Am Wolf scheiden sich die Geister. In Niedersachsen ist die Situation besonders angespannt.
Hetze und BeleidigungUmweltminister bekommt Morddrohungen wegen Wölfen
Der Wolf ist zurück in Deutschland, daran gibt es keinen Zweifel. Aber wie mit dem Beutegreifer umgegangen werden soll, ist oft umstritten. Die Interessen von Umweltschützern und Landwirten stehen gegeneinander. Wo Wolfsrudel wieder heimisch geworden sind, fallen ihnen immer wieder Nutztiere zum Opfer. Vor allem für Schafzüchter sind die Verluste teilweise gravierend.
In Niedersachsen ist die Debatte schon länger entbrannt. Hier leben nach Angaben des Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz von 2022 39 Wolfsrudel und 4 residente Einzelwölfe. Die Landesjägerschaft kommt im März 2023 auf eine noch höhere Zahl: Demnach gibt es bereits 44 Wolfsrudel. Kaum eine Woche vergeht hier, ohne dass Medien von einem erneuten Wolfsriss berichten. Getötet werden Schafe, aber auch Ponys und Rinder.
Im Jahr 2030 werden voraussichtlich bis zu 1300 Wölfe in Niedersachsen leben – so lautet das Ergebnis einer Wolfsstudie, die vom Umweltministerium jüngst präsentiert wurde.
Morddrohungen wegen Wolf gegen Niedersachsens Minister Christian Meyer
Eine Studie der Universität Wien habe gezeigt, so das Ministerium im vergangenen Jahr, dass „die kontrollierte Entnahme von Wölfen angesichts eines stetig wachsenden Bestandes grundsätzlich keine Gefährdung für den Wolfsbestand in Deutschland mit sich bringt“, heißt es. Das heißt, dass vereinzelt auch Abschüsse von „Problemwölfen“ möglich sind und vom Grünen Regierungspartner der SPD in Niedersachsen unterstützt werden, wenn alle anderen Maßnahmen nicht greifen.
Umweltminister Christian Meyer, seit Herbst 2022 im Amt, sagte, „Problemwölfe oder im Zweifel sogar problematische Rudel“ sollte entnommen, also abgeschossen werden dürfen.
Die Partei macht sich mit dieser Haltung allerdings nicht nur Freunde. Meyer berichtet jetzt in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ von Anfeindungen, denen er sich ausgesetzt sieht. Meyer spricht von Hetze und bittet darum, die emotionale Debatte um den Wolf zu versachlichen. In anonymen Internetforen habe die Diskussion derzeit ihren negativen Höhepunkt erreicht. „Es gibt kaum ein Thema, das so eine emotionale Verhärtung mit übelsten Beleidigungen aufweist“, hat er festgestellt.
Die Beschimpfungen, die er erhält, würden teilweise bis hin zu Morddrohungen gehen. Christian Meyer zitiert aus einem Drohschreiben: „Wenn Wölfe entnommen werden, werden auch Sie entnommen“, heißt es da offenbar von militanten Tierschützern.
Debatte um Wolf auch in Nordrhein-Westfalen
Auch in Nordrhein-Westfalen läuft die Rückkehr des Wolfes nicht konfliktfrei ab. Noch spricht das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) von vereinzelten Hinweisen auf durchziehende Wölfe und einzelnen Individuen, die „standorttreu“ geworden seien. Die Situation ist also nicht mit der in Niedersachsen vergleichbar.
Politische Diskussionen gibt es aber bereits: So will die NRW-FDP den Wolf im Jagdrecht sehen. Weidetierhalter seien nicht ausreichend geschützt. Die Grüne geißeln die Jagdrecht-Idee als „Placebolösung“, denn der Wolf könne dann dennoch mit einer ganzjährigen Schonzeit belegt werden.
Ins Rollen war die Diskussion nach Wolfsrissen in Dinslaken gekommen. Hier wurden im Frühjahr 39 Weidetiere getötet worden. Auch im Rhein-Sieg-Kreis waren Weidetiere von Wölfen getötet worden.