Hitzige Diskussion über Böllerverbot„Nur EU darf Böller in Kriegsgebiete schicken“
Köln – Kaum sind die ausgelassenen Halloween-Partys vorbei, wird in Deutschland über den nächsten Anlass für große Feiern diskutiert. In nicht einmal mehr zwei Monaten steht Silvester an, und niemand geht derzeit davon aus, dass er oder sie in seinen Aktivitäten durch Corona wesentlich sein eingeschränkt wird. Viele fragen sich aber, ob sie zum Jahreswechsel wieder so richtig böllern dürfen.
Ausgelöst hatte die Diskussion eine Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale Brandenburg. Darin stimmten 53 Prozent der Befragten für ein Verbot, nur 39 Prozent waren dagegen. Auf diese Umfrage stieg die Deutsche Umwelthilfe ein. Deren Chef Jürgen Resch kommentiert: „Seit vielen Jahren setzen wir uns dafür ein, den Jahreswechsel ohne archaische Silvesterböllerei zu feiern. Die Argumente für ein Verbot der Schwarzpulver-Raketen und Böller sind vielfältig: Luftverschmutzung und Abfälle in den Straßen, Millionen verschreckte und leidende Tiere, zahlreiche Häuserbrände und viele tausend verletzte Kinder wie Erwachsene“, zählt Resch auf.
Wegen Corona Verkaufsverbot für Feuerwerk in den vergangenen Jahren
Er begrüße daher die Ergebnisse der Umfrage, denn sogar unter „Wählerinnen und Wählern der FDP“ sei angekommen, dass Böllern kein „Freiheitsritual“ sei, so Resch mit Seitenhieb auf liberale Politiker, die ein Verbot in den vergangenen Jahren immer abgelehnt hatten. Resch forderte von der Regierung ein bundesweites grundsätzliches Verbot. Eine Änderung der Sprengstoffverordnung sei leicht vom Innenministerium umsetzbar.
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Wegen der Coronabeschränkungen hatte zum vergangenen Jahreswechsel wie schon im Jahr davor in ganz Deutschland ein Verkaufsverbot für Feuerwerk gegolten. Vielerorts wurden zudem Versammlungsverbote verhängt, zum Teil durfte auch kein Feuerwerk abgebrannt werden.
In Köln gab es Silvester 2021/22 kein generelles Böllerverbot, sondern es galt das allgemeine Verkaufsverbot für Pyrotechnik. Auf vielen zuvor definierten Plätzen und Straßen wie auf den Ringen, im Zülpicher Viertel oder den Rheinbrücken durfte aber kein Feuerwerk abgebrannt werden.
Weco in Eitorf hofft auf Silvester-Geschäft
Unternehmen wie der Feuerwerkshersteller Weco aus Eitorf hoffen naturgemäß, dass es nicht auch im dritten Jahr oder gar darüber hinaus zu einem Böllerverbot an Silvester kommt. Aus Sicht von Weco-Sprecher Oliver Gerstmeier gebe es in Bezug auf die Corona-Lage keinen Ansatz für ein neues Verbot.
Am Dienstag wurde ein mögliches Böllerverbot dann auch in den sozialen Medien kontrovers diskutiert. Wie auch die Umfrage belegt, würden viele Deutsche diese Maßnahme unterstützen. Das Verbot sollte selbstverständlich sein und nicht wegen eines „pervertierten Freiheitsbegriffs“ abgelehnt werden, meint ein Kommentator.
Einige User greifen das Thema auch satirisch auf und schreiben, nur die EU selber dürfe mit Böllern die Ukraine in ihrem Kampf gegen die russischen Aggressoren unterstützen.
Andere wiederum sehen sich in ihrer Freiheit eingeschränkt und meinen, man solle nicht jedes Verbot bejubeln. Außerdem würden sich viele Menschen sowieso im Ausland oder übers Internet mit Böllern eindecken, lautet ebenfalls ein Argument dagegen.
Andere schreiben, dass Böllern eben eine lange Tradition habe. (cme)