Minus 50 Grad und eine teils meterhohe Schneedecke – für Menschen und Tiere in der Mongolei hat das Extremwetter verheerende Folgen.
Schnee- und Eiskatastrophe „Dzud“Extremwinter in der Mongolei: Mehr als 1,5 Millionen Tiere bei minus 50 Grad gestorben
Extreme Kälte und heftige Schneefälle haben den Hirten in der Mongolei schwere wirtschaftliche Verluste zugefügt. Mehr als 1,5 Millionen Herdentiere sind nach Angaben der staatlichen Notstandskommission in diesem Winter in dem zentralasiatischen Land bereits verendet. Einige unabhängige Medien berichten gar von mehr als 2 Millionen verendeten Tieren.
Minus 50 Grad und heftige Schneemassen: Massenhaft Tiere verenden im Extremwetter
„Dzud“ nennen die Mongolen die Schnee- und Eiskatastrophen, die das Land in den Wintermonaten immer wieder heimsuchen. Das Wetterphänomen sorgt dafür, dass das Vieh kein Futter mehr findet, weil die Böden gefroren oder die Weiden von Schneemassen bedeckt sind. Oft sind die Verluste besonders hoch, wenn ein trockener Sommer vorausgegangen ist, in dem sich die Tiere kein ausreichendes Fettpolster für den Winter anfressen konnten.
Starke Schneefälle und bittere Kälte sind in der Mongolei nichts Ungewöhnliches. Bereits das vergangene Jahr war besonders brutal: Hunderttausende von Tieren starben aufgrund des Extremwetters, die Hirtenfamilien – die mindestens ein Drittel der 3,3 Millionen Einwohner der Mongolei ausmachen – hatten keinen Zugang zu Lebensmitteln oder Medikamenten.
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„Dzud“ bringt extreme Kälte und heftige Schneemassen in die Mongolei – Tiere verhungern
In diesem Jahr ist der Dzud jedoch noch einmal verheerender. Die Temperaturen seien in einigen Gebieten auf bis zu minus 50 Grad Celsius gefallen, berichtet das Newsportal „BNN“. In der Mongolei hat es zudem in diesem Winter viel mehr geschneit als sonst. Mehr als 80 Prozent des mongolischen Territoriums seien aktuell mit einer bis zu 100 Zentimeter dicken Schneedecke bedeckt, teilte die mongolische Wetterbehörde laut „Shanghai Daily“ mit.
Die „Huff Post“ berichtet, dass überhaupt nur noch auf einem Bruchteil des Territoriums der Mongolei ein Vorwärtskommen möglich sei. Das Büro der Vereinten Nationen in der Mongolei habe bereits Anfang des Monats gewarnt, dass mehr als 90 Prozent des Landes einem „hohen Risiko“ ausgesetzt seien.
Die mongolische Regierung habe den notleidenden nomadischen Hirten insgesamt 20.000 Tonnen Heu und Futter geschickt. Für viele Tiere kommt diese Hilfe allerdings zu spät. Offiziell ist von rund 2 Millionen toten Tieren die Rede, doch einige Helfer schätzen, dass die Zahl noch fünfmal höher sein könnte. Und das ist erst der Anfang: Der Höhepunkt des Sterbens wird erst in den nächsten zwei Monaten erwartet.
Vereinte Nationen und Papst warnen vor Folgen der extremen Kälte und Schneefällen in der Mongolei
Auch die Vereinten Nationen haben bereits vor der Situation gewarnt. Viehzucht sei ein integraler Bestandteil der mongolischen Wirtschaft, Kultur und Lebensweise, so ein vor zwei Wochen veröffentlichter UN-Bericht. Nun kämpfen die Hirten mit Futtermangel und explodierenden Futterpreisen. Schätzungen zufolge gibt es in der Mongolei rund 64 Millionen Herdentiere. Für die Mongolei ist es bereits der zweite „Dzud“-Winter in Folge.
Papst Franziskus drückte im Anschluss an sein sonntägliches Angelus-Gebet vor Pilgern und Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom seine Nähe zu den von der Kältewelle betroffenen Menschen in der Mongolei aus. „Auch dieses extreme Phänomen ist ein Zeichen des Klimawandels und seiner Auswirkungen“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Die „Klimakrise“ sei ein weltweites soziales Problem und wirke sich vor allem auf die schwächsten aus. Franziskus war erst im September vergangenen Jahres zu Besuch in der Mongolei, wo nur sehr wenige Katholiken leben.
Die Mongolei liegt in Ostasien zwischen Russland und China, ihr Territorium ist über viermal so groß wie Deutschland. Mit allerdings nur rund drei Millionen Einwohnern gehört die Mongolei zu den am dünnsten besiedelten Staaten der Welt. (pst mit dpa)