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„Außergewöhnliches Ereignis“Forscher rätseln über merkwürdige Druckwellen in der Ostsee

Lesezeit 3 Minuten
Dünen auf der dänischen Ostseeinsel Bornholm. Im Hintergrund ist ein Leuchtturm an der Ostseeküste zu sehen.

Auf der dänischen Ostseeinsel Bornholm ist es zu merkwürdigen Erschütterungen gekommen. Geologen suchen nach der Ursache, möglicherweise sind Kampfjets dafür verantwortlich.

In der Ostsee kommt es zu starken Erschütterungen und Meldungen über Erdbeben. Wissenschaftler haben zwei Vermutungen.

Mehrere kleine „Erdbeben“ und Druckwellen haben am Wochenende die dänische Ostseeinsel Bornholm erschüttert. Laut Angaben der Geologischen Forschungsanstalt für Dänemark und Grönland GEUS hat die Behörde mehrere Meldungen über ein Erdbeben auf Bornholm von Inselbewohnern erhalten. Auch die Seismographen in der Region schlagen klar aus.

Ein Bewohner von Bornholm sprach von einem „beängstigenden“ Erlebnis gegenüber der dänischen Boulevardzeitung „BT“. Daten der GEUS zeigen eine deutliche Erschütterung am Samstagnachmittag gegen 15.15 Uhr, auch der polnische Erdbebendienst hätte an der Ostseeküste Erschütterungen gemeldet. Trotz der Daten rätseln die Forscher über die Ursache, Geophysiker sprechen von einem „außergewöhnlichen Ereignis“.

Bornholm: „Erdbeben“ in der Ostsee beunruhigen Bewohner – Forscher rätseln über Ausschläge

Denn laut GEUS haben Nachforschungen der Behörde ergeben, dass es auf Bornholm und auch in der Ostsee kein Erdbeben gab. „Die Daten zeigen einen klaren Anstieg zur betroffenen Uhrzeit, es sieht fast wie eine kleine Explosion aus“, schreibt die GEUS in einem offiziellen Bericht. Allerdings sei auszuschließen, dass es sich dabei um ein Erdbeben handele. Erste Untersuchungen hätten ergeben, dass die Erschütterung ihren Ursprung nicht unter dem Meeresboden der Ostsee hatte.

Bornholm liegt unweit von Deutschland in der Ostsee, gehört aber zu Dänemark. Die GEUS hat auf der Insel zwei Seismographen stationiert und überwacht die Erdbebenaktivität in der Region. Was die Erschütterungen noch mysteriöser erscheinen lässt: Normalerweise kommt es auf Bornholm und in der Ostsee nur äußerst selten zu spürbaren Beben oder Erschütterungen.

Ostsee: Mysteriöse Erschütterungen durch Kampfjets verursacht?

Die Daten des dänischen Erdbebeninstituts lassen dagegen darauf schließen, dass „akustische Druckwellen“ die Erschütterungen ausgelöst haben könnten. Die GEUS rätselt allerdings weiterhin, wodurch diese entstanden sein könnten. Denn neben Polen hat auch Schweden auf seinen südlichen Inseln, wie beispielsweise auf Öland, die Erschütterungen registriert.

Der schwedische Seismologe Björn Lund von der Universität Uppsala bringt mögliche Kampfjets über der Ostsee ins Spiel: „Wenn wir von einem solchen Grollen und Zittern hören, ist es fast immer so, dass die Luftwaffe die Schallmauer auf See durchbrochen hat und die atmosphärischen Bedingungen so waren, dass der Überschallknall über Land rollte“, sagte er der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Über der Ostsee sind immer wieder Eurofighter unterwegs, zuletzt fing die deutsche Luftwaffe dort mehrfach russische Militärflugzeuge ab.

Bornholm: Merkwürdige Erschütterungen durch Meteorit in der Ostsee?

Die dänische Luftwaffe hat im betroffenen Zeitraum allerdings keine Flüge über Bornholm durchgeführt, erklärt ein Sprecher der dänischen Zeitung „Berlingske“. Forscher bringen gegenüber der Zeitung auch einen Meteoriteneinschlag ins Spiel. „Das klare Wetter am Samstagnachmittag spricht allerdings gegen diese Theorie“, erklärt der Geophysiker Henning Haack.

Eine weitere Theorie: An der polnischen Ostseeküste wurden im betroffenen Zeitraum kontrollierte Sprengungen durchgeführt. Allerdings hält die GEUS einen Zusammenhang mit den Erschütterungen aufgrund der Explosionen für unwahrscheinlich. Die Behörde will den merkwürdigen Erschütterungen weiter auf den Grund gehen.

Bornholm: Insel nach Lecks in Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 im Fokus

Im vergangenen Jahr hatten mehrere Lecks an den Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 unweit von Bornholm international für Aufsehen gesorgt. Die Löcher in den Gasleitungen wurden höchstwahrscheinlich durch Explosionen herbeigeführt. Unklar ist weiterhin, wer dafür verantwortlich ist.

Seit dem Vorfall fließt endgültig kein Gas aus Russland mehr nach Deutschland, nachdem Präsident Wladimir Putin zuvor die Lieferungen schon mehrfach unterbrochen hatte. (shh)