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Rassistische Tat?Nigerianer in Einkaufsstraße zu Tode geprügelt – Zeugen helfen nicht

Lesezeit 2 Minuten
Civitanova Gedenken dpa 010822

Eine Frau legt einen Blumenstrauß an einer Einkaufsstraße ab, nachdem ein nigerianischer Straßenhändler dort angegriffen und zu Tode geprügelt wurde.

Civitanova Marche – In Italien hat die Tötung eines Straßenhändlers im Adriaküstenort Civitanova Marche am helllichten Tag großes Entsetzen ausgelöst. Der 39-jährige Nigerianer sei am Freitagnachmittag von einem 32 Jahre alten Italiener angegriffen und zu Tode geprügelt worden, erklärte die Polizei in der mittelitalienischen Kleinstadt am Samstag auf einer Pressekonferenz.

Der mutmaßliche Täter habe sein Opfer verfolgt, mit dessen Krücke zu Fall gebracht und mehrmals zugeschlagen. Anschließend habe er das Handy des Mannes mitgenommen. Die Polizei nahm den Mann wegen der Verdachts auf vorsätzliche Tötung und Raub fest.

Tat geschah am helllichten Tag auf belebter Einkaufsstraße

Die Tat geschah auf einer belebten Einkaufsstraße im Zentrum der Stadt. Online kursierte ein Video, auf dem zu sehen war, wie der Angreifer sein Opfer noch am Boden liegend attackierte. Im Hintergrund sind Menschen zu hören, die „hör auf“ oder „rufe jemand doch die Polizei“ schreien. Laut des britischen „Guardian“ wurde die Tat auf mehreren Überwachungskameras aufgezeichnet.

Der Fall löste landesweit Entsetzen aus, weil offenbar niemand zu Hilfe kam. Im italienischen Fernsehen sagte ein Passant, der Mann sei nur wegen seiner Hautfarbe getötet worden. Vinicio Albanesi, ein Priester und Gründer einer Wohlfahrtsorganisation, machte „Rassismus und Wut, die sich an den Schwächsten entlädt“ für den Mord verantwortlich. Er sagte La Repubblica: „Wir leben in einer misstrauischen Region, in der Schwarze nur dann akzeptiert werden, wenn sie die bescheidensten Arbeiten verrichten.“

„Rassismus, Gleichgültigkeit und Wut finden ein Ventil an den Schwächsten“

Laura Boldrini, eine Politikerin der Mitte-Links-Partei der Demokraten, sagte: „Ein Mann wurde auf der Straße in Civitanova Marche mit brutaler Gewalt getötet, während Zeugen die Szene filmten. Pater Albanesi hat Recht: Rassismus, Gleichgültigkeit und Wut finden ein Ventil an den Schwächsten.“

Die Polizei hingegen betonte, es gäbe keine Anzeichen für eine rassistische Tat. Als Auslöser des Verbrechens vermuteten die Ermittler eine übertriebene Reaktion des Verdächtigen, als das Opfer nach Geld fragte. Der Mann war laut Medienberichten ein bekannter Straßenhändler in der Gegend. Laut „Guardian“ kam es in der Folge der Tat zu Protesten von Hunderten Menschen, auch die Frau des Opfers soll teilgenommen haben.

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Der Regionalpräsident der Region Marken, wo Civitanova Marche liegt, sprach auf Facebook von „wahnsinniger und beispielloser Gewalt“. Die Region will ihm zufolge in einem möglichen Gerichtsprozess als Zivilpartei auftreten. Auch Politiker von linken bis rechten Parteien in Rom, die gerade mitten im Wahlkampf stecken, drückten ihr Entsetzen über die Tat und den Hinterbliebenen ihr Beileid aus. (das/dpa)