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„Hat die Menschen enttäuscht“Sandra Wagenknecht teilt gegen eigene Parteikollegin aus

Lesezeit 4 Minuten
„Da haben wir wirklich Fehler gemacht“, ärgerte sich Sahra Wagenknecht im ARD-Talk „Maischberger“. (Bild: WDR/Dirk Borm)

„Da haben wir wirklich Fehler gemacht“, ärgerte sich Sahra Wagenknecht im ARD-Talk „Maischberger“. (Bild: WDR/Dirk Borm)

Sahra Wagenknecht ist als Gast bei Sandra Maischberger in der ARD aufgetaucht. Da rechnet sie mit der Thüringer BSW-Landeschefin Katja Wolf ab.

Eins kann Sahra Wagenknecht ja nun gar nicht gut vertragen: Gegner. Und wenn die dann auch noch erfolgreich sind, dann gehen schon mal die Pferde mit ihr durch. Wie am Dienstagabend. Da ist sie Gast bei Sandra Maischberger im Ersten.

Diesmal hat Wagenknecht auch einige Gründe, ärgerlich zu sein. Vor allem auf sich selbst. Aber dazu ist sie dann doch nicht bereit. Dabei ist sie an der Krise, in der das nach ihr benannte Bündnis steckt, nicht unschuldig. Nicht nur einige Mitglieder im BSW-Landesverband Hamburg schossen quer und beklagten sich über die dirigistische Politik von Wagenknech. Am Montagabend verließen auch zwei Mitglieder des Stadtrats in Rostock die Partei. Sie wollen wieder zurück zur Linken. Da waren sie hergekommen, genau wie Wagenknecht. Die hatte schon in ihrer alten Partei für Unfrieden gesorgt, war Fraktionschefin und legte sich gerne mal mit den Bundesvorsitzenden an.

Sahra Wagenknecht bei „Sandra Maischberger“: „Das Problem bleibt trotzdem“

Jetzt ist sie sauer auf eine Landesvorsitzende: Katja Wolf. Diese kommt aus Thüringen, hat dort die regierende Brombeerkoalition mit ausgehandelt. „Wir hatten in Thüringen von Anfang an einen gewissen Konflikt darüber, wie stark die Dinge, die man im Wahlkampf versprochen hat, dann auch in Koalitionsverhandlungen eine Rolle spielen müssen. Und wir haben leider in Thüringen offensichtlich sehr viele Wähler enttäuscht. Wir haben jeden zweiten Wähler verloren auf dem Weg zur Bundestagswahl“, beklagt Wagenknecht. Die Wähler seien in vielen Punkten mit der Koalition in dem Bundesland nicht einverstanden, hat Wagenknecht herausgefunden. „Da haben wir wirklich Fehler gemacht.“

Zu Gast bei Sandra Maischberger (rechts) zog Sahra Wagenknecht gegen ihre Parteikollegin Katja Wolf vom Leder. (Bild: WDR/Dirk Borm)

Zu Gast bei Sandra Maischberger (rechts) zog Sahra Wagenknecht gegen ihre Parteikollegin Katja Wolf vom Leder. (Bild: WDR/Dirk Borm)

Katja Wolf sollte nun weg. Am vergangenen Wochenende. Da fand in Thüringen der BSW-Landesparteitag statt, wo Wolf als Vorsitzende wiedergewählt werden sollte. Aber nicht mit Sahra Wagenknecht. Darum schlugen sie und der Bundesvorstand eine Gegenkandidatin vor, „damit wir nicht in der Regierung so viele Fehler machen“. Man wollte einen Landesvorstand, „der nicht mehr verlängerter Arm der Regierung ist, sondern der die Regierung kritisch begleitet“.

Der Bundesvorstand habe erreichen wollen, dass „das Programm und das Profil des BSW, für das wir gewählt wurden, in der Regierung stärker umgesetzt wird“. Was Wagenknecht meint: Katja Wolf ist gleichzeitig Landesvorsitzende des BSW und Finanzministerin in der Thüringer Brombeerkoalition. Das passt Wagenknecht nicht. „Da geht es um ganz konkrete Fragen. Da geht es auch um Migrationspolitik, da geht es um Windräder im Wald, da geht es um kostenloses Mittagessen in Schulen und Kitas.“

Auch die Aufarbeitung der Corona-Krise läuft in Thüringen offenbar nicht so, wie Wagenknecht es sich vorgestellt hat. Wenigstens mit der Friedenspolitik ist sie einverstanden: „Da hat Thüringen geliefert. Die haben sich im Bundesrat enthalten bei dieser gigantischen Aufrüstung. Andere Länder haben zugestimmt“, so die Politikerin. Zusammenfassend erklärt sie: „Wir haben in der Landespolitik zu wenig erreicht, und das hat die Menschen enttäuscht.“ Aber Katja Wolf ist am Wochenende vom BSW-Landesparteitag klar als Landeschefin in Thüringen bestätigt worden. „Das Problem bleibt trotzdem“, tritt Wagenknecht nach.

Sahra Wagenknecht spricht von „Riesenwahlbetrug von Friedrich Merz“

Wagenknecht hat sich nun einiges vorgenommen. Zuerst mal will sie in den Bundestag. Darum will das BSW erreichen, dass alle Stimmen der Bundestagswahl noch einmal ausgezählt werden. Aber diesmal richtig, bitteschön. Wäre doch gelacht, wenn die paar 9.500 Kreuze nicht zusammenkämen, die am Bundestagseinzug des BSW gefehlt haben. Dann wäre auch Schwarz-Rot Geschichte - die Bundesregierung hätte dann keine Mehrheit mehr.

Zu kritisieren gibt es genug, sagt Wagenknecht: „Zum Beispiel das Friedensthema“, erklärt sie: „Man hat es ja versucht, aus dem Wahlkampf rauszuhalten. Direkt nach der Wahl kam dann das größte Aufrüstungsprogramm der Bundesregierung in der bundesdeutschen Geschichte, verbunden mit einem Riesenwahlbetrug von Friedrich Merz.“

Inzwischen soll das Parteiprofil geschärft werden. Dafür will Wagenknecht sorgen. So wie immer: von oben herab. Wenigstens soll der Parteiname geändert werden. Dieses Jahr noch, natürlich auch von Sahra Wagenknecht. Dafür habe sie schon einige Vorschläge bekommen. Sogar lustige. Und sie verspricht: „Wir werden größer.“ Denn den Eintritt in das BSW will sie für neue Mitglieder erleichtern. Wenn die denn noch wollen. Denn glaubt man den Kritikern in ihrer eigenen Partei, sind das „bsw“ - bestimmt sehr wenige. (tsch)