Diese 11 Reiseziele werden von Influencern auf der Jagd nach dem nächsten Fotos geradezu überschwemmt.
Vom Traumziel zum Übertourismus11 Influencer-Hotspots, die überlaufen und überfordert sind
Soziale Medien haben unsere Art zu reisen verändert – nicht immer zum Besseren. Medienberichten zufolge fallen Influencer wie Heuschrecken über Traumziele her, angelockt von perfekten Fotos für Instagram, X, Facebook & Co. Die Folge: überfüllte Strände, gestresste Einheimische oder geschädigte Natur. Man spricht deshalb bereits von „Übertourismus“, abgeleitet vom englischen „Overtourism“. Diese elf Reiseziele zeigen, wie die Jagd nach Likes oft die Idylle stört.
Königssee in Bayern, Deutschland
Über Generationen hinweg war der kleine Wasserfall hoch über dem Königssee im Nationalpark Berchtesgaden ein Geheimtipp unter Einheimischen. Dann entdeckte eine Horde von Instagram-Influencern das Paradies und machte es zum Hotspot für Social-Media-Schnappschüsse. Der Andrang war so groß, dass die Natur stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Schließlich mussten die Verantwortlichen im Sommer 2021 harte Maßnahmen ergreifen, um die Idylle rund um den „Infinity-Pool“ zu retten. Der Teil um die Gumpe im oberen Teil des Königsbachwasserfalls wurde für mindestens fünf Jahre gesperrt. „Damit soll der Natur Zeit gegeben werden, sich zu erholen“, teilte das Landratsamt mit und setzte die Verordnung sofort in Kraft. Die Frist läuft 2026 ab.
Venedig, Italien
Die Lagunenstadt Venedig erstickt seit Jahren im Touristenansturm, der durch die sozialen Medien noch verstärkt wird. Vor allem Kreuzfahrtschiffe und Tagestouristen belasten die fragile Infrastruktur. Um dem entgegenzuwirken, hat die Stadt im Januar 2023 eine Eintrittsgebühr von 5 Euro für Tagesbesucher eingeführt und bereits 2021 die Zufahrt für Kreuzfahrtschiffe in die Innenstadt eingeschränkt.
Ziel ist es, die Besucherzahlen zu regulieren und die Lebensqualität der Einheimischen zu verbessern. Venedig kämpft darum, seine einzigartige Schönheit vor den Folgen des „Overtourism“ zu bewahren.
Santorin, Griechenland
Santorin leidet seit Jahren unter Massentourismus, insbesondere im malerischen Dorf Oia, wo Influencer den berühmten Sonnenuntergang einfangen. Auch Corona konnte sie nicht aufhalten und sorgte für einen Skandal: Ein Instagram-Video der Influencerin Katie Giorgadze, die über eine Million Follower hat, zeigte trotz Pandemie Dutzende Touristen ohne Masken auf der Burg von Oia.
Die griechische Regierung reagierte mit Einschränkungen, darunter eine Sperrstunde für Restaurants und ein Teilnehmerlimit für Veranstaltungen. Der Tourismus-Hype, angeheizt durch soziale Medien, sorgt dennoch bis heute für überfüllte Orte und schwindenden Charme.
Trolltunga, Norwegen
Die Trolltunga, eine spektakuläre Felsformation in Norwegen, ist dank der sozialen Medien zu einem der beliebtesten Fotospots Europas geworden. Auf den viralen Fotos wirkt die Landschaft spektakulär einsam, die Realität zeigt jedoch oft lange Menschenschlangen.
Touristen warten stundenlang, um das perfekte Selfie auf der Felszunge zu schießen. Das hat nicht nur dem Zauber des Ortes geschadet, sondern auch der Umwelt. Die Behörden raten inzwischen zu geführten Touren, um die Sicherheit und den Schutz der Natur zu gewährleisten.
Grand Canyon, USA
Der Grand Canyon in den USA zählt zu den beeindruckendsten Naturwundern der Welt, zieht jährlich Millionen von Besuchern an – und birgt tödliche Gefahren. Seit den 1920er Jahren sind schätzungsweise mehr als 770 Menschen in der Region ums Leben gekommen, davon etwa 55 bis 60 bei Stürzen am Rand des Canyons.
Viele Unfälle ereignen sich, wenn Touristen für Selfies oder Fotos an die Klippen treten und das Gleichgewicht verlieren. Der Canyon, dessen Wände bis zu 1.800 Meter in die Tiefe fallen, ist für seine ungesicherten Aussichtspunkte bekannt. Warnschilder weisen auf die Gefahren hin, werden aber oft ignoriert.
„Bali Swing“, Bali, Indonesien
Bali bleibt ein beliebter Influencer-Hotspot, doch das Verhalten einiger Besucher sorgt zunehmend für Spannungen. Neben Vorfällen wie dem mit einer Russin, die nackt vor einem heiligen Baum posierte, steht auch die überlaufene „Bali Swing“ in der Kritik.
Die Schaukel, ein ikonischer Fotospot, zieht täglich tausende Besucher an und belastet die Umgebung. Lokale Aktivisten kritisieren den fehlenden Respekt für Kultur und Regeln, während Behörden strengere Maßnahmen prüfen. Auch die illegale Arbeit von Ausländern mit Touristenvisa belastet die Insel zusätzlich.
Caló des Moro, Mallorca, Spanien
Die idyllische Bucht Caló des Moro im Süden Mallorcas ist nicht nur für ihr azurblaues Wasser und ihre Traumkulisse bekannt, sondern auch ein Instagram-Hotspot, der täglich rund 4.000 Besucher anzieht. Das führt zu überfüllten Stränden und verstopften Wohngebieten, was die Einheimischen zunehmend frustriert.
Aus Protest besetzten im Juni 2024 rund 300 Aktivisten den Strand, riefen „Tourists go home“ und verteilten Infoflyer, bevor die Guardia Civil die Aktion beendete. Die Aktion verdeutlicht die Spannungen zwischen den Touristenströmen und der einheimischen Bevölkerung, die sich von den Auswirkungen des Massentourismus überrollt fühlt.
Skógafoss, Island
Island mit seinen Vulkanlandschaften, Gletschern und Wasserfällen wie dem Skógafoss ist ein Hotspot für Influencer aus aller Welt. Plattformen wie Instagram und TikTok zeigen die Insel als perfektes Sehnsuchtsziel, doch der Schein trügt oft. Die ARD-Dokumentation „Island - die Macht der Influencer“ von Christian Blenker begleitet isländische Influencer wie Ása Steinars und Gunnar Freyr Gunnarsson, die mit spektakulären Inhalten ein Millionenpublikum erreichen.
Der Erfolg bringt aber auch Druck mit sich, da immer neue, außergewöhnliche Orte gefunden werden müssen. Gleichzeitig hinterlassen Nachahmer oft Spuren in der empfindlichen Natur. Der Boom zeigt, wie Social Media die Wahrnehmung und den Umgang mit solchen Reisezielen prägt.
Hluhluwe-iMfolozi Park, Südafrika
Der Hluhluwe-iMfolozi Park in Südafrika ist nicht nur eines der ältesten Schutzgebiete Afrikas, sondern auch ein beliebter Influencer-Hotspot. Atemberaubende Landschaften, weite Savannen und beeindruckende Tierbeobachtungen ziehen Influencer an. Besonders der Umgang mit Fotos von Nashörnern sorgt für Diskussionen.
Um die bedrohten Tiere vor Wilderern zu schützen, fordern Schilder im Park die Besucher auf, bei ihren Posts keine Geotags zu verwenden. Unter dem Hashtag #nogeotag wird diese Initiative in den sozialen Medien unterstützt. Ziel ist es, das Bewusstsein für den Schutz der Tierwelt zu stärken und gleichzeitig die negativen Auswirkungen unbedachten Verhaltens auf die Tierwelt zu minimieren.
Berggasthaus Aescher in den Appenzeller Alpen, Schweiz
Das Berggasthaus Aescher-Wildkirchli in der Schweiz ist eines der bekanntesten Fotomotive der Alpen. Spektakulär an einer steilen Felswand gelegen, zieht es jährlich tausende Touristen und Influencer an.
Vor allem in den Sommermonaten bilden sich lange Schlangen vor dem Zugang, um das perfekte Foto zu schießen. Gleichzeitig führt der Besucheransturm zu Diskussionen über den Umgang mit der sensiblen Natur. Das Gasthaus ist nur zu Fuß oder mit der Luftseilbahn Ebenalp erreichbar.
Altstadt von Dubrovnik, Kroatien
Die historische Altstadt von Dubrovnik in Kroatien ist durch ihre Rolle als Drehort für „Game of Thrones“ zu einem Magneten für Influencer und Touristen geworden. Darüber berichtete unter anderem das ZDF. Vor allem die berühmten Stadtmauern, die in der Serie als „Königsmund“ dienten, ziehen täglich tausende Besucher an.
Social-Media-Beiträge haben den Ansturm noch verstärkt, was zu überfüllten Straßen und langen Warteschlangen führt. Die UNESCO-Welterbestätte leidet unter dem Massentourismus und auch hier gibt es Bemühungen, die Besucherzahlen zu regulieren.