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„Fällt mir schwer“Uli Hoeneß liefert sich kuriosen Schlagabtausch vor Gericht

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Uli Hoeneß hat vor Gericht für Lacher gesorgt.

Uli Hoeneß hat vor Gericht für Lacher gesorgt. (Archivfoto)

Fast 90 Minuten sagte der ehemalige Manager des FC Bayern im Prozess aus – und lieferte ordentlich Zündstoff.

Einen munteren Auftritt hat Uli Hoeneß im „Sommermärchen“-Verfahren in Frankfurt am Montag (15. April) hingelegt. Erst lieferte sich der verurteilte Steuersünder einen launigen Schlagabtausch mit der Richterin, dann gratulierte der 72-Jährige überraschend Bayer Leverkusen im Zeugenstand etwas zerknirscht zur Deutschen Meisterschaft.

Bei seiner Aussage vor dem Landgericht Frankfurt/Main sorgte der Ehrenpräsident von Bayern München am Montag im Zusammenspiel mit der Vorsitzenden Eva-Maria Distler kurzzeitig für Erheiterung. Auch weil sich die Richterin einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen konnte.

Uli Hoeneß nimmt vor Gericht kein Blatt vor den Mund

Als Hoeneß über lukrative Testspiele des FC Bayern Anfang der 2000er sprach und betonte, dass der Klub diese aufgrund der finanziellen Entwicklungen heute in dieser Weise nicht mehr machen würde, fiel ihm Distler ins Wort. „Mir lag gerade auf der Zunge, dass die Einnahmen in diesem Jahr vielleicht etwas niedriger sind. Aber das ist vielleicht ein anderes Thema“, sagte sie mit einem Augenzwinkern angesichts der sportlichen Situation bei Bayern München in dieser Saison.

Das ließ Hoeneß nicht auf sich sitzen und konterte spontan: „Da muss ich Sie enttäuschen. Wir haben ein super Jahr.“ Ein leises Raunen ging durch den Saal.

Uli Hoeneß schickte Glückwünsche an Bayer Leverkusen

Dann machte der Weltmeister von 1974 einen Schwenker ins aktuelle Bundesliga-Geschehen und schickte seine Glückwünsche ins Rheinland. Bayer Leverkusen sei „vollkommen zu Recht Meister geworden. Ich habe ihnen heute allen gratuliert und gesagt, dass ich ihnen das gönne“, sagte er zähneknirschend - aber: „Es ist mir schwergefallen.“

Im Saal erntete Hoeneß dafür Lacher. Richterin Distler gab zu, dass ihr dies „wahrscheinlich auch schwergefallen“ wäre. „Aber ich bin kein Bayern-München-Fan, und hier muss man ja die Wahrheit sagen“, erklärte sie, ehe Hoeneß ergänzte: „Ich habe gehört, Sie sind Eintracht-Frankfurt-Fan.“ Distler musste gestehen: „Ja, und wir haben auch andere Probleme.“

„Sommermärchen“-Skandal: Uli Hoeneß sagt fast 90 Minuten als Zeuge aus

Zur eigentlichen Sache brachte Uli Hoeneß kaum neue Erkenntnisse. Er dementierte einmal mehr einen möglichen Stimmenkauf bei der Fußball-WM 2006 und flocht seinem gestorbenen Freund Franz Beckenbauer posthum einen Lorbeerkranz. Doch Licht ins Dunkel der Sommermärchen-Affäre konnte auch der langjährige Patron des FC Bayern München bei seiner rund 90-minütigen Zeugenaussage nicht bringen.

Franz Beckenbauer (r.) Uli Hoeneß bei einem Auftritt in der ARD-Sportschau.

Franz Beckenbauer (r.) Uli Hoeneß bei einem Auftritt in der ARD-Sportschau 1987. (Archivfoto)

Er wisse nichts über den Verwendungszweck der zehn Millionen Schweizer Franken, die 2002 als Darlehen des französischen Unternehmers Robert Louis-Dreyfus auf einem Konto des mittlerweile gestorbenen Franz Beckenbauer gelandet und von dort nach Katar an den damaligen FIFA-Vizepräsidenten Mohamed bin Hammam weitergeleitet worden waren.

Günter Netzer und Urs Linsi als weitere Zeugen im „Sommermärchen“-Prozess geladen

„Wofür das Geld war, weiß ich nicht“, sagte Hoeneß am vierten Verhandlungstag des Sommermärchen-Prozesses, in dem sich die ehemaligen DFB-Funktionäre Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall verantworten müssen.

Ob weitere prominente Zeugen wie Fedor Radmann, für den die Richterin eine Vorladung ankündigte, oder Günter Netzer und Urs Linsi im Zeugenstand Licht ins Dunkel bringen werden, ist nach den bisherigen Vernehmungen fraglich. (mbr/sid/dpa)