Für Karl Lauterbach geht eine Ära zu Ende. Er glaubt angesichts von zunehmender Hitze in Südeuropa, dass einige Regionen für Urlauber wegfallen.
Hitze in SüdeuropaLauterbach mahnt wegen Klimawandel: „Diese Urlaubsziele werden keine Zukunft haben“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich angesichts der zu erwarteten Hitze im Süden Europas besorgt gezeigt. Der SPD-Politiker sagt angesichts des Klimawandels für viele bei deutschen Touristen beliebten Urlaubszielen Probleme voraus. Der Grund: Die zunehmende Hitze dort könnte langfristig einen Aufenthalt im Sommer unerträglich machen.
„Heute in Bologna Italien eingetroffen, jetzt geht es in die Toskana“, schrieb Lauterbach am Donnerstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. „Die Hitzewelle ist spektakulär hier“, so der 60-Jährige weiter. „Wenn es so weiter geht, werden diese Urlaubsziele langfristig keine Zukunft haben. Der Klimawandel zerstört den Süden Europas. Eine Ära geht zu Ende“, lautet sein Fazit.
Karl Lauterbach teilt ESA-Bericht: Der prognostiziert „brütende Temperaturen“ in ganz Europa
Seinen Worten stellt der Minister einen Bericht der europäischen Raumfahrtbehörde „European Space Agency“ (ESA) bei, darin sind Temperaturprognosen für den Süden Europas für die kommenden Tage skizziert.
In dem Artikel heißt es: „In ganz Europa herrschen diese Woche in einer intensiven und lang anhaltenden Hitzeperiode brütende Temperaturen. Und sie hat gerade erst begonnen. Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und Polen stehen vor einer großen Hitzewelle, und auf den Inseln Sizilien und Sardinien werden Temperaturen von bis zu 48 °C erwartet – möglicherweise die heißesten Temperaturen, die jemals in Europa gemessen wurden.“
Tatsächlich sind für Bologna, dem Ort, in dem sich Karl Lauterbach aufhält, für die kommende Woche extrem heiße Tage vorausgesagt. Ab Sonntag könnte das Thermometer laut verschiedener Wetterprognosen gleich mehrere aufeinanderfolgende Tage auf bis zu 40 Grad und teilweise darüber hinaus ansteigen. Niederschlag ist vorerst nicht zu erwarten.
Karl Lauterbach mahnt vor gesundheitlichen Gefahren bei Hitze
Lauterbach hatte bereits des Öfteren angesichts hoher Temperaturen auch in Deutschland vor den gesundheitlichen Gefahren, die damit insbesondere für ältere Menschen einhergehen, gewarnt. Bereits während der Corona-Pandemie trat der SPD-Politiker häufig als Mahner auf – eine Haltung, die in Deutschland polarisierte. Die Meinungen zu seinem Tweet vom Donnerstag gehen auch diesmal weit auseinander.
Einige Nutzer loben, dass der Bundesgesundheitsminister die Gefahren des Klimawandels klar und beispielhaft benennt. „Im Juli und August werden 40 Grad keine Seltenheit sein. Fast niemand wird gerne dort seinen Urlaub verbringen wollen, weil es unangenehm ist. Ganz zu schweigen von Gegenden mit fast 50 Grad“, schreibt ein User. Andere werfen ihm Panikmache vor.
Hitze in Italien: Jörg Kachelmann widerspricht Karl Lauterbach – und sich selbst
Zu dieser Gruppe gehört auch der Wetterexperte Jörg Kachelmann. Der Fernsehmoderator und Sachbuchautor hält Lauterbachs Tweet offenbar für unwissenschaftlich und widerspricht: „Ich wünschte mir so sehr, dass Wissenschaftlichkeit in die Tweets von Karl Lauterbach zurückkäme. Nein, das größte Problem der Klimakrise ist nicht, dass Urlaubsländer für Deutsche zu warm werden. Und nein, keine spektakuläre Hitzewelle gerade dort.“
Verwunderlich: Wenige Stunden später postete „Kachelmannwetter“ über den offiziellen Kanal, dass dem Mittelmeerraum „eine große Hitzewelle“ bevorstehe. „Temperaturen von über 40 Grad werden recht verbreitet erreicht“, heißt es darin.
Heftige Kritik äußert auch Wirtschaftsjournalist Norbert Häring, der darauf verweist, dass der verlinkte Tweet der Helmholtz-Klima-Initiative irreführend sei. Bei diesem gehe es um „Oberflächentemperatur, nicht wie üblich Lufttemperatur“. Das ESA-Modell stellt die Temperatur der Landoberfläche dar. Daher zeigt die Karte die tatsächliche Temperatur der Landoberfläche, die wesentlich heißer ist als die Lufttemperatur.
Extreme Hitze in Südeuropa erwartet: Italien, Spanien, Griechenland sind betroffen
Das allerdings ändert nichts daran, dass ein großer Teil Südeuropas unter der Hitze ächzt. Wegen Hoch „Cerbero“ wurde unter anderem auf Sardinien und in der Region Apulien am Mittwoch die 40-Grad-Marke geknackt. Für etliche Städte rief das Gesundheitsministerium die höchste Alarmstufe Rot für Hitze aus.
Entspannung ist nicht in Sicht: Auf „Cerbero“ soll „Caronte“ mit noch höheren Temperaturen folgen. Anfang nächster Woche soll das Hochdruckgebiet seine maximale Hitze erreichen. In Griechenland und Spanien bereiten sich die Behörden ebenfalls auf extreme Temperaturen vor.
Weltweiter Hitzerekord zeugt von Klimawandel – immer mehr Hitzeopfer
Erst kürzlich wurde ein weltweiter Hitzerekord übertroffen: Die durchschnittliche globale Temperatur lag der US-Plattform „Climate Reanalyzer“ zufolge ab dem 3. Juli eine Woche lang über dem bisherigen Rekordwert von 2016 – es war also die heißeste Woche seit Beginn der Aufzeichnungen.
Die hohen Temperaturen zeigen sich zunehmend auch bei den Todeszahlen: Im Sommer 2022 gab es in Europa mehr als 60.000 hitzebezogene Todesfälle, wie ein Forschungsteam im Fachmagazin „Nature Medicine“ am Montag berichtete. Deutschland hatte mit 8173 Toten die drittmeisten Hitzeopfer zu beklagen, nach Italien (18.010 Tote) und Spanien (11.324 Tote).