AboAbonnieren

Corona in ChinaKrematorien überfüllt – Videos zeigen dramatische Zustände in Krankenhäusern

Lesezeit 3 Minuten
Ein Patient wird in die Fieberklinik eines Krankenhauses gebracht.

Ein Patient wird in die Fieberklinik eines Pekinger Krankenhauses gebracht. Nach ausländischen Presseberichten verzeichnen Krematorien in Peking allerdings einen starken Anstieg von Toten.

Nach dem Ende der Null-Covid-Politik greift das Virus in China um sich. Karl Lauterbach nennt die Lage „sehr besorgniserregend“, Experten prophezeien Millionen Tote und dramatische Folgen auch in Europa.

Nach dem abrupten Ende der strikten Null-Covid-Politik herrscht vielerorts in China der Ausnahmezustand. Wie dramatisch die Lage in den Krankenhäusern sind, machen Videos in den sozialen Netzwerken deutlich.

Auf Twitter teilte Eric Feigl-Ding, Epidemiologe und Leiter der COVID Task Force am New England Complex Systems Institute, einen Clip, der die Zustände in einem chinesischen Krankenhaus zeigen soll. Zu sehen sind mehr als ein Dutzend Menschen, die in einem kleinen Raum auf nebeneinander aufgereihten Betten liegen. Die meisten von Ihnen müssen offenbar beatmet werden. „Krankenhäuser in China völlig überfordert, seit die Beschränkungen aufgehoben wurden“, schreibt Feigl-Ding zu dem Video.

„Epidemiologen schätzen, dass mehr als 60 Prozent der Chinesen und 10 Prozent der Weltbevölkerung in den nächsten 90 Tagen wahrscheinlich infiziert sind. Todesfälle wahrscheinlich in die Millionen – Plural. Das ist erst der Anfang“, so der Epidemiologe zu dem Clip, der allein auf Twitter bereits mehr als 11 Millionen Mal gesehen wurde.

Ein weiteres Video, das Eric Feigl-Ding auf Twitter postete, soll Leichen in einem Krankenhaus zeigen. Dazu schreibt er, dass Covid-Ziel der chinesischen Regierung lasse sich so zusammenfassen: „Wer infiziert werden muss, soll infiziert werden, wer sterben muss, soll sterben. Frühe Infektionen, frühe Todesfälle, früher Höhepunkt, frühe Wiederaufnahme der Produktion.“

Corona in China: Karl Lauterbach besorgt – Krematorien überfüllt

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach teilt seine Sorgen, er schätzt die Lage als „sehr besorgniserregend“ ein. Derartige Schreckensszenarien, wie sie Eric Feigl-Ding vorhersagt, stützen auch Meldungen aus Krematorien in China. Sie berichten über einen starken Anstieg der Sterbezahlen.

In der Metropole Chongqing, wo die Menschen seit dieser Woche auch mit leichten Corona-Symptomen wieder zur Arbeit gehen sollen, erreichte ein Krematorium nach eigenen Angaben die Kapazitätsgrenze. „Wir haben in den vergangenen Tagen viel mehr Leichen abgeholt als zuvor“, sagte ein Mitarbeiter, der anonym bleiben wollte, am Dienstag, 20. Dezember, der Nachrichtenagentur AFP.

China: Viel zu viele Leichen – Krematorien „absolut überfüllt“

„Wir haben sehr viel zu tun, in den Kühlräumen gibt es keinen Platz mehr.“ Zu einem möglichen Zusammenhang mit dem Coronavirus wollte sich der Mitarbeiter nicht äußern: „Da müssen Sie die Verantwortlichen fragen“.

In der Großstadt Guangzhou sagte ein Krematoriumsmitarbeiter, dort würden pro Tag 30 Leichen eingeäschert. Selbst aus anderen Verwaltungsbezirken würden Leichen angeliefert. Vertreter eines weiteren Krematoriums in der Stadt berichteten, dort sei „extrem viel zu tun“: „Hier ist drei- bis viermal so viel los wie in den vergangenen Jahren, wir äschern pro Tag mehr als 40 Leichen ein, normalerweise sind es etwa ein Dutzend pro Tag.“

Behörden in China melden nur wenige Corona-Tote

In Shenyang im Nordosten des Landes sagte der Mitarbeiter eines Bestattungsinstituts, viele Tote könnten erst nach mehreren Tagen beigesetzt werden, weil alle Krematorien der Stadt „absolut überfüllt“ seien. Auf die Frage nach einem Zusammenhang mit dem Coronavirus sagte er: „Was glauben Sie denn? So ein Jahr wie dieses habe ich noch nie erlebt.“

In der Hauptstadt Peking meldeten die Behörden am Dienstag offiziell lediglich fünf Todesfälle durch Covid-19, drei mehr als am Vortag. Dass diese Zahlen stimmen, ist nahezu ausgeschlossen. Wegen des Endes der Testpflicht ist es nach Behördenangaben inzwischen unmöglich, die Zahl der Corona-Fälle und somit auch der Corona-Toten abzuschätzen.

Erst der Anfang? China droht massive Corona-Welle

Vor dem Dongjiao-Krematorium in der Stadt beobachteten AFP-Reporter mehr als ein Dutzend Leichenwagen, die Schlange standen. Ein Fahrer sagte AFP, er warte bereits seit mehreren Stunden. Unklar war, ob der große Andrang mit einem Anstieg der Corona-Toten zusammenhängt. Krematoriumsmitarbeiter wollten sich nicht äußern.

Die Volksrepublik hatte Mitte des Monats nach landesweiten Protesten überraschend das Ende der umstrittenen Null-Covid-Politik eingeläutet. Da viele Chinesen nicht vollständig gegen das Corona-Virus geimpft und die in China zugelassenen Impfstoffe weniger wirksam sind, droht eine massive Corona-Welle. (mit afp)