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Mehr als nur „Me and Bobby McGee“Kris Kristofferson ist tot – Diese 11 Songs sollten Sie kennen

Lesezeit 6 Minuten
Kris Kristofferson im Oktober 2005.

Kris Kristofferson im Oktober 2005. (Archivbild)

Die große Karriere des Country-Sängers und Songwriters dauerte mehr als sechs Jahrzehnte. Wir haben elf seiner besten Songs ausgewählt.

Der amerikanische Country-Sänger und Schauspieler Kris Kristofferson ist tot. Das gab seine Familie am vergangenen Sonntag (29. September) bekannt, wie das Branchenmagazin „Variety“ und andere US-Medien übereinstimmend berichten. „Danke, dass ihr ihn all die Jahre geliebt habt“, heißt es in einer Mitteilung der Familie des 88-Jährigen. „Wenn ihr einen Regenbogen seht, wisst, dass er uns zulächelt“, hieß es in Anspielung auf Kristoffersons Song „Here Comes That Rainbow Again“ weiter.

450 Lieder, über 30 Alben und sechs Jahrzehnte großartiger Kompositionen: Wir haben für Sie elf Lieder ausgewählt, die an die große, jahrzehntelange Karriere des Singer-Songwriters erinnern.

„Me and Bobby McGee“ aus „Kristofferson“ (1970)

Kristoffersons starkes Debütalbum von 1970 enthält einige seiner bekanntesten Kompositionen, darunter auch diesen Überklassiker, der vor allem in der endgültigen Version von Janis Joplin zum Welthit wurde. Und damit auch den Grundstein dafür legte, dass viele seiner Songs erst durch andere Interpreten zur vollen Blüte gelangten. Aber auch Kristoffersons Version, ob solo oder wie im Video mit seiner damaligen Frau Rita Coolidge, hat ihren Reiz. Das Original wurde übrigens bereits 1969 von Roger Miller aufgenommen.


Freedom's just another word for nothin' left to lose. Nothin' ain't worth nothin', but it's free.
Zitat aus „Me and Bobby McGee“

„Burden of Freedom“ aus „Border Lord“ (1972)

In diesem eindringlichen Lied aus seinem dritten Album steht Kristofferson an der Schwelle zur Freiheit, wird aber von den Stimmen derer verurteilt, die seinen Weg nicht verstehen. Er bittet um die Kraft, den Schmerz der Ablehnung zu überwinden und sich selbst zu finden. Im Laufe des Liedes wird deutlich, dass wahre Freiheit oft Einsamkeit und Missverständnisse mit sich bringt, doch die Suche nach Erfüllung bleibt ein zentraler Antrieb.


„From the Bottle to the Bottom“ aus „Full Moon“ (1973)

Der Song „From the Bottle to the Bottom“ über den schmerzhaften Einfluss von Alkohol stammt im Original von Billy Walker und erschien in der Frühphase von Kristoffersons Karriere als Songwriter. Er nahm den Song schließlich im Duett mit seiner damaligen Frau Rita Coolidge auf. Die Aufnahme brachte den beiden den Grammy für die beste Country-Gesangsdarbietung eines Duos oder einer Gruppe ein. Der Liedtext reflektiert Kristoffersons persönlichen Kampf mit dem Alkohol, der später auch zur Trennung des Paares beitrug. Im Gegensatz dazu steht die fast stimmungsvolle musikalische Untermalung. Für „Lover Please“ gab es zwei Jahre später einen weiteren Grammy für das Paar.


„A Moment of Forever“ aus „A Moment of Forever“ (1995)

Auch im Herbst seiner Karriere war Kristofferson ein bemerkenswert starker Songwriter. „A Moment of Forever“ ist ein introspektiver Song über die Vergänglichkeit des Lebens und die Suche nach dem Sinn. Er reflektiert über einen kostbaren, gemeinsamen Moment, in dem zwei Menschen ihre Verbundenheit und den Einfluss des Schicksals spüren. Wie schon so oft zuvor war es die weibliche Sicht auf eine seiner Kompositionen, die dem Lied eine besondere Note verlieh: Seine Country-Kollegin K.T. Oslin nahm den Song sechs Jahre später in einer besonders intimen Version auf.


„Sunday Mornin' Comin' Down“ aus „Kristofferson“ (1970)

Ein weiterer Klassiker seines Debütalbums, der bereits von einem anderen Interpreten, in diesem Fall Ray Stevens, eingespielt worden war. Über das Lied „Sunday Mornin' Comin' Down“, das von Einsamkeit, Katerstimmung und Existenzangst handelt, sagte Kristofferson später, es sei der Song gewesen, der es ihm ermöglichte, seinen Job als Hubschrauberpilot aufzugeben, um hauptberuflich Singer/Songwriter zu werden.

Der Song wurde vor allen Dingen durch Johnny Cash berühmt, der ihn in der Fernsehshow „The Johnny Cash Show“ performte, was Kristoffersons Karriere als Songwriter nachhaltig beflügelte. Er war nur wenige Wochen nach „For the Good Times“ sein zweiter Nummer-eins-Hit in den Country-Charts.


„Lovin' Her Was Easier (than Anything I'll Ever Do Again)“ aus „The Silver Tongued Devil and I“ (1971)

Songs über Liebeskummer gibt es wie Sand am Meer, da muss es schon etwas Besonderes sein, wenn sich so unterschiedliche Künstler wie die Soulrock-Legende Tina Turner, die griechische Ikone Nana Mouskouri oder Waylon Jennings dafür interessieren. Letzterer, selbst ein begnadeter Songwriter, nahm den Titel im Original auf. Kristoffersons Text ist voller Respekt für eine vergangene Beziehung und die Frau, mit der er sie teilte: frei von Schuld, Scham oder Psychospielchen. Er glaubt, dass es besser ist, geliebt und verloren zu haben, und dieses Lied ist eine perfekte Hommage an diesen Gedanken.


„Who's to Bless and Who's to Blame“ aus „Who's to Bless and Who's to Blame“ (1975)

Trotz einer Schaffenskrise Mitte der 1970er Jahre gab es auch hier Höhepunkte in Kristoffersons Werk. „Who's to Bless and Who's to Blame“ thematisiert die Unvorhersehbarkeit des Lebens und die Unklarheit darüber, wer für die Höhen und Tiefen verantwortlich ist. Der Song verwendet Metaphern aus dem Glücksspiel, um das Leben als eine unkontrollierbare Abfolge von Zufällen darzustellen, bei der weder Gewinner noch Verlierer wirklich Einfluss auf das Endergebnis haben.

Kristofferson hatte zu diesem Zeitpunkt bereits seine erfolgreiche Schauspielkarriere mit Filmen wie „Pat Garrett jagt Billy the Kid“ begonnen. Der Höhepunkt war sicherlich 1976 in „A Star is Born“ an der Seite von Barbra Streisand. Auf dem Cover des Films posierte Kristofferson mit nacktem Oberkörper und wurde zum Sexsymbol Hollywoods.


„Help Me Make It Through the Night“ aus „Kristofferson“ (1970)

Eine seiner bekanntesten und sinnlichsten Balladen. Kristofferson beschreibt einen intimen Moment, in dem es nicht um langfristige Verpflichtungen oder moralische Fragen geht, sondern um das Bedürfnis, die Einsamkeit der Nacht zu überwinden. Die Zeilen sprechen von der Schönheit eines flüchtigen Augenblicks, in dem sich zwei Menschen trösten, ohne über die Konsequenzen des nächsten Tages nachzudenken.

Besonders bekannt ist die fantastische Interpretation von Sammi Smith, ein Pop- und Country-Hit aus dem Jahr 1971, der mit Grammys und anderen Preisen überhäuft wurde. Überhaupt wurde dieser Titel wie kaum ein anderer von ihm zum Liebling der Sängerinnen, von Gladys Knight über Olivia Newton-John bis hin zu Loretta Lynn.


„For the Good Times“ aus „Kristofferson“ (1970)

Kristofferson war ein Meister bittersüßer Balladen wie „For the Good Times“, die vor allem in der Version von Ray Price berühmt wurde. Sie handelt von einer Beziehung, die zu Ende geht, und der Protagonist bittet um einen letzten Moment der Nähe, bevor sie sich für immer trennen. Er spricht von den „guten Zeiten“, die sie zusammen hatten, und bittet darum, die verbleibende Zeit friedlich und ohne Reue zu verbringen. Price gewann für seine Version einen Grammy. Im Jahr 2014 setzte der „Rolling Stone“ seine Aufnahme auf Platz 18 der „40 traurigsten Country-Songs aller Zeiten“.


„They Killed Him“ aus „Repossessed“ (1986)

„They Killed Him“ wurde 1986 aufgenommen, ein Jahr nach seinem fulminanten Comeback an der Seite von Johnny Cash, Willie Nelson und Waylon Jennings als The Highwaymen. Als Hommage an seine eigenen Helden, darunter Jesus Christus, Martin Luther King Jr. und Mahatma Gandhi, allesamt Märtyrer, brilliert das leidenschaftliche Lied mit Zeilen wie diesen: „But he knew his duty, and the price he had to pay / Just another holy man who tried to make a stand / My God, they killed him“.


„Why Me“ aus „Jesus Was a Capricorn“ (1972)

Diese Gospel-inspirierte Ballade, in der Kris Kristofferson ein tiefes Gefühl von Erlösung und Dankbarkeit zum Ausdruck bringt, war sein größter Erfolg als Interpret und wurde 1973 sogar mit Gold ausgezeichnet, was für Country-Titel sehr ungewöhnlich war. Das Lied reflektiert einen Moment, in dem er sich während eines Gottesdienstes fragte, warum er gesegnet wurde, obwohl er sich unvollkommen fühlte. Im Angesicht seines Todes sind die eindringlichen Worte des Refrains umso ergreifender: „Ich weiß, was ich bin, aber jetzt, da ich weiß, dass ich dich brauche, hilf mir, Jesus, meine Seele ist in deinen Händen.“