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First Lady des DiktatorsWie Asma al-Assad die spanische Königin und andere Royals blendete

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Sollen sich gut verstanden haben: Die damalige First Lady Syriens, Asma al-Assad und die damalige Prinzessin Letizia von Spanien.

Sollen sich gut verstanden haben: Die damalige First Lady Syriens, Asma al-Assad und die damalige Prinzessin Letizia von Spanien. (Archivbild von 2010)

Die Ehefrau des Diktators Baschar al-Assad wurde lange vom Westen umworben, auch von hochrangigen Royals.

Bei der Beerdigung von Papst Johannes Paul II. im April 2005 kam es zu einer denkwürdigen Begegnung: Asma al-Assad, die damalige First Lady Syriens, traf auf Königin Sofia von Spanien. Damals galt das syrische Präsidentenpaar international als weitgehend isoliert.

Asma al-Assad: Charmeoffensive bei den Royals

Baschar al-Assad war nach der Ermordung des libanesischen Politikers Rafik Hariri im Februar 2005 zunehmend in die Kritik der internationalen Gemeinschaft geraten, weil Syrien weithin verdächtigt wurde, hinter dem Attentat zu stecken. Doch Asma al-Assad verstand es meisterhaft, mit Charme, Bildung und modernem Auftreten Persönlichkeiten wie Königin Sofia für sich zu gewinnen, wie unter anderem die WDR-Dokumentation „Die Assads: Wie eine Familie Syrien terrorisierte“ zeigt.

Hier ein Plausch mit Königin Sofia, dort ein Shakehands mit Cherie Blair, der Ehefrau des damaligen Premierministers Großbritannien, Tony Blair: Die Beerdigung von Papst Johannes Paul II. zog viele bedeutende Persönlichkeiten aus aller Welt an. Für Asma al-Assad bot sich die Gelegenheit, das Image des syrischen Regimes zu rehabilitieren. Als Tochter syrischer Einwanderer, die in Großbritannien aufgewachsen war, nutzte sie ihren westlichen Hintergrund, um sich als moderne, weltoffene First Lady zu präsentieren – eine perfekte Fassade, um die brutale Realität des Assad-Regimes zu verschleiern.

Asma al-Assad traf sich regelmäßig mit Königin Sofia und Königin Letizia

Königin Sofia schien von Asma al-Assads Auftreten beeindruckt. Es war nicht das erste Mal, dass sie es verstand, mit Charme Sympathien zu gewinnen. Bereits im Herbst 2003 hatte Königin Sofia Syrien besucht und gemeinsam mit Asma eine Aufführung im Amphitheater von Palmyra besucht – ein laut dem „Spiegel“ als Kulturaustausch inszeniertes Erlebnis. Zwölf Jahre später sollte dieselbe antike Stätte von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) für Massenhinrichtungen genutzt werden.

2010: Abendessen mit dem damaligen syrischen Präsidenten Bashar Al-Assad und Asma Al-Assad, dem spanischen König Juan Carlos, Königin Sofia, Prinz Felipe und Prinzessin Letizia

2010: Abendessen mit dem damaligen syrischen Präsidenten Bashar Al-Assad und Asma Al-Assad, dem spanischen König Juan Carlos, Königin Sofia, Prinz Felipe und Prinzessin Letizia. (Archivbild)

Die Beziehung der beiden Frauen schien über die Jahre nicht abzukühlen. Im Jahr 2008 reiste Königin Sofia erneut nach Damaskus, wo sie von Asma al-Assad mit großer Herzlichkeit empfangen wurde. Auch dieser Besuch stand im Zeichen der kulturellen und diplomatischen Freundschaft, diente dem Assad-Regime aber auch als Bühne, um internationale Akzeptanz zu signalisieren.

Asma al-Assad wurde sogar von Königin Elizabeth eingeladen

Im Jahr 2010 kam es erneut zu einer Begegnung zwischen der spanischen Königsfamilie und dem syrischen Präsidentenpaar, diesmal unter noch größerem öffentlichen Interesse. Während eines Staatsbesuchs in Spanien posierten Asma und Baschar al-Assad für Fotos mit Kronprinz Felipe und seiner Frau Letizia, der heutigen Königin von Spanien. Die Bilder erweckten den Eindruck freundschaftlicher Beziehungen und trugen dazu bei, das syrische Regime weiter zu legitimieren. Insbesondere die Inszenierung Asmas als elegante und charmante Gesprächspartnerin unterstrich einmal mehr ihre Fähigkeit, das Image Syriens durch persönliche Begegnungen aufzupolieren.

Selbst Königin Elizabeth II. empfing Bashar al-Assad und seine Frau Asma al-Assad im Buckingham Palace.

Selbst Königin Elizabeth II. empfing Bashar al-Assad und seine Frau Asma al-Assad im Buckingham Palace. (Archivbild)

Doch Königin Sofia und die spanische Königsfamilie waren nicht die einzigen Royals, mit denen Asma al-Assad Berziehungen pflegte. Im Dezember 2002 hatte Queen Elizabeth II. das syrische Präsidentenpaar im Buckingham Palace empfangen. Das Staatsbankett galt als symbolisches Zeichen dafür, dass Großbritannien das Assad-Regime trotz wachsender Kritik nicht vollständig isolieren wollte.

Modisches Gipfeltreffen mit Königin Rania von Jordanien

Im Jahr 2009 traf sich Asma mit Königin Rania von Jordanien. Beide posierten gemeinsam in Designerkleidung für Fotos und betonten in öffentlichen Stellungnahmen die Bedeutung von Frauenrechten und Bildung in der Region. Doch wie schon bei früheren Begegnungen diente auch dieses Treffen vor allem der Selbstdarstellung des syrischen Regimes, das damit von seiner brutalen Realität ablenken konnte.

Asma al-Assad, die Ehefrau von Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani, Nasser Al-Missned, die Ehefrau des türkischen Ministerpräsidenten Emine Erdogan und die jordanische Königin Rania posieren im Januar 2009 für ein Foto vor dem Treffen der Ehepartner der Staats- und Regierungschefs.

(l-r) Asma al-Assad, die zweite Ehefrau von Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani, Nasser Al-Missned, die Ehefrau des türkischen Ministerpräsidenten Emine Erdogan und die jordanische Königin Rania posieren im Januar 2009 für ein Foto vor dem Treffen der Ehepartner der Staats- und Regierungschefs. (Archivbild)

Drei Jahre später schrieb der britische „The Guardian“ im Vergleich zu Rania und anderen First Ladys der Region, Asma al-Assad sei „anständig, gebildet und in der Lage, sowohl die syrischen als auch die westlichen Herzen zu erreichen“. Andere britische Medien mutmaßten laut dem „Guardian“, sie sei eine Gefangene, die nicht fliehen kann, oder eine gequälte Frau, die zwischen ihren Loyalitäten hin- und hergerissen sei. Die Realität sei jedoch eher prosaisch.

Asma al-Assad auf dem Cover der „Vogue“

Asma al-Assads Charmeoffensive bei den Royals wirkte sich auch auf die Modewelt aus: Asma al-Assad zierte die Titelseiten von Magazinen und präsentierte sich weiterhin als stilbewusste, elegante Frau, die westliche Werte verkörpert. Das renommierte Modemagazin „Vogue“ widmete ihr 2010 eine Titelgeschichte mit dem Titel „Rose in der Wüste“. Der Artikel zeichnete Asma al-Assad als moderne, liebevolle Mutter und engagierte Frau, die sich für Bildung und Frauenrechte einsetzt. Der Artikel wurde später heftig kritisiert und die Chefredakteurin Anna Wintour distanzierte sich von ihrer Entscheidung, Asma eine solche Plattform geboten zu haben.

Hinter dieser Fassade verbarg sich eine düstere Realität. Während Asma mit ihrem westlichen Auftreten punkten konnte, verschärfte Baschar al-Assad gleichzeitig die politische Repression in Syrien, das Land war geprägt von Überwachung, Verhaftungen und politischen Morden. Spätestens mit Beginn des syrischen Bürgerkriegs 2011 und den Berichten über die Gräueltaten des Regimes brach die Fassade Assads endgültig zusammen. Asma al-Assad wurde zur Persona non grata.

Im August 2018 wurde bekannt, dass sie an Brustkrebs erkrankt war. Im Jahr 2019 gab sie an, geheilt zu sein. Im Mai 2024 wurde eine Leukämieerkrankung bekannt. Ihre Erkrankung wurde in sozialen Netzwerken dokumentiert. Nach dem Sturz von Baschar al-Assad im Dezember 2024 flohen er und seine Familie aus Syrien und fanden Asyl in der russischen Hauptstadt Moskau. Fast zeitgleich wurde der noch bestehende Instagram-Kanal der ehemaligen First Lady geschlossen. Damit endete auch der letzte Hort ihrer Selbstinszenierung.