Behörden in Kalifornien melden, dass bislang 24 Menschen bei der Feuerkatastrophe in Los Angeles starben. 12.000 Gebäude wurden zerstört.
Brände in Los Angeles24 Tote und viele Vermisste – Falscher Feuerwehrmann plündert
Bei den verheerenden Bränden im Raum Los Angeles ist weiterhin keine Entwarnung in Sicht, denn die Wetteraussichten sind bis mindestens Donnerstag schwierig. Nur am Wochenende hatte es eine kleine Verschnaufpause gegeben, als der starke Wind nachließ und die Löscharbeiten auch aus der Luft mit vollem Einsatz laufen konnten.
Die Zahl der Todesopfer stieg nach offiziellen Angaben vom Sonntag (Ortszeit) auf mindestens 24 an, die nationale Wetterbehörde warnte für die kommenden Tage weiterhin vor erneut starkem Wind. Unterdessen dämpfte die Feuerwehr der Westküstenmetropole die Hoffnung zehntausender von Evakuierungsanordnungen betroffener Menschen auf eine baldige Rückkehr.
National Weather Service gibt seltene Warnung heraus
Rose Schoenfeld von der US-Wetterbehörde warnte insbesondere ab kommenden Dienstag vor starkem Wind, der in Böen Geschwindigkeiten von bis zu 110 Stundenkilometern erreichen könne. Die Lage sei weiterhin „kritisch“, warnte die Feuerwehr. Der starke Wind könne bestehende Brände anfachen und Flammen und Glut in neue Gebiete tragen.
Die berüchtigten Santa-Ana-Winde sollen bereits ab Montagabend wieder auffrischen. Es handelt sich um ein Wetterphänomen, das hauptsächlich im Spätherbst und Winter das Wetter in Südkalifornien beeinflusst. Die Fallwinde entstehen im Großen Becken zwischen den Rocky Mountains und der Sierra Nevada.
Laut „New York Times“ gab der National Weather Service (NWS) eine seltene Warnung vor einer „besonders gefährlichen Situation“ heraus. Die rote Flagge wurde für drei Gebiete in den Bezirken Ventura und Los Angeles von Dienstagfrüh bis Mittwochmittag angezeigt. Der Meteorologe Brian Hurley sagte demnach, dass die Winde diese Woche zwar nicht ganz so stark werden würden wie letzte Woche, ihre lange Dauer aber die Brandgefahr erhöhen könnte. Erst am Donnerstag soll der Wind schwächer werden.
Im noblen Stadtteil Pacific Palisades hatten sich am Wochenende die Flammen bereits weiter ausgebreitet und auch das berühmte Kunstmuseum Getty Center bedroht. Zudem bewegten sich die Flammen in Richtung des dicht besiedelten Tals San Fernando Valley und des wohlhabenden Viertels Brentwood.
16 Leichen im Gebiet des Eaton Fire gefunden
Die jüngsten offiziellen Zahlen dokumentieren das Ausmaß der Katastrophe: Der neuen Liste der Abteilung für Gerichtsmedizin im Verwaltungsbezirk Los Angeles zufolge starben im gesamten Brandgebiet mindestens 24 Menschen. Demnach wurden acht Leichen in und um den Stadtteil Pacific Palisades aufgefunden, 16 im Gebiet des sogenannten „Eaton Fire“ in und um die Vorstadt Pasadena. Zuvor waren die Behörden von insgesamt mindestens 16 Todesopfern ausgegangen.
Der jüngsten Zwischenbilanz der Brandschutzbehörde Cal Fire zufolge wurden bislang etwa 12.000 Gebäude vernichtet, darunter auch Anbauten, Wohnmobile und Schuppen. Allein durch das sogenannte Palisades Fire wurden 9500 Hektar Fläche verwüstet, durch das Eaton Fire, das unter anderem im Vorort Altadena wütete, etwa 5660 Hektar.
Am Samstag hatten sich die Brände auch auf bis dahin unberührte Viertel von Los Angeles ausgedehnt, die Behörden ordneten in weiteren Stadtteilen Evakuierungen an.
Zehntausende Menschen, die aufgrund von Evakuierungsaufforderungen ihre Wohnungen verlassen hatten, können nach Angaben der Feuerwehr nicht mit einer baldigen Rückkehr in die betroffenen Gebiete rechnen. Die Lage sei „nicht sicher“, sagte der Feuerwehrchef von Los Angeles, Anthony Marrone. Eine Rückkehr sei ausgeschlossen, bis die gefährlichen Wetterbedingungen mit starken Windböen anhielten. Damit sei bis mindestens Mittwoch zu rechnen.
Menschen versammeln sich noch immer an zerstörter Kirche in Altadena
Amerikanische Medien berichten über viele Einzelschicksale. So sind unter den zerstörten und beschädigten Gebäuden in Eaton und Palisades laut „Los Angeles Times“ auch mindestens ein Dutzend religiöse Einrichtungen, darunter mehrere christliche Kirchen, eine Synagoge und eine Moschee. Auch die Altadena Community Church überstand das Eaton-Feuer demnach nicht. Das 78 Jahre alte Gebäude im Stil der spanischen Kolonialarchitektur liegt in Schutt und Asche, 15 Gemeindemitgliedern verloren ihr Zuhause.
Die Gläubigen lassen sich jedoch nicht entmutigen und treffen sich weiter in einer anderen Kirche, deren Gemeinde sie einlud, zum Gottesdienst. „Das Gebäude ist nicht die Kirche. Wir sind die Kirche“, heißt es laut „Los Angeles Times“ bei den überwiegend älteren Menschen. Für sie war es ein Schock zu sehen, wie ihre Kirche brennend in den Fernsehberichten erschien, während sie selbst bereits ihre Häuser verlassen hatten. „Ich habe noch nie so heftige Flammen gesehen“, erzählt ein Mann. Die Kirche habe ein wunderschönes Buntglas-Fenster mit Jesus-Motiv gehabt. Dieses sei einfach herausgeflogen.
Ukraine bietet Hilfe gegen Brände in LA an
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bot unterdessen an, Feuerwehrleute aus seinem Land nach Los Angeles zu entsenden. Er habe Innenminister Ihor Klymenko angewiesen, „die mögliche Beteiligung unserer Rettungskräfte an der Bekämpfung der Waldbrände in Kalifornien vorzubereiten“, sagte Selenskyj in einer im Onlinedienst X veröffentlichten Videobotschaft. 150 ukrainische Feuerwehrleute seien „einsatzbereit“.
Vielen Menschen in Los Angeles machte unterdessen die anhaltend hohe Gefahr von Plünderungen Angst. Um solche Raubzüge zu verhindern, wurden in mehreren Vierteln nächtliche Ausgangssperren verhängt. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben mehrere mutmaßliche Plünderer fest. Darunter war demnach ein als Feuerwehrmann verkleideter Mann, der dabei gewesen sei, in ein Haus einzubrechen. Es gebe „Menschen, die alles tun würden, um die Opfer dieser Tragödie auszunutzen“, sagte der Polizeibehörde von Los Angeles (LAPD), Jim Mcdonnell.
Reiche engagieren private Feuerwehrleute
Das Vertrauen in die Behörden scheint bei vielen Menschen im Raum Los Angeles unterdessen erschüttert zu sein. Manche Immobilieneigentümer verließen sich laut „New York Times“ beim Schutz ihrer Häuser nicht auf öffentliche Einsatzkräfte, sondern wandten sich stattdessen an private Feuerwehrleute, die nun in einigen der wohlhabendsten und am stärksten von Feuer bedrohten Gebieten arbeiteten.
Seit Dienstag waren rund um die südkalifornische Millionenstadt mehrere große Brände ausgebrochen, die durch starken Wind angefacht wurden und sich explosionsartig ausbreiteten. Mehr als 180.000 Menschen mussten in den vergangenen Tagen ihre Häuser verlassen, unter ihnen zahlreiche Hollywood-Stars und andere Prominente. Am Sonntag galten noch Evakuierungsanordnungen für rund 100.000 Menschen. (afp, cme)