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Kommentar

Hass gewinnt nicht
So erlebte ein „Swiftie“ die Absage des Taylor-Swift-Konzerts in Wien

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Lesezeit 3 Minuten
Taylor-Swift-Fans haben in Wien Armbänder an Bäume gehängt.

Taylor-Swift-Fans haben in Wien Armbänder an Bäume gehängt.

Monatelang hat sich unsere Redakteurin auf das Taylor-Swift-Konzert in Wien vorbereitet und gefreut. Dann kam die Absage wegen Terror-Gefahr.

Ich stehe in unserem Airbnb-Apartment im dritten Wiener Bezirk und räume dreckiges Geschirr in die Spüle. Als ich zurück ins Wohnzimmer gehe, sitzen meine beiden Freundinnen reglos auf dem Sofa. „Das Taylor-Swift-Konzert ist abgesagt“, sagt eine von ihnen. Ich halte es für einen Witz, sie will mich nur ärgern. Aber es stimmt.

Der fröhliche Mädelsurlaub, den wir seit gut einem Jahr zu dritt geplant haben und der mit dem Highlight, Taylor Swift live zu sehen, enden sollte, ändert schlagartig die Stimmung.

Monatelange Vorbereitung für Konzert von Taylor Swift in Wien

Schon vor Monaten habe ich mich vorbereitet. Ich habe Taylor Swifts Alben durchgehört, meine Lieblingssongs gefunden, Fangesänge gegoogelt, um mitreden zu können. Ich habe mir Tipps von anderen Swifties zu einem passenden Konzert-Outfit geben lassen.

Perlen und Buchstaben für Freundschaftsbänder liegen ordentlich aufgereiht auf dem Couchtisch.

Als die Absage bekanntgegeben wurde, lagen die Perlen und Buchstaben für die Freundschaftsbänder, die traditionell zu Swift-Konzerten gebastelt werden, schon bereit.

All das, um dem Hype und der Fangemeinde gerecht zu werden. Einer Fangemeinde, die eingeschworen ist und doch immer Platz bietet für Neulinge wie mich. Die Perlen und Buchstaben für die Freundschaftsbänder, die wir traditionell zum Swift-Konzert basteln wollten, liegen ordentlich aufgereiht auf dem Couchtisch, als die Absage bekannt wird.

Taylor Swift in Wien: Geplanter Angriff auf einen „Safe Space“

Was mich am meisten trifft, ist nicht, dass wir ein Konzert der aktuell wohl erfolgreichsten Musikerin des Planeten nicht erleben können, es geht auch nicht um das Geld, das wir ausgegeben haben. Es geht vor allem darum, dass diese Konzerte als „Safe Space“ gefeiert werden, als sichere Orte für alle, die sie besuchen. Ganz besonders aber für Frauen und queere Menschen. Wo wir ausgelassen feiern können, wo wir einfach wir selbst sind, wo Freundlichkeit und gegenseitige Unterstützung den Umgang bestimmen, statt Diskriminierung und Unterdrückung. Wo es einfach mal nur um Spaß, Freude und das gemeinsame Erleben geht.

Das wurde zerstört. Mutmaßlich von Menschen, die nur noch Hass kennen und Zusammensein zerreißen wollen. Die sich anmaßen, zu wissen und zu bestimmen, wie die Welt zu funktionieren hat und bereit sind, diejenigen zu verletzen und sogar zu töten, die nicht in ihr Weltbild passen. Das sind übrigens wir, die nicht passen. Wir, die wir singen und tanzen wollen.

Es ist besser, die Konzerte nicht stattfinden zu lassen, so sehr es auch schmerzt

Dieser Hass hat aber nicht gewonnen. Ja, die Konzerte in Wien finden nicht statt. Ja, ich bin frustriert. Aber es ist richtig so. Zwei Verdächtige wurden festgenommen, aber es könnte noch mehr geben, die auf freiem Fuß sind. Die Behörden haben ihre Arbeit gut gemacht und der Veranstalter hat die Sicherheit der Menschen allem vorangestellt.

Es ist besser, die Konzerte nicht stattfinden zu lassen, so sehr es auch schmerzt. Besser für die Sicherheit aller Menschen, die an diesen Abenden im Ernst-Happel-Stadion in Wien gewesen wären. So gibt es viele enttäuschte Herzen, die lange Reisen auf sich genommen haben, um hier zu sein. Aber: Wir sind alle noch hier. Und deshalb gewinnt der Hass nicht.