Der Konflikt eskaliert weiter: Israel soll aus dem Libanon mit Raketen beschossen worden sein. Das Militär reagiert derweil mit Artillerie.
Sirenen im GrenzgebietRaketenbeschuss aus dem Libanon auf den Norden Israels
Aus dem Libanon ist nach israelischen Angaben am Donnerstag (6. April) erstmals wieder eine Rakete auf den Norden Israels abgefeuert worden. Der Flugkörper sei in der Luft vom israelischen Raketenabwehrsystem abgefangen worden, teilte das Militär mit.
Zuvor waren in mehreren Orten im Grenzgebiet Sirenen zu hören. Unklar war, welche Gruppierung hinter dem Angriff steht. Medienberichten zufolge dauerte der Beschuss am Nachmittag an. Demnach wurden mehrere Dutzend Raketen Richtung Israel geschossen. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Anwohner wurden aufgefordert, Schutz zu suchen. Dem israelischen Rettungsdienst „Magen David Adom“ zufolge wurde mindestens ein Mann leicht verletzt.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu berief für den Abend ein Treffen des Sicherheitskabinetts ein. Verteidigungsminister Joav Galant kündigte ein Treffen mit hochrangigen Beamten an.
Israel und Libanon befinden sich offiziell im Kriegszustand
Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, dass Israels Artillerie Ziele im Grenzgebiet angreife. Israel und der Libanon befinden sich offiziell im Kriegszustand.
An der Grenze kommt es immer wieder zu Spannungen. Vor allem die eng mit dem Iran verbündete libanesische Schiitenmiliz Hisbollah sieht in Israel einen Erzfeind. Die Hisbollah teilte mit, alle „Maßnahmen“ zu unterstützen, die palästinensische Gruppen nach den Zusammenstößen mit der Polizei auf dem Tempelberg in Jerusalem ergriffen.
Zuletzt kam es vor zwei Jahren zu einem Raketenbeschuss aus dem Libanon. Damals gingen Medienberichten zufolge die Angriffe von Palästinensern aus. Die Hisbollah hat auch enge Verbindung mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas.
Aus dem Küstenstreifen feuerten am Morgen Palästinenser mehrere Raketen auf israelisches Gebiet. Sieben Raketen seien in der Luft explodiert, teilte die Armee mit. Fünf davon seien auf israelisches Gebiet gerichtet gewesen, zwei aufs Mittelmeer.
Keine Beruhigung in Jerusalem
Am Tempelberg in Jerusalem war es zuvor die zweite Nacht in Folge zu Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern gekommen. Gruppen junger Palästinenser hätten am späten Mittwochabend Feuerwerkskörper und Steine auf Polizisten geworfen und versucht, sich in der Al-Aksa-Moschee zu verbarrikadieren, teilte eine Sprecherin der Polizei am Morgen mit. Daraufhin hätten die Sicherheitskräfte eingegriffen. Palästinensischen Medienberichten zufolge setzte die Polizei Schlagstöcke, Tränengas und Gummigeschosse ein, um die Gläubigen aus der Moschee zu vertreiben. Nach Angaben des palästinensischen Rettungsdienstes Roter Halbmond wurden mehrere Palästinenser verletzt.
Ein Sprecher des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas verurteilte in der Nacht „die Fortsetzung brutaler israelischer Angriffe auf Gläubige“. Die Vorfälle gefährdeten die Bemühungen um Ruhe und Stabilität in der Region.
Medienberichten zufolge kam es in der Nacht als Reaktion auf die Geschehnisse in Jerusalem in mehreren arabischen Städten Israels sowie im Westjordanland zu Konfrontationen mit israelischen Sicherheitskräften.
Erneut Raketenbeschuss aus Gaza
Aus dem Gazastreifen feuerten militante Palästinenser erneut mehrere Raketen in Richtung Israel ab. Im Grenzgebiet seien am frühen Morgen Warnsirenen zu hören gewesen, teilte das israelische Militär mit.
Sieben Raketen sind demnach in der Luft explodiert. Fünf davon waren den Angaben nach auf israelisches Gebiet gerichtet, zwei davon auf das Mittelmeer. Am Abend vorher landete eine aus dem Gazastreifen abgeschossene Rakete auf israelischer Seite. Verletzt wurde niemand.
In der Regel antwortet das israelische Militär nach einem solchen Beschuss mit einem Gegenangriff.
Pessach, Ramadan und Ostern zur gleichen Zeit
Vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan vor rund zwei Wochen war eine Verschärfung der ohnehin angespannten Sicherheitslage im Land befürchtet worden. Aktuell kommen besonders viele Muslime zum Tempelberg, um während des Fastenmonats dort zu beten. Am Mittwoch begann zudem das einwöchige jüdische Pessachfest. Einer der Bräuche ist dabei eine Wallfahrt nach Jerusalem. Zudem stehen mehrere Feiern über Ostern in der Altstadt bevor.
In den vergangenen Jahren kam es auf dem Gelände um die Al-Aksa-Moschee immer wieder zu gewalttätigen Konfrontationen. Im Jahr 2021 eskalierte die Situation zu einem elftägigen Konflikt zwischen Israel und der Hamas. (dpa)