläutert der 55-jährige Fleischer.

„Ich habe dann übers Aufhören nachgedacht. Im Oktober wurde es konkret.“ Insgesamt 58 Jahre bestand der „gute alte Metzgerladen“ an der Neusser Straße 269, im Erdgeschoss des Hauses, das ihm selbst gehört. 28 Jahre leitete er den Laden. Doch nach Heiligabend, dem letzten Verkaufstag, ist Schluss – und Nippes ist erneut um einen Fleischerladen ärmer. Bereits in den Jahren zuvor schlossen die Metzgerei Kleist am Wilhelmplatz, sowie Immendorf im Sechzigveedel.

Es verbleiben der Verkaufsladen von Jupp Schlömer an der Neusser Straße 312, das Thekensortiment von „Sapori d'Italia“ sowie die Fleischereistände auf dem Wochenmarkt. Auch im übrigen Stadtbezirk schlossen einige Läden: In Riehl setzte sich Metzgermeisterin Rita Motz zur Ruhe, der Nachfolgebetrieb Himperich aus Bensberg, der das Ladenlokal übernahm, stellte bald den Betrieb ein. In Weidenpesch schloss der traditionsreiche Betrieb Heinen.

Der Mangel an Fachkräften ist extrem. Es ist ein Versäumnis seit 20 Jahren
Christoph Stock, Metzgermeister

Nun verbleiben, als letzte Fleischerei-Handwerksbetriebe, die Metzgerei Kremser in Niehl sowie Gruner in Longerich. „Der Mangel an Fachkräften ist extrem, es ist ein Versäumnis seit 20 Jahren“, findet Stock. „Früher hatten wir drei Ausbildungsklassen mit je 30 Personen in Köln alleine. Heute sind es vielleicht zehn Auszubildende in der gesamten Region Köln.“ Eine Praktikumswoche im Handwerk wäre eine Lösung.

Hinzu komme die Kostenlage, die bei der Schließung jedoch nicht die tragende Rolle gespielt habe. „Leider haben wir Fleischereibetriebe auch so gut wie keine Lobby. Während Corona wurden die Leute an der Supermarktkasse beklatscht, wir jedoch nicht.“ Von gelegentlichen Schmäh-Schriftzügen im Schaufenster, mutmaßlich aus der Ecke militanter Veganer kommend, ganz zu schweigen.

Für die Zukunft macht sich Stock keine Sorgen. Er sei genug beschäftigt; der frühere Bauer im Kölner Dreigestirn freut sich schon darauf, den Karneval endlich komplett unbeschwert feiern zu können. „Mein Team ist komplett versorgt, ab 1. Januar haben alle einen neuen Job.“ Wer in das Ladenlokal einziehen wird, sei für ihn jedoch noch komplett ungewiss.