Nach dem Zusammenstoß des Airbus A350 mit einem Flugzeug der japanischen Küstenwache mehren sich Hinweise auf die mögliche Ursache.
Airbus A350 ausgebranntNeue Details zur Flugzeugkatastrophe in Tokio – Kritik an Sicherheitsmaßnahmen
Nach der Flugzeugkatastrophe am Flughafen Tokio-Haneda sind neue Details zum verheerenden Zusammenstoß zweier Flugzeuge bekannt geworden. Die Ermittler entdeckten eine Kette verhängnisvoller Fehler, die zur Kollision des Airbus A350 von Japan Airlines und einer Bombardier DHC-8 der japanischen Küstenwache führten.
Außerdem ist ein Video aus einem Flugsimulator aufgetaucht, dass die Sicht der drei Piloten des Airbus A350 von Japan-Airlines-Flug 516 zeigt. Auf der Aufnahme ist zu sehen, dass die Crew die auf der Start- und Landebahn stehende Bombardier theoretisch hätten erkennen können. Fraglich ist allerdings, ob die Airbus-Piloten schnell genug hätten reagieren können.
Flugzeugkatastrophe in Tokio: Neues Video aufgetaucht – Piloten des Airbus A350 äußern sich
Die Bombardier DHC-8 der japanischen Küstenwache war aufgrund nahezu perfekter Sicht am Flughafen Tokio-Haneda aus dem Cockpit heraus zu erkennen. Allerdings weisen Flugsicherheitsexperten darauf hin, dass das menschliche Auge in der Simulation gezielt nach dem Flugzeug Ausschau halten würde – im Gegensatz zu den Piloten des Airbus A350, die eine freie Landebahn erwartet hatten.
Die Piloten hatten in einer Befragung nach dem Unglück angegeben, die Maschine nicht gesehen zu haben. Nach ersten Ermittlungsergebnissen des japanischen Verkehrsministeriums landete der Airbus A350 auf dem deutlich kleineren Flugzeug der japanischen Küstenwache, fünf der sechs Insassen der Bombardier DHC-8 kamen dabei ums Leben.
Japan Airlines: Airbus A350 kollidiert mit Flugzeug der japanischen Küstenwache – fünf Menschen tot
Die Ermittler gehen davon aus, dass eine Reihe von Kommunikationsfehlern zur Katastrophe am Flughafen Tokio-Haneda geführt hat. So hätte es kurz vor dem Unglück Verwirrung bei der Kommunikation zwischen den Fluglotsen und dem Flugzeug der japanischen Küstenwache gegeben.
Während der Tower darum bat, dass die Bombardier DHC-8 an einem Haltepunkt neben der Start- und Landebahn warten sollte, verstand der Pilot den letzten Funkkontakt als Starterlaubnis. Außerdem war eine Sicherheitsampel, die mit einem roten Warnlicht das Befahren der Landebahn verhindern sollte, aus ungeklärten Gründen nicht eingeschaltet.
Flugzeugkatastrophe mit Airbus A350 – Sicherheitsexperten kritisieren Kommunikationsfehler
„Viele der schwerwiegenden Zwischenfälle hätten durch bessere Technik vermieden werden können. Es gibt bereits theoretisch Systeme, die Fluglotsen und Piloten dabei helfen, potenzielle Konflikte auf der Startbahn zu erkennen“, sagte Flugsicherheitsexperte Hassan Shahidi dem Magazin „Business Insider“.
Anthony Brickhouse, Professor an der Embry-Riddle Aeronautical University in Daytona Beach im US-Bundesstaat Florida, hält den Zusammenstoß zwischen einem Passagierflugzeug und einer militärischen Maschine für höchst ungewöhnlich. „Das kommt sehr selten vor und wird in den Ermittlungen sicherlich berücksichtigt“, erklärte Brickhouse.
Zusammenstoß am Flughafen Tokio: Bombardier-Flugzeug sendete kein Signal kurz vor Katastrophe
Die Bombardier DHC-8 war mit einem älteren Transponder-Modell ausgestattet. Dieses gibt nicht so viele Signale ab, wie der Transponder an üblichen Passagiermaschinen. Nachdem die Maschine der japanischen Küstenwache auf die Start- und Landebahn gefahren war, gab es kein weiteres Signal mehr.
Die Maschine war auf den Radarschirmen also noch gar nicht an den Punkt gefahren, wo das Flugzeug später mit dem Airbus A350 zusammengestoßen ist. Mehrere Sicherheitsexperten kritisierten die Verwendung alter Transponder und forderten neben neuer Ampel- und Warnsysteme auch die Installation neuer Transponder in nahezu allen Flugzeugen.
Airbus A350 mit 379 Menschen an Bord geht in Flammen auf – Ermittler veröffentlichen neue Details
Das japanische Verkehrsministerium macht nach Auswertungen zahlreicher Hinweise eine Reihe von Kommunikationsfehlern für die Katastrophe verantwortlich. So habe es neben den Kommunikationsproblemen auch Probleme mit der Warnampel und dem Transponder gegeben.
In einer ersten Richtlinie des Ministeriums wurde den Fluglotsen die Nutzung der Formulierung „Number one“ im Funkverkehr untersagt. Die Formulierung könnte neben der Anweisung, an eine bestimmte Position zu fahren, auch bedeuten, dass das betroffene Flugzeug als nächsten starten solle.
Bei dem Zusammenstoß am 2. Januar hatte nur der Pilot des Flugzeugs der japanischen Küstenwache mit lebensgefährlichen Verletzungen überlebt. Die fast 380 Insassen des Airbus A350 von Japan Airlines wurden binnen weniger Minuten evakuiert. An Bord gab es keine Verletzten. (shh)