Eine Figur im Disney-Film „Strange World“ ist homosexuell. Möglich werden die Ermittlungen durch das „Don't Say Gay-Gesetz“.
Drohendes BerufsverbotUS-Behörde ermittelt gegen Lehrerin, weil sie Disney-Film gezeigt hat
Erst vor wenigen Wochen hatte das Bildungsministerium in Florida den Unterricht über Geschlechtsidentität und Sexualität an allen öffentlichen Schulen verboten – und das von Kritikern „Don’t Say Gay“ (auf Deutsch: „Sag nicht homosexuell“) genannte Gesetz auf alle Schülerinnen und Schüler ausgeweitet. Zuvor war die Regelung nur für Kindergärten und bis zur dritten Klasse vorgesehen.
Nun hat die Behörde auf dieser Grundlage offenbar eine Ermittlung gegen eine Lehrerin aus dem US-Bundesstaat eingeleitet, die dem US-Sender CNN zufolge den Disney-Film „Strange World“ im Unterricht gezeigt hatte.
Homosexualität im Disney-Film „Strange World“: Hauptfigur in anderen Jungen verliebt
In dem Animationsfilm ist die Hauptfigur, ein 16-Jähriger namens Ethan, in einen anderen männlichen Teenager verliebt. Laut CNN ermittelt die Schulbehörde deshalb nun gegen die Lehrerin Jenna Barbee.
Barbee, die den Film einer fünften Klasse an einer Schule in Brooksville vorgeführt hatte, beteuert im Gespräch mit CNN unterdessen, sie habe keine Kenntnis von der Ausweitung des Gesetzes auf alle Klassen gehabt. Sie habe „keine Ahnung gehabt, dass das eine so große Sache ist“, erklärte sie außerdem.
Die Lehrerin äußerte sich auch auf Tiktok ausführlich zu den Ermittlungen gegen sie und erklärte, niemand habe das Gespräch mit ihr gesucht, bevor die Ermittlungen eingeleitet worden seien.
Florida: Eltern meldeten Lehrerin nach Vorführung von Disney-Film bei Behörden
Den Ermittlungen voraus ging offenbar die Intervention eines Elternteils beim Bildungsministerium in Florida heißt es bei CNN. Ein Mitglied des Schulverstands, Shannon Rodriguez, habe zudem bei einer Schulratssitzung vor einer Woche erklärt, es sei nicht die „Aufgabe einer Lehrerin, einem Kind seine Überzeugungen aufzuzwingen“. Barbee spiele nun „das Opfer“, führte Rodriguez aus.
Barbee erklärte unterdessen gegenüber CNN, sie habe bereits eine Woche vor dem Vorfall ihren Rücktritt bei der Schule eingereicht, da sie gefürchtet habe, in der Schule „nicht so sein zu können, wie man wirklich ist“. Außerdem erklärte sie, dass ihre Schülerinnen und Schüler Themen wie Homosexualität ohnehin bereits allein diskutieren würden. „Sie reden über Dinge, die weit über den Film hinausgehen.“
„Don't Say Gay“-Gesetz in Florida: Lehrerin könnte Berufsverbot drohen
Durch das von Floridas Gouverneur Ron DeSantis durchgesetzte „Don’t Say Gay“-Gesetz könnte Barbee nun im schlimmsten Fall die Berufsausübung verboten. Laut CNN wollen die Behörden im Rahmen der Ermittlungen gegen die Lehrerin nun einzelne Schülerinnen und Schüler aus der betroffenen Klasse befragen.
In den USA wird seit Monaten immer wieder heftig darüber gestritten, was Kindern in den Schulen des Landes über Rassismus, Sexismus, die Unterdrückung von Minderheiten und (Homo)-Sexualität gelehrt werden soll. Insbesondere Republikaner probieren, die Unterrichtsstoffe in mehreren Bundesstaaten per Gesetz zu beeinflussen.
Floridas Gouverneur: Ron DeSantis steht für strikt rechten Kurs
Floridas Gouverneur DeSantis steht für einen strikt rechten Kurs und gilt neben Donald Trump als möglicher Präsidentschaftskandidat der Republikaner für die Wahl im kommenden Jahr. Am Dienstag unterzeichnete er ein Gesetz gegen Vielfalts-Programme an Universitäten. „Das Experiment endet im Bundesstaat Florida“, erklärte DeSantis.
Das Gesetz verbietet auch die Behandlung von Gendertheorien und der sogenannten Critical Race Theory über Rassismus in den USA in Pflicht-Hochschulkursen.