Mehr als 1000 Tonnen Schweröl an Bord der „Fremantle Highway“ bereiten den Ermittlern Kopfzerbrechen. Auch die Zukunft der Autos ist unklar.
Havarierter Nordsee-Frachter„Unsicherer Autofriedhof“ – Brandermittler nennen Details zum Zustand der „Fremantle Highway“
Mehrere Tage nach der Ankunft der „Fremantle Highway“ im Hafen von Eemshaven haben sich die Brandermittler erstmals ausführlich zum Zustand des havarierten Frachters geäußert. Ein zuständiger Inspekteur des niederländischen Schifffahrtdienstleisters Boskalis sprach von einem „großen, unsicheren Autofriedhof“. Die „Fremantle Highway“ könnte noch monatelang in Eemshaven bleiben.
Teile der Besatzung sind derzeit auf dem Weg in die niederländische Küstenstadt, um sich um die mehr als 1600 Tonnen Schweröl an Bord des havarierten Frachters zu kümmern. Zwar konnten die Notfallschlepper der niederländischen Küstenwache eine Umweltkatastrophe verhindern. Noch ist unklar, ob sich das Schweröl einfach so ablassen lässt.
„Fremantle Highway“: Brandermittler wegen Tonnen an Schweröl besorgt – Autos mit Schiffsdecks verschmolzen
Ziel ist es, dass ein Großteil des Schweröls aus den Tanks des Schiffs entfernt wird, bevor es möglicherweise in einen anderen Hafen gebracht werden soll. Laut Brandermittlern seien vor allem die oberen Decks 6 bis 11 schwer beschädigt worden. Die unteren vier Decks, in denen auch zahlreiche Autos gelagert wurden, seien dagegen weitestgehend unbeschädigt. Deck 5 war zum Zeitpunkt des Brands komplett leer.
Mehrere Autohersteller haben ihre Experten nach Eemshaven geschickt, um die Schäden an ihren Fahrzeugen zu begutachten. An Bord des havarierten Nordsee-Frachters befinden sich unter anderem zahlreiche Fahrzeuge des Autoherstellers Mercedes, auch Luxuswagen der Marke Rolls Royce waren an Bord. „Die Decks sind sehr stark beschädigt und schwer zugänglich. Einige Autos sind mit ihnen verschmolzen“, erklärte Boskalis-Chef Peter Berdowksi dem niederländischen Nachrichtensender „NOS“.
„Fremantle Highway“: Brandermittler nennen erste Details zum Zustand des havarierten Nordsee-Frachters
Derzeit ist unklar, ob die noch unbeschädigten Fahrzeuge auf den unteren Decks problemlos an Land gebracht werden können. „Die Fremantle Highway ist ein großer, unsicherer Autofriedhof“, erklärte ein Inspekteur von Boskalis der niederländischen Zeitung „Dagblad Noorden“. Derzeit werde geprüft, ob die Fahrzeuge ohne großes Sicherheitsrisiko entladen werden könnten.
Arbeiten an den oberen Decks seien ebenfalls zu risikoreich, teilte Boskalis gegenüber der Zeitung „Leeuwarder Courant“ weiter mit. Mehrere Decks seien durch die schweren Brände teilweise eingestürzt. Beschäftigte der japanischen Reederei „K Line“ sollen bei der Inspektion helfen, auch panamaische Brandermittler wurden abgeordnet, da die „Fremantle Highway“ unter panamaischer Flagge fuhr.
Nordsee: Wird die „Fremantle Highway“ nach Deutschland gebracht?
Möglicherweise wird die „Fremantle Highway“ sogar nach Deutschland gebracht. Sollte das Schiff noch repariert werden können, wäre die EMD-Werft in Emden eine der wenigen Standorte, an denen der Frachter aufgrund seiner Länge instand gesetzt werden könnte. Das berichtet das Portal „buten un binnen“. Ansonsten würde das Schiff vermutlich abgewrackt, wo ist noch unklar. Spätestens am 14. Oktober muss es Eemshaven allerdings wieder verlassen.
Unklar ist weiterhin, warum das Feuer an Bord der „Fremantle Highway“ ausgebrochen ist. Die Brandermittler nannten noch keine offizielle These, es wird allerdings vermutet, dass eine Elektrobatterie in einem E-Auto den Großband verursacht hat. An Bord des havarierten Nordseefrachters waren mehr als 3700 Fahrzeuge. Das Schiff war von Bremerhaven aus auf dem Weg nach Singapur.
„Fremantle Highway“: Experten erwarten Millionenschaden – Schiff reißt sich in der Nordsee los
Nach ersten Schätzungen von Branchenexperten liegt der Schaden auf der „Fremantle Highway“ bei 300 Millionen Euro. Umweltschützer hatten nach Ausbruch des Brands eine Katastrophe für das Wattenmeer der Nordsee befürchtet. Ein Mitglied der Besatzung war nach dem Ausbruch des Brands ums Leben gekommen.
Das havarierte Schiff wurde zunächst von seiner Schifffahrtsroute auf einen neuen Platz vor den Nordsee-Inseln Ameland und Schiermonnikoog gezogen. Dort riss es sich kurzzeitig los und trieb in Richtung Deutschland. Ein Notschlepper konnte das Schiff wieder unter Kontrolle bringen. Kurz darauf wurde es in den Hafen von Eemshaven geschleppt. (shh)