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Zum GedenkenCaterina Valente gestorben – Diese 11 Lieder werden in Erinnerung bleiben

Lesezeit 6 Minuten
Caterina Valente in den 1950er Jahren.

Caterina Valente in den 1950er Jahren. (Archivbild)

Die große Sängerin und Entertainerin Caterina Valente ist tot. Wir erinnern an 11 ihrer schönsten Lieder.

Sie war eine der letzten großen Entertainerinnen der 50er und 60er Jahre Jahre von Weltrang: Caterina Valente ist am Montag (9. September) im Alter von 93 Jahren friedlich in ihrer Wahlheimat Lugano in der Schweiz gestorben, wie ihr Sprecher Günther Huber am darauffolgenden Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Der kosmopolitische Weltstar mit einer sechs Jahrzehnte währenden Karriere war ein Multitalent, das nicht nur in mehreren Sprachen sang, sondern auch tanzte, Instrumente spielte, schauspielerte und, ja, die große alte Schule des Entertainments beherrschte. Jazz, Schlager, Pop, Musical, Chanson und Bossa Nova, kaum ein Genre war ihr fremd. Davon zeugen auch die folgenden elf Songs (aus über 1.500), mit denen wir an ihre große Karriere erinnern möchten.

„Bongo Cha-Cha-Cha“ (1959)

Valente wunderte sich vor wenigen Jahr wahrscheinlich sehr, was moderne Errungenschaften wie TikTok und Co. alles möglich machen. Das Lied, das 1959 für den Film „Du bist wunderbar“ aufgenommen wurde, erlangte 60 Jahre nach seiner Entstehung ungewöhnliche Popularität, als die italienische Version 2019 im Film „Spider-Man: Far From Home“ verwendet wurde und in sozialen Netzwerken wie TikTok und Instagram als beliebtes Meme aufgegriffen wurde, bei dem Menschen zu dem Lied tanzen. Es geht aber nichts über die deutsche Fassung oben mit absurden Textzeilen wie: „Feuerrot wie blut, blüht der rote Mohn am Zuckerhut“.


„Ganz Paris träumt von der Liebe“ (1954)

„Ganz Paris träumt von der Liebe“ war für Caterina Valente im Nachkriegsdeutschland ein Riesenerfolg und bedeutete ihren großen Durchbruch als Sängerin. Das Lied, ursprünglich von Cole Porter als „I Love Paris“ komponiert, verzauberte das immer noch vom Krieg geprägte deutsche Publikum und machte Valente zur „Signora Wirtschaftswunder“. Der Verfasser dieser Zeilen empfiehlt, das Lied bei einem Besuch in Paris vor dem Eiffelturm mit den Liebsten zu hören – ein unvergesslicher Moment voll Nostalgie.


„Manuel“ (1978)

Ein wirkliches Karrieretief hatte die international gefragte Valente eigentlich nicht, aber 1978 war sie schon seit einigen Jahren aus den deutschen Single-Charts verschwunden, die sie zwischen 1954 und 1965 als Schlagerkönigin quasi regiert hatte. Mit diesem wummernden Synthi-Edelkitsch über den singenden Jungen Manuel, der sein Glück in der großen weiten Welt sucht und nicht findet, schaffte sie es 1978 noch einmal in die Top 20 der deutschen Charts. Und endlich hatte sie auch große Auftritte in der „ZDF-Hitparade“. Die hohe Stimme im Hintergrund – Manuel alias Achim Rodewald – durfte später „Das Lied von Manuel“ bis in die Top 10 singen.


„The Breeze and I“ (1955)

In den USA und auch in Großbritannien war sie ein beliebter Fernsehstar. Amerikanische Weltstars wie Dean Martin, Ella Fitzgerald oder Perry Como lagen ihr quasi zu Füßen und gaben sich die Klinke in die Hand, um mit ihr Jazzstandards oder die damals völlig neuen, hippen Bossa-Nova-Klänge zu präsentieren. Einen richtigen Hit landete Valente allerdings nur einmal, mit dieser Adaption einer Schnulze aus dem Jahr 1940, die wiederum auf dem Stück „Andalucía“ des kubanischen Komponisten Ernesto Lecuona basiert. Ihr langjähriger Arrangeur Werner Müller machte daraus ein zauberhaftes Rumba-Intermezzo, zu dem sich die Valente in schwindelerregende Höhen sang. Top 10 in Großbritannien und den USA!


„Wenn es Nacht wird in Paris“ (1954)

Fast noch schöner, auf jeden Fall aber spezieller als der Millionenhit „Ganz Paris träumt von der Liebe“ ist die heute kaum noch bekannte B-Seite, die eine mystische, fast filmische Atmosphäre verströmt und sich auch textlich von den typischen leichten und fröhlichen Schlagern der 50er und 60er Jahre abhebt. Die Melodie ist ruhiger und verträumter, der Text thematisiert die geheimnisvolle und verführerische Stimmung des nächtlichen Paris. Nebulös singt die Valente von fremden Schatten und einem „dunklen Drang“, dem „fremden Schicksal“ zu folgen. Das großartige Arrangement von Kurt Edelhagen mit Akkordeon, geisterhafte Chöre und immer wieder Schritten im Hintergrund erzeugt Gänsehaut.


„Das ist die Hafenmelodie“ (1956)

Wieder eine Single, von der A-Seite „Du wirst alles vergessen“ auf die B-Seite. Dort findet sich dieses zauberhafte Lied, ebenfalls von Kurt Edelhagen mit großem Orchester, das die Atmosphäre eines geschäftigen Hafens einfängt („Es riecht nach Salz und frischem Teer, und manchmal nach vielem mehr“), gepaart mit der Sehnsucht nach Abenteuern und fernen Orten – passend zur ersten Reisewelle der Wirtschaftswunderzeit. Das Original ist übrigens ein weit weniger exotisches Chanson von keiner Geringeren als Edith Piaf, die uns zum Abschied wie die Valente aus Hamburg zuwinkt: „C'est à Hambourg“.


„Spiel noch einmal für mich, Habanero“ (1957)

Mit fast fünf Millionen Aufrufen auf YouTube gehört dieser Klassiker von Caterina Valente zu den am häufigsten gestreamten Titeln der Sängerin. Im Jahr 1957 verfehlte das Lied mit Platz 2 nur knapp die Spitze der Charts. Das Lied, eine bittersüße Hymne an die Kraft der Musik, erzählt von der Sehnsucht und dem Schmerz eines Menschen, der trotz harter Arbeit und Leid Trost in der Musik findet. Es beschreibt als Blaupause für große Schlager der 50er Jahre die Last des Lebens, die er trägt, und die unerfüllten Träume, die ihn begleiten, während seine Musik Hoffnung und Wunder heraufbeschwört, die ihm selbst verwehrt bleiben.


„Corcovado“ (1961)

Caterina Valente war eine der ersten Künstlerinnen, die den Bossa Nova aus Brasilien in die Welt trug. Und mit ihm Komponisten und spätere Superstars des Genres wie Antônio Carlos Jobim. Der schrieb „Corcovado“ im Jahr vor Valentes seltenem Auftritt in der Kraft Music Hall 1961, bei dem sie zeigte, dass sie nicht nur eine wunderbare Interpretin war, sondern auch hervorragend Gitarre spielen konnte. Später nahm sie den Jobim-Klassiker in mehreren Sprachen auf, wie auch viele andere Bossa-Nova-Stücke, darunter ein exzellentes Album mit Luiz Bonfá.


„Poinciana“ (1957)

Diese Aufnahme steht stellvertretend für all die englischsprachigen Aufnahmen von Jazz- und Popstandards, die Valente oft mit stimmlich herausragenden Leistungen eingespielt hat. Hier singt sie einen Klassiker, der auf dem spanischen Traditional „La canción del árbol“ basiert, wieder mit fast schwindelerregender Stimme die Tonleiter rauf und runter. Entstanden ist das Ganze für das Album „Plenty Valente“, das viele Jahre später in edler Aufmachung als „Caterina Valente in New York“ wiederentdeckt wurde. Produziert wurde es übrigens von Milt Gabler, der auch den Rock'n'Roll in den Mainstream führte und ganz nebenbei einen gewissen Bert Kaempfert zum Weltstar machte.


„Showtime für Sie“ (1979)

Wussten Sie, dass die Valente auch Disco gesungen hat? Naja, nicht wirklich, aber 1979 entstand diese klassische Showtreppen-Nummer à la Las Vegas mit Disco-Arrangement. Und damit ein Evergreen für sehr viele Drag-Queen-Shows der 80er Jahre, denn der Song klingt einfach nach Pailletten, Federn und großen, ausladenden Gesten, für die die Valente auch bekannt war. Ein Schelm, wer da an „Musik ist Trumpf“ denkt. Das Lied erschien auf dem Album „Schenk mir Musik“, einem der wenigen Original-Schlageralben von Valente, die heute über Streamingdienste wie Spotify erhältlich sind.


„Wo meine Sonne scheint“ (1957)

In Deutschland wurde die Valente natürlich vor allem durch ihre Schlager bekannt, obwohl auch viele ihrer Jazz-, Bossa Nova- und Chanson-Aufnahmen in Deutschland erschienen. Mit der deutschen Version des von Lord Burgess und dem im vergangenen Jahr verstorbenen Harry Belafonte geschriebenen Liedes „Island in the Sun“ gelang ihr 1957 ein Nummer-eins-Hit, der bis heute aus dem Schlager-Oldie-Radio nicht wegzudenken ist. Zum Abschluss unseres Song-Rückblicks der von Kurt Feltz geschriebene Refrain mit Träne im Knopfloch: „Wo meine Sonne scheint und wo meine Sterne stehen, da kann man der Hoffnung Glanz und der Freiheit Licht in der Ferne sehen“.