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„Mutter aus der Hölle“Lori Vallow erneut schuldig gesprochen – lange Haftstrafe statt Todesurteil?

Lesezeit 3 Minuten
Lori Vallow Daybell sitzt nach einer Anhörung im Gerichtsgebäude von Fremont County in St. Anthony, Idaho, am 16. August 2022 in einem Polizeiauto.

Lori Vallow Daybell sitzt nach einer Anhörung im Gerichtsgebäude von Fremont County in St. Anthony, Idaho, in einem Polizeiauto. (Archivbild)

Sie tötete ihre beiden Kinder und verteidigte sich vor Gericht selbst - den Tod ihres Ex-Mannes Charles bezeichnete sie als „Familientragödie“.

Lori Vallow Daybell ist am Dienstag (22. April) in einem weiteren Gerichtsverfahren für schuldig befunden worden. Ein Geschworenengericht im US-Bundesstaat Arizona sprach die 51-Jährige laut der Nachrichtenagentur AP und CBS News schuldig, gemeinsam mit ihrem Bruder Alex Cox die Ermordung ihres vierten Ehemanns Charles Vallow geplant zu haben. Der Vorfall ereignete sich im Juli 2019.

Mordmotiv laut Anklage: Habgier

Ziel der Tat war laut Anklage die Auszahlung einer Lebensversicherung in Höhe von einer Million Dollar. Alex Cox, der Charles Vallow erschossen hatte, starb einige Monate später an einer Lungenembolie in beiden Lungenflügeln.

Die Geschworenen fällten ihr Urteil nach nur wenigen Stunden Beratung. Vallow Daybell, die sich selbst verteidigte, präsentierte keine Beweise oder Zeugen. In ihrer Eröffnungserklärung argumentierte sie laut ABC News, dass der Vorfall eine „familiäre Tragödie“, aber kein Verbrechen sei. Sie plädierte auf „Nicht schuldig“ und betonte, dass Selbstverteidigung kein Verbrechen sei.

Neben dem Tatmotiv Habgier spielten in der Argumentation der Staatsanwaltschaft auch religiöse Wahnvorstellungen und die enge Bindung zu ihrem späteren Ehemann Chad Daybell eine Rolle.

Todesstrafe wurde nicht beantragt

Eine Verurteilung zur Todesstrafe ist jedoch ausgeschlossen, da die Staatsanwaltschaft von Arizona diese Strafe nicht beantragt hat. Stattdessen droht Vallow Daybell eine langjährige Haftstrafe, deren genaue Höhe zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben wird.

Das Urteil hat mehr Symbolkraft als große Auswirkung: Vallow Daybell, bereits zu lebenslanger Haft in Idaho verurteilt, wurde 2023 für schuldig befunden, ihre beiden Kinder Joshua „J.J.“ Vallow (7) und Tylee Ryan (16) ermordet sowie gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann Chad Daybell die Tötung von dessen damaliger Frau Tammy Daybell geplant zu haben. 

Ein Junge schaut auf die Gedenkstätte für Tylee Ryan und Joshua „JJ“ Vallow in Rexburg, Idaho, am 11. Juni 2020.

Ein Junge betrachtet die Gedenkstätte für Tylee Ryan und Joshua „JJ“ Vallow in Rexburg, Idaho, im Juni 2020. (Archivbild)

In Arizona steht zudem ein weiteres Verfahren bevor: Im Juni 2025 wird ihr vorgeworfen, in einen versuchten Mordanschlag auf den Ex-Mann ihrer Nichte verwickelt gewesen zu sein.

Morde an Lori Vallows Kindern J.J. und Tylee lösten Bestürzung aus

Die Morde an Lori Vallow Daybells Kindern J.J. und Tylee riefen ab Herbst 2019 ein enormes mediales Echo hervor. Zunächst als Vermisstenfall gemeldet, wurde die Geschichte bald zu einer der meistverfolgten True-Crime-Fälle der USA. Nach dem Fund der Leichen im Juni 2020 auf Chad Daybells Grundstück berichteten weltweit Nachrichtenportale über den Fall.

Insbesondere die Verbindung zu religiösem Wahn und Endzeitideologien löste breite Diskussionen aus. Nachdem die Mutter selbst ins Visier der Presse geraten war, wurde sie in verschiedenen Medien unter anderem als „Mutter aus der Hölle“ oder in Anlehnung an Endzeitphantasien als „Doomsday Cult Mom“ bezeichnet. 2021 erschien auch in Deutschland die Netflix-Doku „Die Verbrechen unserer Mutter“, die Vallow Daybell als zentrale Figur einer destruktiven Weltanschauung zeigt.