Der Neujahrstag bescherte vielen europäischen Ländern den wärmsten Jahresstart seit Beginn der Messungen.
„Perfekt, um Klimakrise zu beschreiben“Fast 20 Grad in Österreich – Wärme-Rekorde an Neujahr in ganz Europa
Am Neujahrstag sind in ganz Europa Temperaturrekorde erreicht worden, das berichten übereinstimmend mehrere Wetterdienste und Meteorologen. „Wir haben gerade für viele Länder in Europa den wärmsten Januartag seit Beginn der Aufzeichnungen beobachtet“, erklärte der Meteorologe Scott Duncan auf Twitter. Derartig hohe Temperaturen zum Jahreswechsel seien „beispiellos in modernen Aufzeichnungen“. Tausende von einzelnen Wetterstationen gemeldeten Rekorde seien verzeichnet worden.
Auch der Wetterdienst „Kachelmannwetter“ berichtete am Sonntag von „Temperaturen wie sonst üblicherweise im April oder Mai“. Die „Wärme-Welle“ sei „historisch“, heißt es weiter. „Noch nie seit Beginn der Messungen gab es so hohe Tagesmitteltemperaturen im Winter“.
Neujahr: Wärme-Rekorde von Lettland bis Niederlande
Während sich der Dienst „Kachelmannwetter“ mit seinen Aussagen auf Deutschland bezieht, verweist Duncan auch auf Rekorde in weiteren Ländern. So seien am Neujahrstag in Dänemark, Lettland, Litauen, Belarus, Tschechien, Polen und den Niederlanden jeweils neue Wärmerekorde aufgestellt worden.
Dabei steche vor allem der Rekord in Belarus besonders hervor: Mit einer Temperatur von 16,4 Grad ist dort der bisherige Rekord um ganze 4,5 Grad Celsius überboten worden – und das ist einem Land, das durch die geografische Lage harte Winter gewohnt ist. Auch in der polnischen Hauptstadt Warschau sei den Meteorologen zufolge der Temperaturrekord für den Monat Januar aus dem Jahr 1993 mit 18,9 Grad „pulverisiert“ worden. Im spanischen Bilbao zeigten die Thermometer an Neujahr derweil einen Rekordwert von 24,9 Grad an.
Unzählige Temperaturrekorde im Dezember in Deutschland
Die hohen Temperaturen beschränkten sich den Meteorologen zufolge jedoch nicht nur auf den Jahreswechsel. Bereits im zurückliegenden Dezember ist es demnach zu unzähligen Temperaturrekorden gekommen. Wie Kachelmannwetter berichtet, seien im Dezember in Deutschland 199 Wärmerekorde für die Tagesmitteltemperatur aufgestellt worden. Demgegenüber stehe ein einziger Kälterekord.
Wenn man lediglich die Tageshöchst- und Tagestiefsttemperaturen betrachtet, erscheint das Bild noch eindeutiger. Dort stehen im Dezember 212 Wärmerekorde zu Buche – und kein einziger Kälterekord.
Auch zu Wochenbeginn setzt sich der Trend offenbar fort. Laut „Kachelmannwetter“ wurde am Montag in Potsdam am zweiten Tag in Folge der alte Januarrekord überboten. Während am Neujahrstag 15,6 Grad gemessen wurden, folgte nun ein milder Montag mit 15,2 Grad Celsius. Der alte Rekord aus dem Jahr 1991 habe bei 14,5 Grad gelegen, berichtet der Wetterdienst. Damit führen in der Liste der Rekordmessungen, die seit 1893 erhoben wird, nun der 1. und 2. Januar 2023 mit deutlichem Vorsprung.
Österreich erlebt wärmsten Neujahrstag in Messgeschichte
Auch aus dem deutschen Nachbarland Österreich wurden zu Jahresbeginn Wärmerekorde mit bis zu 19,7 Grad im nordösterreichischen Puchberg gemeldet. „An 34 Stationen wurde heute die 15-Grad-Marke geknackt“, berichtet „wetterblog.at“ am Sonntag. Mehr als 15 Grad an Neujahr habe es demnach bisher in Österreich lediglich in den Jahren 1882, 1984, 2007 und 2022 gegeben. „Die heutigen knapp 20 Grad hingegen noch nie“, hieß es weiter in dem Tweet.
Auch der Journalist Markus Sulzbacher berichtete von dem Temperaturrekord. „Heute wurde in Österreich der wärmste Neujahrstag der 256-jährigen Messgeschichte registriert“, schrieb Sulzbacher bei Twitter. Meteorologe Jörg Kachelmann ordnete die Rekorde unterdessen ebenfalls auf Twitter ein: „Das wäre jetzt ein perfektes Bild, um die Klimakrise zu beschreiben“, schrieb Kachelmann, das „macht aber niemand, weil es nicht gut klickt“. (das)