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Neue Erkenntnisse zum „Titan“-UnfallOceanGate-Tauchboot sendete letzte Nachricht sechs Sekunden vor dem Kontaktabbruch

Lesezeit 4 Minuten
Das Titan-Tauchboot beim Abtauchen. (Archivbild)

Das Titan-Tauchboot beim Abtauchen. (Archivbild)

Ermittler tragen ihre Ergebnisse vor, auch Zeugen sagen aus. „Ich steige da nicht ein“, soll ein Ex-Chefingenieur über das U-Boot gesagt haben.

Tagelang zitterten Millionen Menschen rund um den Globus um das Schicksal der Insassen der „Titan“, der Fall des verschollenen U-Boots machte weltweit Schlagzeilen. Über ein Jahr später sind zu rund um die verheerende Implosion, die fünf Menschen das Leben kostete, nach wie vor viele Fragen unbeantwortet.

Eine Anhörung der US-Küstenwache, die am Montag (17.9.) begonnen hat und zwei Wochen dauert, soll nun einige der dringendsten Fragen – unter anderem die, warum es überhaupt zu dem tödlichen Unfall kommen konnte – klären.

Neue Erkenntnisse zum tödlichen Unfall der Titan

Neue Erkenntnisse lieferte die Anhörung bereits am ersten Tag. So wurden unter anderem der letzte Funkspruch der Titan öffentlich gemacht. Wie US-Medien übereinstimmend berichten, sendete das Tauchboot nur sechs Sekunden, bevor es während des Tauchgangs zur Titanic den Kontakt zur Oberfläche verlor, eine Nachricht. Dies berichtete am Montag ein Gremium der US-Küstenwache, das die Implosion des Schiffs im Juni 2023 untersucht.

„Zwei Gewichte abgeworfen“, hieß es laut CNN in der Textnachricht rund 90 Minuten nach dem Tauchgang der Titan an ihr Mutterschiff. Die Maßnahme zeugt vom vergeblichen Versuch, an die Oberfläche zurückzukehren. Wusste die Crew demnach zu diesem Zeitpunkt, dass etwas nicht stimmte und wollte die Mission abbrechen? Das jedenfalls behauptet die Familie eines der Opfer in einer Klage.

Ermittler berichten vom letzten Funkspruch der Titan

Der letzte Funkspruch, der wie viele andere Details bei der Anhörung erstmals ans Licht kam, passt da allerdings nicht ins Bild. Demnach soll die Besatzung kurz vor der Implosion des Schiffes eine Nachricht mit den Worten „Alles in Ordnung hier“ verschickt haben.

Kurz nach der Textnachricht („Zwei Gewichte abgeworfen“) empfing das Begleitschiff „Polar Prince“ den letzten Ping, wie es in der Eröffnungspräsentation des mit der Untersuchung beauftragten Marine-Untersuchungsausschusses hieß.

„Die bevorstehenden Anhörungen werden es uns ermöglichen, unsere Ergebnisse zu präsentieren und wichtige Zeugen und Experten in einem transparenten Forum direkt anzuhören“, sagte Jason Neubauer, der Vorsitzende des Marine Board of Investigation.

Ehemalige Mitarbeiter von OceanGate sagen aus

Am ersten Tag der Anhörung kamen diverse ehemalige Mitarbeiter von OceanGate, die das Tauchboot mitentwickelt hatten, zu Wort. Das Unternehmen wurde aufgrund von Berichten über Sicherheitsmängel zunehmend unter die Lupe genommen. Die Ex-Mitarbeiter sagten laut „New York Times“ am Montag, sie hätten sich schon lange vor der tödlichen Implosion Sorgen über die Praktiken des Unternehmens gemacht.

„Ich habe den Titanic-Tauchgang 2019 abgebrochen, weil die Daten, die Instrumente, die ich eingesetzt hatte, nicht gut waren, und ich wurde dafür gefeuert“, zitiert die NYT einen Mitarbeiter.

Ex-Chefingenieur Tony Nissen gab an, schon früh die Sicherheit des Bootes angezweifelt zu haben. „Ich steige da nicht ein“, habe er zu einem Vorgesetzten gesagt.

Immer wieder Probleme mit der Titan: Unfall eine Frage der Zeit?

Die Titan hatte während früherer Expeditionen Dutzende von Problemen, darunter 70 Ausrüstungsprobleme im Jahr 2021 und 48 weitere im Jahr 2022. Dies enthüllten die Ermittler ebenfalls am Montag.

Kopfschütteln rief auch die Lagerung der Titan hervor. Den Ermittlern zufolge lagerte das U-Boot im Winter vor dem tödlichen Unfall bei bitterkalten Temperaturen außerhalb einer Anlage in Neufundland – ohne Schutz vor den Elementen.

Weniger als vier Wochen vor dem tödlichen Einsatz sei das Fahrzeug getestet worden und zwei Tage später – nach einer Nacht mit hohem Seegang und Nebel – „teilweise gesunken“ aufgefunden worden. Ein weiterer Zwischenfall, von dem die Ermittler berichten, hätte ebenfalls die Alarmglocken schrillen lassen müssen. Wenige Tage vor der Implosion seien fünf Menschen auf der Titan gegen die Wand geschleudert worden, als sie von einem Einsatz zurückkehren wollten.

Anhörung zu Ereignissen rund um tödlichen Unfall geht weiter

Am Dienstag werden die Anhörungen fortgesetzt. Das Marine Board of Investigation, die höchste Untersuchungsebene der Küstenwache, wurde innerhalb weniger Tage nach dem Verschwinden des Tauchboots einberufen und damit beauftragt, die Ursache der Tragödie zu untersuchen und Empfehlungen abzugeben, einschließlich möglicher zivilrechtlicher Strafen und strafrechtlicher Verfolgung.

Das Tauchboot verlor während seines Tauchgangs zur Titanic am 18. Juni 2023 den Kontakt zu seinem Mutterschiff. Als es nicht wieder auftauchte, begann eine internationale Such- und Rettungsaktion in den abgelegenen Gewässern mehrere hundert Meilen südöstlich von Neufundland, Kanada. Trümmerteile wurden schließlich nahe dem Wrack der Titanic gefunden.