AboAbonnieren

„Eine der schlimmsten invasiven Arten“Aggressiv und schmerzhaft – Rote Feuerameise erstmals in Europa nachgewiesen

Lesezeit 3 Minuten
Forschende haben die Rote Feuerameise erstmals in Europa nachgewissen. Sie gilt als eine der „schlimmsten invasiven Arten“ – und kann auch für Menschen gefährlich werden. (Archivbild)

Forschende haben die Rote Feuerameise erstmals in Europa nachgewissen. Sie gilt als eine der „schlimmsten invasiven Arten“ – und kann auch für Menschen gefährlich werden. (Archivbild)

Die Rote Feuerameise gilt als aggressiv und ihr Stich als sehr schmerzhaft. Für ihre Ausbreitung ist auch die Klimakrise verantwortlich.

Erstmals gibt es einen Nachweis der gefürchteten Roten Feuerameise in Europa. Auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien wurden gleich Dutzende Nester der invasiven Art entdeckt, wie ein Forschungsteam im Fachjournal „Current Biology“ berichtet. „Wir wussten, dass dieser Tag kommen wird“, sagte der Hauptautor Mattia Menchetti vom spanischen Institut für Entwicklungsbiologie.

Befürchtet wird, dass sich die invasive Spezies begünstigt durch den Klimawandel rasch auch in anderen europäischen Ländern ausbreiten könnte. Zunächst seien insbesondere Städte im Mittelmeerraum und Städte mit großen Häfen wie Amsterdam oder London in Gefahr, erläuterte das Forschungsteam.

Rote Feuerameise in Europa: „Sie kann sich erschreckend schnell ausbreiten“

Ursprünglich aus Südamerika stammend, wurden Rote Feuerameisen (Solenopsis invicta) zunächst in den USA eingeschleppt. Die kleinen, aber sehr aggressiven und eine Vielzahl anderer Insekten vertilgenden Tiere verbreiteten sich dort ab etwa den 1930er Jahren rasant, in mehreren US-Regionen wurden die Bestände heimischer Ameisen drastisch reduziert. Zudem kommt es zu hohen Ernteschäden. In einigen US-Staaten gilt die Rote Feuerameise heutzutage zudem als einer der häufigsten Allergieauslöser.

Im Zuge von weltweitem Handel und Tourismus gelangte die Feuerameise später auch in viele andere Länder wie Japan, China, Australien und Neuseeland. „S. invicta ist eine der schlimmsten invasiven Arten“, sagte Menchetti. „Sie kann sich erschreckend schnell ausbreiten.“ Dass die Ameisenart nun in Italien aufgetaucht sei, sei ein „Schock“, auch wenn es nicht ganz unerwartet komme, so Menchetti.

Solenopsis invicta heißt wörtlich übersetzt „die unbesiegte Feuerameise“

Wörtlich übersetzt bedeutet der wissenschaftliche Name Solenopsis invicta „die unbesiegte Feuerameise“. Bei einem Angriff beißen die Tiere zunächst und spritzen dann Sekret aus ihrem Giftstachel in die Wunde, oft mehrmals direkt hintereinander. Das Sekret enthält Substanzen, die eine brennende Hautreaktion hervorrufen. Die Attacken sind auch für Menschen sehr schmerzhaft und verursachen juckende rote Pusteln. Für Allergiker kann im Extremfall sogar Lebensgefahr bestehen.

Die Wissenschaftler wiesen nahe der sizilianischen Stadt Syrakus auf einer fünf Hektar großen Fläche 88 Nester mit teils mehreren Tausend Ameisen nach. Anwohner hätten von Beißattacken seit mindestens 2019 berichtet. Wie genau die Art nach Sizilien gelangte, ist bislang unklar – nach Genanalysen wahrscheinlich über Routen aus den USA oder China. Vermutet wird eine Reise über Handelsschiffe und Windströme. Um sesshaft zu werden, reicht eine einzelne Königin der Ameisenart aus.

Nur Neuseeland gelang bisher Ausrottung der Roten Feuerameise

Der Studie zufolge waren einzelne Rote Feuerameisen auf dem europäischen Kontinent zuvor schon auf Importprodukten etwa in Spanien, Finnland und den Niederlanden gefunden worden. Eine Population in freier Natur gab es nach bisherigem Wissen aber noch nie.

Das einzige Land, das die Rote Feuerameise mit einem mehrjährigen Programm wieder ausrotten konnte, ist den Angaben nach Neuseeland. Die Wissenschaftler empfehlen, sich an dem Inselstaat im Pazifik ein Beispiel zu nehmen. „Wir brauchen ein koordiniertes Vorgehen, und zwar jetzt“, betonte Menchetti.

Klimakrise schafft gute Bedingungen für Rote Feuerameise in Europa

Ob die Ausrottung in Europa gelingen kann, bleibt jedoch offen. Einem Modell der Forschenden zufolge bieten aktuell sieben Prozent des europäischen Kontinents geeignete Lebensbedingungen für die Rote Feuerameise. Mit der Klimakrise werde sich diese Fläche in den nächsten Jahren deutlich vergrößern, hieß es weiter.

Noch bedrohlicher scheint ein weiterer Befund: Laut den Forschenden sind bereits heute 50 Prozent der europäischen Städte für die Ameisenart klimatisch geeignet. (das/dpa)